Freitag, 24. April 2020

8 Brokate – Übung 5 – Pferdestand


„Die Arme aufspannen, in den Pferdeschritt gehen und das Herzfeuer vertreiben“



Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und vielleicht auch bald auf das Video dazu.
Jede Übung werde ich 2 mal zu beiden Seiten ausführen. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.

 Die fünfte Brokatübung ist sehr stark und verführt mich dazu, dass ich sie mit Anstrengung und mit zu tiefem Stand bewältigen möchte. Sich darauf einzulassen, sich nur so tief abzusenken, wie es mühelos möglich ist und sich korrekt zu neigen, ist nur durch viel Geduld und klare Gedanken zu erreichen.

Orientierung:

Alle Brokate sind symmetrisch. Und doch gibt es zum Teil seitliche Unterschiede. Und dabei war ich mir am Beginn manchmal unsicher, mit welcher Seite ich beginnen sollte. Eine Orientierung dabei war, mich nach dem ersten Sinken nach rechts zu orientieren.
Für die fünfte Übung bedeutet das, dass ich mich zuerst nach rechts neige, um dann beim Schwenken aus dem gesunkenen Fuß nach links leicht zu werden.

 Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brusthöhe heben
- nach links in einen breiten Stand gehen
- ganzen Körper, senken Hände senken und auf den Oberschenkeln ablegen
- nach links neigen
- nach rechts schwenken
- Ruhehaltung
- Auflösen und zurückschwenken
- aufrichten und linken Fuß zurückstellen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper

Übung nach rechts ausführen …

Bemerkung: Diese dritte Übung hat etwas Spiraliges und diagonal Verbindendes für mich.



Als ich die 8 Brokate die ersten Male nach Prof. Jiao Guorui bewegte, und zwar nach Anleitung aus seinem Buch, habe ich schrittweise einzelne Teile der Übungen genommen und immer wieder ausgeführt, so wie in einer Art Kreislauf. Und deshalb finde ich es auch nicht langweilig, wenn gerade der Beginn jeder Brokatübung scheinbar gleich bewegt wird.

Der Kreis schließt sich mit den Erfahrungen der letzten Übungen rückwirkend auf die ersteren.



Ich stehe wieder in meiner Ausgangsstellung und spüre, dass ich jetzt eine ganz besonders schöne Übung bewegen werde. Wie immer hebe ich meine Arme auf Schulterhöhe und wende meine Handflächen nach unten, mit der Vorstellung, das ich meine Arme ablege. Nun sinke ich wieder in den linken Fuß und stelle den rechten Fuß gerade. Eine kleine Vorbereitung auf den folgenden Teil. 



















Nun löse ich meine rechte Seite und sinke ganz entspannt in meinen rechten Fuß und tief verwurzelt in den Boden darunter. Jetzt ist der Moment, wo ich „ernte“. Alle bisherigen Erfahrungen fließen in diesen stabilen Stand, der tief gesunken und hoch aufgerichtet gleichzeitig ist, damit ich dann meinen linken Fuß vom Boden lösen kann. Ich stelle mir vor, dass wie an einem Faden, mein linkes Knie gehoben wird, der linke Fuß hängt entspannt und die Sohle zeigt zum rechten Bein hin, streicht an diesem entlang hoch, ohne es zu berühren, bis zur Kniehöhe. Für mich möglich, für jemanden, der nicht stabil verwurzelt stehen kann, ist es besser, den Fuß nicht so hoch zu heben, immer den eigenen Möglichkeiten entsprechend, vielleicht auch nur den Fuß vom Boden lösen und „schleifend“ am Boden zur Seite setzen.



Wenn ich übe und mich darauf einlasse, kann ich so mit dem gehobenen Fuß auch etwas länger stehen. Ich beobachte Entspannungswellen aus meinem Standfuß durch meinen Körper, der eine vollständig elastische Struktur bildet, bis durch meine Arme und Finger, die einen Kreis vor meiner Brust bilden. Würde mich jetzt jemand schieben oder ziehen, egal wo am Körper, wäre es für mich schon schwer, entspannt damit umzugehen, stabil auf diesem einen Bein stehen zu bleiben.

