Sonntag, 13. Dezember 2020

24er Taijiquan - 1 - Arme heben

Einleitung: 

Die 24er Form des Yang - Stil - Taijiquan lernte ich als erstes und bewege sie auch heute noch, sowohl allein als auch mit anderen zusammen.

Über die Zeit hin habe ich sie entwickelt, mit anderen Ideen verbunden und versucht für mich zu erforschen, wie sie von innen her funktionieren könnte.

In dieser blog - Reihe geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben.

Es gibt genug Anleitungen, von denen einige als Empfehlung ganz unten aufgelistet sind.

Es ist möglich die Form einfach so zu laufen. Oft bewege ich aber auch eine Figur aus der Form nur für sich immer wieder im Kreislauf, für die "linke" Seite genauso wie für die "rechte" Seite, damit alles symmetrisch ist. Genauso gibt es für mich keine Frage, dass ich die Form in beiden Richtungen laufe, obwohl ich hier in meiner Beschreibung, mich nur mit einer Seite, die in der Literatur meist beschriebene, beschäftige.

 Kurzer Ablauf:

Grundstellung

Schritt zur Seite

Arme heben

Arme senken

 Lange Erklärung: 

Schon in der ersten Figur ist alles enthalten. Grundlegende Prinzipien wende ich an, die sich im weiteren Verlauf immer wiederholen werden.

Ich stehe, aufgerichtet, von oben hängend, mit geschlossenen Beinen, die Füße an den

Fersen zusammen und vorn eine Hand lang geöffnet.

Meine Struktur entwickelt sich in einer Welle von den Füßen her durch die Beine, den Rücken hinauf, durch den Hals bis in den Kopf und darüber hinaus. Meine Arme hängen an den Seiten herab aber nicht schlaff, sondern aktiv, mit etwas Platz unter den Achselhöhlen. Mein Steißbein setzt sich natürlich nach unten und begradigt dadurch etwas meinen unteren Rücken.

So kann ich etwas stehen und mich beobachten, ob ich entspannt bin, aufgerichtet und wirklich ein klein wenig sitzend.

 Dann geht es los. 

Ich sinke etwas in meinen linken Fuß. Das ist die Seite, zu der ich mich später bei meiner zweiten Figur hin wenden werde. Also in diesem Moment entscheide ich mich für die Richtung, in der ich die Form laufen werde. In dem ich sinke und meine Gelenke entspanne, ohne dass der Raum in ihnen verlohren geht, entsteht eine leichte Drehung des Körpers in der Hüfte nach links. Das ist eine ganz kleine Bewegung. Gleichzeitig schließt meine gesamte rechte Körperseite. Dadurch stellt sich mein rechter Fuß gerade und mein rechter Arm beschreibt einen kleinen Kreis entgegen der Uhrzeigerrichtung, wodurch meine Handfläche, die vorher zum Bein zeigte nun nach hinten ausgerichtet ist.

Ein Prinzip, das sich für mich durch die ganze Form zieht ist, dass ich einen Fuß nur bewege, wenn kein Gewicht auf ihm lastet.

Nun verlagere ich mein Gewicht auf diesen rechten Fuß, sinke in den Boden und verwurzeln mich stark.

Ich bin verwurzelt und aufgerichtet zugleich.

Mein linkes Bein wird leicht und der linke Fuß löst sich vom Boden. Wie von selbst setzt sich ein Schritt breit zur Seite mit einer Fußlänge oder Schulterbreite, wobei sich der Fuß selbst gerade nach vorn ausrichtet.

So könnte ich etwas stehen und die Ausrichtung meines Körpers beobachten.

Oder ich beobachte meinen Atem, wie er gleichmäßig ein- und ausströmt.

Dann beginne ich.

Das "Kauern vor dem Sprung" ist ein weiteres Prinzip, dass sich durch die gesamte Form zieht. Eine scheinbar "gegenläufige" Bewegung, ein Schließen vor dem Öffnen, ein Sinken vor dem Steigen, das Sammeln vor dem Ausstoßen.

