Freitag, 31. März 2023

3 Bälle, welcher ist Taiji?


Während ich die Bewegungen des Taijiquan erforsche, die, ohne Zweifel, sehr wichtig sind, stoße ich immer wieder auf ein strukturelles Problem. Und ich finde, dass ich das genauso wichtig nehmen sollte, wie die Kreise und Schleifen mit denen ich Taijiquan bewege. 

Welche Struktur hat das Taiji in meinem Körper?

 


 

Holz ist schön und ich kann durch diesen Ball aus Holz direkt die Erde drücken.

Aber Holz ist auch hart und nicht elastisch, kann deshalb nur wenig Bewegungsenergie speichern und wieder abgeben.

 


Also benötige ich etwas „Weiches“ als Ball. Da ist dieser Ball aus Schaumgummie genau richtig, denke ich.

Taiji ist weich, heißt es immer.


Nun kann ich Bewegungsenergie speichern, wenn ich den Ball drücke. Lasse ich los, wird sie wieder abgegeben, der Ball wird wieder rund wie zuvor.

Aber ich kann nicht durch ihn hindurch auf die Erde drücken. Der Ball ist dafür zu weich, lässt sich zu sehr zusammendrücken. Erst wenn ich ihn ganz zusammengedrückt habe, gelingt mir das. Doch dann ist er so wenig elastisch wie der Ball aus Holz.

Ja, der Ball ist wirklich zu weich.

 



Genauso stelle ich es mir in meinem Körper vor. Er sollte nicht so hart  wie der Ball aus Holz sein und nicht so weich, schlaff, wie der Ball aus Schaumgummi.

Wenn mich jemand am Arm schiebt, leite ich elastisch durch, so dass er letztendlich die Erde selbst schiebt, was natürlich nicht geht, weil sie viel zu mächtig ist, so dass er sich eher selbst wegschiebt.

Ob schnelle, kurze Pushes oder langsame, lange ist da egal. Ich stelle mich mit meiner Elastizität darauf ein.

Und lässt der Andere mit seinem Push nach, kehre ich, wie der Ball, in meine (runde) Ausgangsform zurück, mehr nicht!

 

Der Wille, immer mehr hinzuzufügen, als ursprünglich da war, muss von mir überwunden werden.

Wenn der Andere hart und heftig durch mich die Erde stößt, bringt er sich nur selbst aus

seine Balance, bricht seine Wurzel und fällt.


 Ich bin dazwischen, der elastische Ball und mehr nicht.

 

Der Weg dahin ist lang und mit viel Fleiß gepflastert. Ich kann mich lange im Solotraining einer Illusion hingeben, dass ich schon weit voran gekommen bin. Erst im Push des Anderen werde ich erkennen, ob ich wirklich so elastisch bin, wie es nötig ist.

 

Die Kreise und Schleifen des bewegten Taijiquan bekommen dann eine ganz neue Dynamik.

 

Ehrlich betrachtet, kann ich jetzt gerade erst einmal die geringste Kraft so aufnehmen. Der Weg ist also noch weit, bis ich über den härtesten Push nur lachen kann.

Aber ich habe dieses Gefühl in mir erlebt, wie es ist, dieser Ball dazwischen zu sein und weiß, wie ich daran arbeiten werde, es weiter zu entwickeln.

 


 

 

Die Ausrichtung ist von unten ausgehend 

 

Wenn ich nun einen Ball nicht direkt durch seine Mitte zur Erde hin drücke, rollt er weg.

 

Wenn mich also jemand schiebt und ich nicht präzise genau ausgerichtet bin, so dass er durch meinen Körper, durch mein Bein, meinen Fuß in die Erde schieben kann, entsteht eine Abweichung vonn der idealen Mittellinie. Die könnte ich zur Seite rotierend ableiten. Gelingt das nicht und ich spanne vielleicht auch noch Muskeln an, gerade in den Beinen, werde ich meine Verbindung zur Erde  (Wurzel) verlieren und selbst fallen.

 

Richtiges Üben bedeutet also immer aus den Füßen durch die Beine, den Körper, Schultern, Arm, eine Struktur aufzubauen, die diesen Schub dann direrkt in die Erde ableitet. Und das überprüfe ich immer wieder, in dem ich mich entsprechend schieben lasse.

 


Wichtig ist, dass der Aufbau von unten, diese Entspannungswelle immer in der Wurzel unter den Füßen beginnt und sich dann nach oben zum Anderen hin ausbreitet, nicht umgekehrt., weil es sonst zu einem Aufstauen kommt.

 

Deshalb ist es unerlässlich, dass der Partner nur so stark schiebt, wie ich es auch durchleiten kann, mir die Zeit lässt, die Verbindung von unten her aufzubauen. Mit immer längerer Übungspraxis, wird das dann schneller werden.

 

In meiner Soloform kann ich nur das üben, mir das Vorstellen, was ich beim Schieben mit dem Partner auch wahrgenommen habe.

 

Also ich stelle mir vor, dass der Andere meinen Arm schieben wird und meine Entspannungswelle entwickelt sich dann aber aus meiner Wurzel, durch meine Füße ( den Quellpunkt als Eintrittsbereich), meine Beine hinauf, durch den Beckenbereich, die Wirbelsäule hinauf, durch den Schulterbereich, den Arm entlang bis zum Kontaktpunkt, wo die Hand des anderen aufliegt, den Schub dann zur Erde durchleitet.

 

Da ich noch im Entwickeln bin, kann der Druck des anderen zu groß für mich sein, so dass ich, bevor ich dann doch anspanne, unsymetrisch in mein Kua sinke und dadurch den anderen zur Seite rotiere, ableite ( LU).

 

Diese Struktur nennt sich Pengjin und hat nichts mit dem gleichnamigen Peng der 8 Taijiprinzipien zu tun ( Peng, Lu, usw.) 


Ich muss endlich mein Taiji vom Kopf auf die Füße stellen. Und dazu gehört, dass ich wieder einmal ganz von vorn anfangen werde. Und das ist auch schön so…