Dann senke ich mich ab. Es ist wichtig für mich zu erkennen, dass die Tiefe meines Sinkens darüber entscheidet, wie weit der folgende Schritt zur Seite sein wird. Und es ist genauso wichtig für mich zu erkennen, dass der Schritt nur so weit sein darf, wie ich mich später in dieser Haltung bewegen kann und daraus auch mühelos wieder aufrichten werde.
Diese kleinen Verwindungen in meinem linken Bein und Hüftbereich, weil ich mit meiner Fußsohle mein rechtes Knie betrachte, führt dazu, dass ich jetzt beim Loslassen derselben, einen Schritt zur Seite setzten werde. Ich setzte meinen linken Fuß auf den Boden und lasse mein halbes Gewicht nun durch ihn in den Boden fließen.

Bild Bogen aus Ziegelsteine 



Das ist ein stabiler Stand und sofort bemerke ich den Bogen, den meine Beine bilden, den ich über lange Zeit des Übens hinweg in meiner Vorstellung entwickelt habe. Stein für Stein von beiden Seiten aus hoch gemauert und mein Beckenboden dann den Schlussstein bildend, der die Beine verbindet und das Gewicht des Oberkörpers auf dem Bogen gleichmäßig verteilt. Meine Knie sind dabei nur wenig innerhalb der Füße, selbst wenn ich auf einem sehr rutschigen Boden stehen würde,  meine Füße würden nicht zu den Seiten weggleiten.
Für mich ein starkes Vorstellungsbild und sehr wichtig, weil die Entspannung der gesamten Übung davon abhängt, wie ich jetzt stabil und vertikal ausgerichtet auf diesem Bogen sitzen werde.



Jetzt senke ich mich ab, quasi setzte ich mich mit meinem verlängerten Rücken und begradigter Wirbelsäule nach unten hin ab, mein Becken ist entsprechend gekippt. Von der Vorstellung her, als wenn ich mich auf einen Stuhl setzten würde, aber ohne mich darauf fallen zu lassen. Eher so, als wüsste ich nicht ob er da ist oder nicht.
Meine Hände senken sich auch und gehen dann dabei über die Oberschenkel nach außen Richtung Knie und legen sich dort ab, Daumen nach hinten, Finger zeigen nach vorn. Das ist schlüssig, wie weit die Hände nach außen gehen wird von der Tiefe des Sinkens bestimmt.
Wenn mein Körper es nicht schafft, in dieser Struktur zu sitzen, wäre es leicht, sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abzustützen.

Bei Prof. Jiao Guorui darf ich lesen:

Nach längerer Übungspraxis legt man die Hände gar nicht mehr auf die Oberschenkel auf, sondern lässt den Raum eines Blattes Papier zwischen Hände und Oberschenkel.

Natürlich habe auch ich am Anfang übertrieben, zu tief gestanden und meine Hände mit dem gesamten Gewicht meines Oberkörpers aufgestützt. „Zwischen Hände und Oberschenkel ist Platz“ und ich stehe, sitze mühelos. Als ich das verinnerlichte, wurde die gesamte Übung vom Kopf auf die Füße gestellt.
Die Vorstellung, dass mein Kopf, mein Oberkörper nach oben fällt, dass kein Gewicht durch meine Hände auf die Beine wirkt, dass mein Rücken entspannt und in seiner inneren Struktur sitzt, mühelos, jedes Teil passt zueinander.
Langes wiederholtes Üben und ich verstand, wie es gemeint war.
Ich kann als Übung mal mehr und weniger sinken, also höher oder tiefer gehen im Wechsel und beobachten, wie meine Hände dabei über die Oberschenkel gleiten, vor und zurück, mühelos.



