Freitag, 30. April 2010

Voll und Leer oder die Gewichtsverteilung

Ein Gegensatzpaar, wie es typisch ist für das Taijiquan. „Müheloses Bewegen bedeutet, dass mir die Schwerkraft dabei hilft. Das Schwere sinkt nach unten und das Leichte steigt nach oben. In jedem Arm, in jedem Bein, im ganzen Körper ist es gleichzeitig voll und leer. Und ständig findet ein Wechsel zwischen diesen Extremen statt.
Ist die Hand leicht und steigt nach oben, ist der Ellenbogen schwer und sinkt nach unten. Das Volle sinkt durch das Standbein nach unten in den Boden und von dort steigt es wieder nach oben in den Arm, die Hand , die Finger, zum Anderen hinüber.
In der Figur „Die Mähne teilen“ ist ein Fuß- und Hüftgelenk voll – schwer an dem Bein, auf dem ich das Gewicht habe. Beim gewichtslosen Bein sinkt das Knie schwer nach unten. Die Hand auf der gewichteten Seite steigt mühelos leicht nach oben und der Ellenbogen sinkt schwer nach unten. Der Arm der gewichtslosen Seite sinkt mit der Hand nach unten und nur der Ellenbogen ist leicht. Das ist ein Beispiel, das sich für alle Figuren der Form fortsetzen lässt.
Schwere zu erreichen bedeutet dabei nichts anderes, als das Gelenk zu lösen, zu öffnen und die Schwerkraft wirken zu lassen. Verkehrt ist es dagegen, das Gelenk durch Muskelkraft nach unten zu drücken.
Leichtigkeit entsteht als Gegensatz zur Schwere. Womit gemeint ist, dass über einen „Hebel“ ein Gegensatz, ein schweres, sinkendes Gelenk das andere leicht und leer nach oben steigen lässt. ( Ellenbogen sinkt, Hand steigt oder eine Hand sinkt, die andere steigt)
Ein kurzer Gedanke gilt da noch der Struktur, die immer Pengjin ist, also weder schlaff noch verspannt, sondern die Art eines luftgefüllten Ballons wiederspiegelt.
Das klingt so leicht und ist so schwer zu verwirklichen – für mich allein, aber auch mit anderen. Mit der Belastung durch einen Partner bricht die Struktur bei mir schnell zusammen. Das ist dann also der nächste Schritt, der gegangen werden muss.
Beobachten und geschehen lassen. Mit kleinen Wirkungen beginnen um mich dann steigern zu können. Die Hand steigt nicht gleich zu Beginn im gleichen Maß wie die andere sinkt. Da über das Ziel hinauszuschießen und rohe Muskelkraft einzusetzen ist verführerisch, bringt mich jedoch nicht weiter.
Der Scheitel am Kopf (Baihui) ist leicht und steigt nach oben. Das Steißbein sinkt nach unten, als ob ich mich setzen würde. Hier gibt es keinen Wechsel. Also hält sich der Kopf mühelos leicht oben, weil das Steißbein voll durch die Schwerkraft nach unten sinkt. Zwischen den Wirbeln ist genug Platz, so dass sich die gesamte Säule flexibel bewegen kann, schwingen kann wie eine Saite und so die Energie zwischen den Beinen und Armen überträgt.
Für mich zählt dieses Thema neben dem „Pengjin“ zu den wichtigsten, die ich momentan entwickeln möchte.