Ich löse also meine Muskulatur, ohne schlaff zu werden, sinke leicht und atme dabei aus. Ganz besonders an den Handgelenken ist dieses Sinken zu sehen.


Dann lasse ich los und eine Welle steigt durch meinen Körper und lässt meine Arme heben. Da gibt es mehrere Vorstellungsbilder. Ich könnte mir einen Ball unter meinen Armen vorstellen der steigt oder sie sind an Bändern befestigt, die nach oben gezogen werden. Die Muskeln in den Schultern und Armen sind entspannt und obwohl sie arbeiten ist es eher ein Bewegen lassen. Meine Schultern selber bleiben gesunken, was zu Beginn der größten Aufmerksamkeit bedarf.

Meine Arme steigen bis Schulterhöhe und meine Hände sind leicht gerundet und folgen obwohl sie auch Struktur haben und meine Gedanke durch sie in die Ferne reichen.

Das ist auch ein Prinzip, dass ich immer weiter in den Raum hineindenke als meine Arme und Beine reichen.

Ich stelle mir vor, dass ich mit meinem Oberkörper vorn nach unten hänge und meine Arme genauso einfach runter hängen. Und dieses Gefühl in den Armen, kann ich mir genauso vorstellen, wenn ich meine Arme nach vorn anhebend, "hängen" lasse.

Dabei habe ich eingeatmet. Mein Atem fließt leicht und gleichmäßig. Und die Abfolge der Bewegungen richtet sich nach diesem. Und damit kann die Bewegung nur so langsam sein, wie ich den Umfang meiner Atmung entwickelt habe. Das gilt, wenn ich mich allein bewege. In der Gruppe passe ich mich der Bewegung der anderen an und entwickle auch so entsprechend meinen Atem.



Und dann entsteht die nächste Kette aus den Füßen durch meinen Körper und zieht meine Arme langsam wieder zurück in sich und nach unten. Da ist ein gleichzeitiges Sitzen im unteren Rücken und in den Ellenbogen. Bei den Anwendungen dann werde ich sehen, dass das eben nicht eine Bewegung des Armes selbst ist sondern ein Sinken durch den Körper. Denn wenn sich nur die Arme bewegen würden, müsste mein Körper ja fest sein, damit der Arm sich an dieser Befestigung bewegen könnte. Sinkend und Ausatmend, gelangen so meine Arme wieder neben dem Körper, so wie sie gestartet sind.

Weitere Übungen: 

In Abwandlungen, wenn ich diese Figur einzeln bewege, kann ich variieren.

Ich hebe meine Arme und wenn sie waagerecht nach vorn reichen, lasse ich die Hände weitersteigen und von der Vorstellung her, meine Ellenbogen nach vorn fallen. Meine Hände steigen so bis sie ihr Maximum erreichen und sinken dann wieder nach unten. Immer versuche ich eine „runde“ Bewegung zu erreichen.

Ich kann auch in kleinen Kreisbögen meine Arme über Außen, also öffnend nach oben steigen lassen und über Innen, also Schließend nach unten sinken.

Auch umgekehrt ist es möglich über Innen, schließend meine Arme steigen zu lassen und über Außen, öffnend sinken sie wieder nach unten.

Diese öffnenden und schließenden Bewegungen kann ich mir auch innerlich vorstellen, wenn ich meine Arme einfach nur gerade nach vorn, oben steigen lasse.

Immer ist meine Atmung mit meiner Armbewegung verbunden. 

Anwendungen:



In den Partnerübungen stelle ich mir vor, dass der Partner seine Arme auf meine legt, wenn ich sie steigen lasse. Und unter meine Arme wenn ich sie sinken lasse. Nur leicht und so, dass ich diese mühelos bewegen kann.