Wenn diese Haltung, die nun so stabil in sich ist  wirkt, löse ich meinen rechte Hüftbereich Kua, die Leiste. Dadurch neigt sich mein Oberkörper nach rechts , nur soweit, wie ich mit geradem Rücken, ohne dieses Sitzen aufgeben zu müssen, beugen kann. Mein Kinn ist etwas nach vorn ausgerichtet, weil mein Blick sich nach vorn unten richtet auf einen Punkt etwa einen Unterschenkel lang weit weg vor meiner Fußspitze.
Dieses Zusammenspiel von: mein Kopf fällt von der Vorstellung her nach oben und durch die Neigung jetzt etwas nach vorn, entlastet die Muskeln im Rückenbereich, die arbeiten wollen. Die Haltemuskeln, die allgemein notorisch unterfordert sind und deshalb meist nicht gut entwickelt wurden, bekommen dadurch langfristig einen Impuls sich mehr zu entwickeln und die Haltung zu übernehmen.
Immer wieder löse ich gedanklich sich willkürlich anspannende Aktionsmuskeln, lasse die Haltemuskeln die Strukturentwicklung in meinem Körper übernehmen.



Jetzt löse ich meine linke Kua, Leiste, und dadurch schwenkt mein Oberkörper nach links. Da meine Hände auf den Oberschenkeln liegen bleiben, wird sich mein linker Ellenbogen beugt und mein rechter streckt. Meine Arme lassen sich bewegen, selbst sind sie ruhig. Mein Blick bleibt nach rechts ausgerichtet, so dass mein Oberkörper auch so leicht nach rechts ausgerichtet bleibt.
Mein Gewicht ist gleichmäßig auf beide Beine verteilt. Ich spüre eine Verbindung aus dem rechten Fuß über den Körper bis in den Kopf, der immer noch nach vorn oben hängt. Ich über ständig daran, diese Ruhehaltung zu verbessern. Stehen meine Füße verbunden auf dem Boden, ist meine Hüfte entspannt, der Rücken gerade. Alles ist verbunden und sobald ich von den Achsen abweiche, bemerke ich, wie Muskeln anfangen zu arbeiten, anspannen, mehr als halten wollen. Meine Struktur ist da und fließt in den Boden.



Ich spüre eine spiralige Verbindung durch meinen Körper. Und wenn ich diese löse, so löse ich auch meine Haltung auf. Mein Körper schwenkt wie von selbst zurück zur Mitte und umso länger ich über auch „etwas über die Mittellinie hinaus“.




In dem ich nun in meine Füße sinke, etwas mehr in meinen rechten, richte ich mich langsam mit geradem Rücken auf und spüre etwas von dem Zug auf meine linke Seite, die sich schließen möchte. Steigen und Schließen, jetzt zeigt sich, ob ich zu tief gestanden habe, meine Füße zu weit auseinander gesetzt waren. Mühelos und ohne mich vom Boden abzudrücken, setzte ich meinen linke Fuß wieder neben meinen rechten.
Zur Erleichterung ist es mir empfohlen worden, vor dem Schritt vom rechten Fuß die Ferse und vom linken Fuß die Zehen nach innen zu drehen, wodurch mein Stand etwas schmaler wird. Und dadurch ist mein Körper auch etwas nach rechts ausgerichtet, wohin ich auch schließen werde.



Es gibt eine Möglichkeit, die ich persönlich ab und zu sehr gern praktiziere, wie sie auch für die 7. Brokatübung angeboten wird. Dabei sinke ich vor dem Schritt nach rechts zurück, nachdem ich meine Füße gedreht habe, in meinen linken Fuß, verdichte die Struktur in meinem linken Bein um dann diese Verdichtung wie eine Feder wieder loszulassen, bevor ich mit diesem Impuls in meinen rechten Fuß hinein verlagere.
Dies ist eine Möglichkeit, die ich für mich selbst entwickelt habe, weil ich sie zur Entwicklung meines Taijiquan sehr gut gebrauchen kann. Wichtig ist, das Komprimieren und Loslassen ohne den linken Fuß vom Boden abzudrücken zu bewegen. Das sieht von außen betrachtet so aus, ist vom Vorstellungsbild her aber genau anders herum. Es ist etwas wie wenn ein Ball vom Boden hoch prellt, nach dem er gefallen ist. Im Ball ist kein Muskel eingebunden, der diesen zusätzlich zur elastischen Hülle vom Boden wegstößt.
Meine Arme haben sich in der Zeit vor meinem Körper auf Brusthöhe gehoben und bilden wieder diesen horizontalen Kreis. Dann werde ich sie zu den Seiten nach außen und unten führen, wie ich bei den anderen Brokaten mich auch so bewegt habe.




So fügt sich alles zusammen und ich stehe am Ende wieder so da, wie ich begonnen habe, um dann die gesamte 5. Brokatübung zur anderen Seite nach genau der gleichen Anleitung mit vertauschter linker und rechter Seite zu bewegen.



Wenn ich jetzt nach dem Üben gemütlich an meinem Teetisch bin, denke ich auch gerade an diese 5. Brokatübung. Ich sitze hier auf meinem Hocker ohne Lehne, bin aufgerichtet und entspannt. Meine Beine haben die gleiche Struktur des Bogens auf dem ich sitze nur etwas niedriger, so niedrig wie ich beim Üben nicht stehen würde, weil es zu viel wäre.
Nach oben und nach unten wahrnehmen durch meine Wirbelsäule in den Hocker, der so stabil ist, dass er zurück reflektiert und mir dadurch bei meiner Aufrichtung behilflich ist.
Wenn ich über den Tisch reiche, um zum Beispiel meine Kanne zu nehmen, ist das das gleiche Beugen und Schwenken wie bei den Brokaten. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, begreiflich zu machen, dass es keine Trennung zwischen den Übungen und dem Alltag gibt. Ich übe eine Haltung oder Bewegung und im Alltag frage ich mich dann, ob es vergleichbare Möglichkeiten der Haltung oder Bewegung gibt. Erst dann schließt sich der Kreis für mich ganz.

 (*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8

DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD vermutlich ab 30.03.2020 erhältlich? – bis 03.04.2020 noch nicht erschienen


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-3-einen-arm-heben.htm                                                                                                                                           
  2. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-4-nach-hinten-blicken.html

Mittwoch, 22. April 2020

Bingdao Gushu 2016




Meine Teereise geht, grob betrachtet, zurück zum Einfachen. Und damit meine ich zum großen Teil, das darum Herum, die Zubereitung. Einfach bedeutet für mich allerdings nicht einfacher im Geschmack.

Letztens wollte ich etwas Tee bestellen, die momentane Lage erforderte es, und dachte dabei an einen Puerh, Gushu, frisch im Geschmack und jung an Jahren.



Im inneren Blick auf ein Wetter, das ich nun hatte, als ich draußen im Garten saß, am späten Vormittag, um einen Tee zu gießen, Sonnenschein und eine kühle Brise, wählte ich:
Bingdao Sheng Puerh Gushu, 2016 der mir von Nan Yi aus Berlin empfohlen wurde.

Ich hatte Abbruch von einer Scheibe 50 g und konnte gut erkennen, wie schön locker der Puerh gepresst wurde, und er sich somit leicht lösen lässt. Gut zu sehen, die trockenen Blätter und Spitzen, leicht verwoben und mit frischer Färbung.



dazu nehme ich mal wieder meine kleine Seitengriffkanne, die innen glasiert ist. Diese relativ dickwandige und mit schöner, gerissener Glasur versehende Kanne aus eine Art Steingut, schützt dadurch etwas vor dem kühlenden Wind. 
Mit 45 ml Inhalt, relativ klein aber für 2g Tee als konzentrierter Aufguss und mit nur leicht abgekühltem Wasser fing ich an.
Ich gieße direkt in meine Teeschale ab und halte so mein Set minimal.
Der Tee duftet trocken nur ganz leicht, in der erwärmten Kanne dann aber schon interessanter, frisch und kräutrig.