 

Die Vorstellung wäre, dass der andere die Absicht hat, mit seinen  beiden Händen gleichzeitig an meinen Hals zu greifen. In diesem Fall würde ich ihm einen Schritt entgegengehen und meine Arme heben. Wenn unsere Arme dann Kontakt haben, entscheidet sich, wie es weitergeht. Ich lasse nicht Armkraft gegen Armkraft wirken. Geht der andere vor, werde ich mich zurück schieben lassen. Aber meine Arme kommen zwischen seine hindurch. Und dadurch würden seine Hände an meinem Hals vorbeigreifen. Da der andere das merkt, wird er sich wahrscheinlich zurückziehen, so dass ich in dem Fall mitgehen kann und meine Arme, die jetzt auf seinen liegen, einfach wieder sinken lasse.

Es könnte auch sein, dass der ander so stark vorgerückt ist, dass meine Hände dann auf seinem Oberkörper zu liegen kommen, bevor er anfängt sich zurückzu ziehen und ich so meine Hände und Arme sinken lassen, was nach außen hin oft falsch gesehen wird, als wenn ich den anderen von mir stoßen würde. Wenn ich es gut kann, sinke ich nur und der andere fällt von selbst aus seiner Struktur und nach hinten. Würde ich tatsächlich stoßen würde ich unter Umständen selbst aus meiner Blance geworfen werden, falls der ander plötzlich nachgibt und leer wird. 

Zusammenfassung:

 Steigen und Sinken, sowohl äußerlich aus auch im Inneren ist der Hauptaspekt. Wenn ich meine Arme hebe und senke, ist Außen und Innen mit meiner Atmung verbunden..

Für mich ist diese erste Figur schon sehr wichtig und ich bewege sie so oft es sich anbietet, und auch beim Qigong.

Die gesamte Form laufen ist wichtig. Aber sich mit den Details zu befassen macht erst die Meisterschaft aus. Gerade in diesen fast monotonen, langweiligen, Wiederholungen liegt das Potential, diese Details zu entwickeln und tiefer, innerer zu beobachten und verändert.


Erweiterung als Nachtrag: 17.12.2021

Arme heben als peng, lu, ji, an

Ich stehe schulterbreit.

Arme heben, einatmen, ein Gefühl, als wenn der Raum unter den Armen anschwellen würde, "peng"

Sind die Arme waagerecht, folgt "lu", zurückrollen, in die Kua sinken und da ich parallel in beide sinke, ziehen sich dadurch beide Arme gleichzeitig zurück, meine Ellenbogen bleiben gehoben und "fallen" nach vorn.

Jetzt "ji", also ausdehnen meiner Handflächen nach vorn, elastisch und gerichtet zum anderen hin und im Körper verbunden, beginnend auszuatmen. Nicht zu weit nach vorn stoßen, gerichtetes "peng"

Dann "an" also sinken nach unten der Handballen, verbunden mit den Kua nach innen.

Ein Partner kann helfen beim Heben, in dem seine Hände oben, auf den Handrücken liegen und beim Sinken unter den Handflächen liegen. Nur leichten Widerstand leisten, damit der Übende mühelos bewegen kann.



Quellen:

Als Buch:

 „Taijiquan“ chinesisches Schattenboxen, Kurze Peking – Form von Foen Tjoeng Lie

Mit vielen Bildern und Poster für den gesamten Ablauf ist das meine persönliche Wahl.

 Online:

 Anleitung gezeichnet:

https://www.taiji-qigong-akademie.de/download/Pekingform.pdf

 Text und animiert Guna Grisel

https://www.yumpu.com/de/document/read/34404108/2-taijiquan-form-mit-24-sequenzen-instructor-zone

http://www.instructor-zone.de/taiji24erform.html#19

Video:

https://www.youtube.com/watch?v=eNnA4E6NLDU

von hinten:

https://www.youtube.com/watch?v=3whnk7x7rls

https://www.youtube.com/watch?v=e4VIw41R-PU

Und es gibt noch viele weitere da draußen.