Mit kurzen Ziehzeiten fange ich an.
Ja, das ist ein schöner Tee, so wollte ich ihn haben. Typische Aromen für einen so jungen Pu, frisch,  spritzig, leicht grün, Kräuter, da ist etwas wie bei einem weißen Tee für mich drin, Pfirsich, ganz minimale Bitterkeit und Adstringens… und dann die leichte Süße im Schluck hinab, die mit der Anzahl der Aufgüsse immer stärker wird.
Und dieser Pu lässt viele Aufgüsse durch. So kann ich draußen sitzen und meinen Gedanken nachhängen.



Obwohl er irgendwie leicht wirkt, spüre ich seine frische, kühlende Energie, bin angeregt von diesem Pu und lasse meinen Rücken von der Sonne wärmen, während meine Fingerspitzen leicht kühl wirken. Mal sehen, wie er wirkt, wenn es erst richtig sommerlich heiß wird.

Die Blätter sind weich und haben dieses typische, leichte Grün ohne Oxidation, kleine Blätter und Spitzen mit etwas Bruch aber schön anzusehen.

Jeder Tee hat seine Momente, wo er besonders passt. Und der hier passt jetzt gut für mich.
Dies ist ein Tee, zum gleich Trinken, so wie ich vielleicht auch einen grünen Tee trinken würde. Sicherlich könnte ich ihn auch etwas liegen lassen. Aber Lagerung zur „Verbesserung“ finde ich hier nicht nötig und halte mich da lieber ans zeitnahe Austrinken zu den passenden Tagen.




Freitag, 17. April 2020

8 Brokate – Übung 4 – Nach hinten blicken


„Blick zurück auf die 5 Übertreibungen und die 7 schädlichen Einflüsse“



Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und vielleicht auch bald auf das Video dazu.

Jede Übung werde ich 2 mal zu beiden Seiten ausführen. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.
Diese 4. Brokatübung ist am Anfang wie die dritte und verführt etwas dazu, dass ich sie deshalb weniger beachte. Aber gerade weil ich nun schon weiß, wo es langgeht, kann ich genauer hinschauen.

Orientierung:

Alle Brokate sind symmetrisch. Und doch gibt es zum Teil seitliche Unterschiede. Und dabei war ich mir am Beginn manchmal unsicher, mit welcher Seite ich beginnen sollte. Eine Orientierung dabei war, mich nach dem ersten Sinken nach rechts zu orientieren.
Für die 4. Brokatübung bedeutet das: Wenn sich meine Hände trennen, achte ich besonders auf die Verbindung aus dem rechten Fuß in den Blick nach links, der „leicht wirkt“.

Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brust- oder Schulterhöhe heben
- nach links in einen schulterbreiten Stand gehen
- Hände senken, ganzen Körper senken
- vor dem Zentrum beide Hände zu den Seiten trennen, Blick nach links führen
- Ruhehaltung
- Haltung auflösen
- Arme vor den Körper kreisförmig hochführen
- Arme seitlich am Körper nach unten führen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper

Übung nach rechts ausführen …



 Nachdem während der dritten Brokatübung eine Hand über dem Kopf gehoben war, stehe ich nun kurz etwas und finde wieder zurück zu meiner Grundhaltung, gesunken und beruhigt. Meine Arme bilden vor dem Körper den gewohnten Kreis. Ich beobachte ein klein wenig die Verbindungen in meinem Körper. Dann sinke ich wieder etwas in und unter meine Füße, nur um dann loszulassen, meine Arme zu heben und die Räume in meinem Körper zu weiten.



Auf  Höhe meiner Brust oder Schulter drehe ich die Handflächen wieder nach unten und stelle mir vor ich würde meine Arme ablegen. Gleichzeitig beobachte ich den horizontalen Kreis, den sie vor meinem Körper mit diesem bilden. Flexibel und elastisch leiten sie jeden Druck oder Zug auf ihnen durch meine Beine und Füße in den Boden ab. Ich stehe stabil und gesunken. Gewicht in die linke Seite, lässt den rechten Fuß leicht und frei werden, so dass er sich schulterbreit zur Seite stellen kann. Und wieder stehe ich stabil und gesunken.



Mein Blick ruht jetzt auf meiner linken Hand und dadurch und durch das Sinken des gesamten Körpers senken sie sich vor dem Körper nach unten bis zur Höhe meines Dantien, kurz unter dem Bauchnabel. Ein leichter Widerstand, wie wenn ich zwei Bälle unter Wasser drücken würde, ist ein Bild meiner Vorstellung. Das empfinde ich als eine ruhige, gleichmäßige Bewegung durch den gesamten Körper, etwas komprimierend, und mein Blick folgt dabei meiner linken Hand.



Nun führe ich meine Hände links und rechts von meinem Körper zu den Seiten, die Handflächen horizontal nach unten und die Fingerspitzen nach vorn ausgerichtet.
Mein Blick folgt weiterhin der linken Hand und dann nach hinten schauend. Ich drehe den Kopf etwas mit nach links, aber nur soweit, wie meine Augen, die jetzt ganz links ausgerichtet sind, diesen mitziehen.
So stehe ich in Ruhe und vielleicht auch etwas länger und beobachte eine Verbindung aus meinem rechten Fuß und das Bein durch meinen Körper in den Blick und links hinter meinen Körper, entspannt und ohne Anstrengung.
Interessant auch das gleichzeitige Sinken der Handgelenke und des Kua (Hüftgelenkfalte), vielleicht sogar des Fußgelenkes in gleicher Ausrichtung und Kette.
Und ich habe gerade ein inneres Bild von einer Boje, die dem Blick meiner Augen entspricht, an der sich eine Kette bis zur Verankerung in den Grund des Sees, also von den Augen bis in den Fuß der auf dem Boden steht, in den Boden hinein hängt.



Dann löse ich die Stellung auf. Es ist nicht so, dass ich willentlich angespannte Muskeln lösen müsste. Aber durch den Blick nach links und die Haltung der Hände, sind Züge durch die Muskeln und spiralige Verdrehungen vorhanden, die ich einfach loslassen kann, damit sie sich auflösen. Auch mein Blick richtet sich dadurch wieder nach vorn aus.



Durch das Lösen der Züge und Verwindungen entsteht aber auch ein Bestreben, meine Arme steigen zu lassen. Ob dieses Bestreben natürlich so da ist oder durch meine Intention und das lange Übern dieser Figur so entstanden ist, wird mit der Zeit eher bedeutungslos, wenn ich es nun einfach geschehen lassen kann und meine Arme steigen bis sie wieder Brusthöhe, vielleicht auch Schulterhöhe erreicht haben. Und gleichzeitig schließen sie sich auch wieder zu diesem horizontalen Kreis, umfassend schließend dieses Gefühl von Bambus, nur um sich gleich darauf durch diesen vorgestellten Druck des Bambus wieder zu öffnen. Ich beobachte dieses Wechselspiel aus Schließen mit der Vorstellung des Widerstandes von einem Bambusbusch, bis dieser Druck so groß wird, dass ich nicht weiter schließen könnte, ohne rohe Kraft aufwenden zu müssen. Dann erfolgt das Loslassen und damit das elastische Öffnen der Arme ohne zusätzliche Bewegung derselben wieder durch Lösen und Loslassen, ohne die Struktur im Körper zu verlieren.
Und mein Körper steigt, weil er aus der Verdichtung befreit, die Räume elastisch füllt.





















Nach dem Schließen das Öffnen, nach dem Steigen das Sinken, um die Arme dann seitlich am Körper hinabsinken zu lassen. Nun in der 4 Brokatübung geschieht das schon so harmonisch, dass ich mich einfach daran erfreuen kann, ohne mich bemühen zu müssen. Die spiraligen Verwindungen entstehen wie von selbst, mühelos und lösen so einander ab


Zusammenfassung:

Es ist schön, wie ich von den anfänglichen muskulären Bewegungen um die Figuren zu entwickeln immer mehr hin zu dem „Bewegen lassen“ gelange.



(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8

DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD vermutlich ab 30.03.2020 erhältlich? – bis 03.04.2020 noch nicht erschienen


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html

  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-3-einen-arm-heben.htm

Montag, 13. April 2020

8 Brokate – Übung 3 – Einen Arm heben


„Einen Arm heben, um Milz und Magen zu regulieren“



Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und vieleiche auch bald auf das Video dazu.
Jede Übung werde ich 2 mal zu beiden Seiten ausführen. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.

Orientierung: 

Alle Brokate sind symmetrisch. Und doch gibt es zum Teil seitliche Unterschiede. Und dabei war ich mir am Beginn manchmal unsicher, mit welcher Seite ich beginnen sollte. Eine Orientierung dabei war, mich nach dem ersten Sinken nach rechts zu orientieren.

Für die 3. Brokatübung bedeutet das: Die rechte Hand sinkt beim ersten mal nach rechts unten und die linke wird „leicht“ und steigt nach links oben.

 Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brusthöhe heben
- nach links in einen schulterbreiten Stand gehen
- Hände senken, ganzen Körper senken
- rechte Hand neben den Körper führen, linke Hand über den Kopf führen
- Ruhehaltung
- Hände zu den Seiten führen
- kurzes Senken und ausstrecken
- Arme seitlich am Körper nach unten führen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper

Übung nach rechts ausführen …

Bemerkung: Diese dritte Übung hat etwas Spiraliges und diagonal Verbindendes für mich.



Ich stehe schulterbreit und meine Arme und Hände bilden einen Kreis vor meinem Körper. Abgesehen von der 7. Übung wird das die Anfangshaltung für den Rest der Brokate sein.
Die Finger sind eine Handbreit auseinander und auch eine Handbreit vor dem Körper in Nabelhöhe.
Ich spüre dieses Kreisen durch die Arme in beiden Richtungen. Die Ellenbogen fallen nach außen, aber nur so weit, dass die Arme eben diesen Kreis bilden. Da ist auch ein wenig ein Tragen von Gewicht. Meine Schultern sind gesunken und die Achselhöhlen sind offen, als wenn ich kleine Bälle darunter habe, auf denen ich meine Arme einfach ablege.



Ich sinke etwas und lasse dann meine Arme bis fast Schulterhöhe steigen. Deutlich die Verbindung aus den Füßen in die Finger spürend, lasse ich die Arme steigen und die Schultern sinken. Ich lege meine Arme ab und lasse sie ruhen. Es ist diese über lange Zeit immer wieder ausgeführte Bewegung, die sich einfach gleich wiederholt. Und es zu beschreiben ersetzt nicht das eigene Erleben.



Ich setzte den linken Fuß schulterbreit nach links ab und verteile mein Gewicht dann gleichmäßig auf beide Füße. Dann lasse ich die Arme vor dem Körper sinken, erst mittig bis sie sich zu den Seiten trennen, wieder dieses Bälle unter Wasser drückend.
Jetzt wird es interessant.





















Ich initiiere eine leicht spiralige Bewegung in meinem Körper. Dadurch wird meine rechte Hand leicht erst nach vorn, nach außen und dann etwas nach hinten gezogen. Gleichzeitig wird meine linke Hand leicht nach hinten, nach außen und dann nach vorn gezogen. Während die rechte noch auf dem Weg nach außen ist, fängt die linke schon an zu steigen. Ist die rechte hinten, hat die linke schon den halben Weg nach oben zurückgelegt. Wenn meine rechte Hand wieder neben meiner Hüfte angekommen ist, ist die linke Hand über meinem Kopf angekommen. Das alles liest sich komplizierter als es ist, wenn ich mich letztendlich auf eine Bewegung aus der Mitte meines Körpers heraus einstelle. Eine spiralige Bewegung, die in die Arme in die Hände weitergeleitet wird. Durch langes Üben wird der Zustand erreicht, dass die rechte Hand ihren kurzen Weg in der gleichen Zeit zurücklegt, in der die linke Hand bis über den Kopf steigt.

Dies ist eine Ruhehaltung, die ich längere Zeit so stehen kann.

Dazu beobachte ich, wie mit der Atmung, Entspannungswellen durch meinen Körper fließen. Meine rechte Hand drückt wie „einen Ball ins Wasser drücken nach unten“, meine linke schiebt genauso nach oben, wobei die Schultern gesunken sind. Von der Verteilung  schiebt die rechte Hand mit 2/3 nach unten, die linke Hand mit 1/3 nach oben. Meine Muskelflexibilität entscheidet, wie weit meine Hand genau über dem Kopf steht oder noch nicht. Nicht mit Gewalt dahin schieben, eher eine Art hinfallen lassen. Dazu spüre ich wieder, wie mein Rücken über die verlängerte Wirbelsäule sitzt. Wichtig ist, dass auch in Ruhe die innere Struktur und der Wandel erhalten bleiben. Das ist eine flexible Haltung, die mit jedem Atemzug lebt und sich im Steigen und Sinken, sowie Aufspannend nach außen über die Arme in S Form durch den Körper windet.





















Wenn der Moment passt, löse ich meine Haltung auf. Dazu lasse ich den linken Arm in einem Bogen zur Seite sinken. Mein rechter Arm steigt in der gleichen Zeit bis sie beide auf Brusthöhe angekommen sind. Zusätzlich könnte ich das mit meinen Augen beobachten, also erst nach links blicken und dann nach rechts. Dazu habe ich mal einen blog geschrieben, der hier zu erreichen ist.



Diese Verbindung aus den Füßen durch den Körper in die Hände, Finger spüren, denn jetzt sinke ich durch den Körper ganz besonders in meine Ellenbogen. Das ist ein verdichtendes Sinken ohne muskulär etwas hinzuzufügen. Also sinken meine Ellenbogen ein wenig, damit ich dann lösen kann und sich meine Struktur, die Räume in meinem Körper wieder füllen können. Dadurch steigt mein Körper scheinbar etwas und meine Hände werden etwas nach außen geschoben und nach oben, bis sie Schulterhöhe haben. Wieder weniger muskulär, eher über die Struktur, die verdichtet war und jetzt, wie ein luftgefüllter Ball nach dem Drücken, wieder expandiert.


Dann schließe ich meine Arme vor meinem Körper, als wenn ich versuchen würde einen dicken Baum zu umarmen. Diese schließende Kraft baut einen elastischen Widerstand auf, der sich beim anschließenden Loslassen einfach entspannt und dadurch die Arme wieder öffnet.
Beim Öffnen beginnt dann auch das nach unten Sinken, bis beide Hände sich wieder zur Ausgangshaltung vor meinem Zentrum treffen, wobei dabei die Handflächen nach oben gewandt werden. Dabei setzte ich auch meinen linken Fuß schließend an den rechten heran.


Sowohl beim Schließen, als auch beim Öffnen habe ich ein Gefühl des leichten Wiederstandes, ohne dass dabei Spannung in meine Armmuskeln entsteht. Das wird beschrieben, als wenn man zum Beispiel Baumbusstängel elastisch umfasst oder mit den Armen ebenso auseinander schiebt.


Zusammenfassung

Nachdem in den ersten Brokaten viel zu beschreiben war, merke ich jetzt die Wiederholungen, die wichtig durch ihre Gleichmäßigkeit sind. Das sollte mich nicht dazu verleiten, ihnen keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Andererseits kann ich so auf die neuen Aspekte besser achten und sie andererseits auch rückwirkend in die ersten Brokate mit einbauen. So gibt es eine Erweiterung nach vorn genauso wie zurück, da letztendlich alles im Kreis läuft.

(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8

DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD vermutlich ab 30.03.2020 erhältlich? – bis 03.04.2020 noch nicht erschienen


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html

      4. https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-4-nach-hinten-blicken.html