Samstag, 27. Juni 2020

Miyazaki Gyokuro




Wenn es draußen warm, fast heiß ist, trinke ich gern einen kühlenden, japanischen Tee. Der wird dann selbst nicht so heiß aufgegossen, so dass die Wirkung dann doppelt ist.
Ich kenne die "dicke" Methode, mit der Gyokuros oft aufgegossen werden. Wollte mich aber dem Tee eher von der Sencha Methode her annähern.


Ein guter Tee hält vieles aus. Vielleicht verliert er etwas sein typisches Profil. Andererseits ist er auch so gut zu genießen.




Etwa 3g auf 100ml, in meinem speziellen Gaiwan mit Kerben am Ausguss, damit der Tee auch schnell abfließen kann, falls der Bereich durch kleine Teekrümel verstopft, was bei diesen japanischen Tees manchmal durchaus passieren kann.
Mein Wasser ist geschätzt 70 Grad C. und ich lasse erst einmal 1 Minute ziehen.
Der Geschmack ist schön, erfrischend, grün mit Kräuter wie Wiese, aber weich und ein klein wenig bitter.
Der Zweite, kurz gezogen, trüber und zeigt etwas von diesem typischem Umami.
Dann folgen zwei "offizielle" Aufgüsse mit längeren Ziehzeiten, die mir gleichmäßig gut gefallen, gefolgt von Aufgüssen mit weniger Aromen, mit denen ich meinen Durst lösche.


Die feuchten Blätter sehen typisch japanisch verarbeitet, also zerrissen aus. In dieser Preisklasse ist das gut so und keine Qualitätseinbuße.

Also ich trinke meine japanischen Tees gern so und für den nachmittäglichen Aufguss in der Woche ist der Tee auch schon sehr gut geeignet.


Jetzt kommt der Teil mit dem konzentrierten Tee.




Dazu nutze ich meine kleine Seitengriffkanne, um meine Netto-Koffein-Aufnahme nicht zu hoch zu treiben.

3g auf 45 ml.

In Kommentaren habe ich von der Methode des Kaltaufgusses gelesen. Und so fing ich mit der an.

Wasser 20 Grad C. und 15 Minuten ziehen lassen.




Der Aufguss ist trüb und hat Umamie in großem Umfang drin. Das ist schon ein Erlebnis, wenn man es sonst nicht so erlebt. Dieser Geschmack ist auch lang anhaltend am Gaumen und lässt sich nicht so leicht wegspülen. Ich sage es gleich, dass das etwas für mich besonderes ist und ich es nur selten so gießen werde.
Die weiteren Aufgüsse dann mit temperiertem Wasser,60 Grad C., vielleicht etwas zu lange ziehen lassen, weil der dann klarer aber auch bitterer war. Erst der dritte wieder sanft und ab dem 4. leichter, wässriger.

Dann folgt noch der Versuch mit dem gleichen Set und dem temperierten Aufguss von Beginn an.



Wieder mit der kleinen Seitengriffkanne und 3g Tee. Ich kühle das Wasser auf 50 Grad runter und lasse 1,5 min ziehen. Der Aufguss ähnlich dem Kaltaufguss mit viel Umami drin, für mich persönlich aber viel angenehmer, da ich diese leichte Temperatur als sehr angenehm empfinde, selbst an heißen Tagen.
Auch der zweite Aufguss sehr schön mit Umami und der dritte dann nachlassend aber sehr schön japanisch grün, dem weitere folgen, alle mit 60 Grad C. Wassertemperatur.


Zusammenfassend möchte ich sagen, dass mir Gyokuro sehr gut gefällt und ich auch mal die umamireiche Version genieße. Für den Alltagstee allerdings nutze ich eher die "Senchamethode" und muss nicht so konzentriert aufgießen. Obwohl netto betrachte, die gleiche Menge an Teeblättern verbrüht wird und damit auch die gleiche Menge an Koffein von mir aufgenommen wird.
Vielleicht wie bei Kaffe, ob man Espresso bevorzugt?


Dienstag, 16. Juni 2020

8 Brokate – Abschlussübungen


„Abschlussübungen“




Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und nun auch auf das Video dazu.
Diese Übung werde ich 4 mal ausführen oder aber 7 mal, wie der Titel es sagt. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.

Die Abschlussübungen, so wie sie hier beschrieben werden,  gibt es nur bei Jiao Guorui, soweit mir bekannt ist. Meist wird versucht, nach den Übungen eine Art Abschluss herzustellen. Oft sind es nur ein paar einfache Bewegungen. Manchmal auch nur ein gedankliches Loslassen und Entspannen. Ich empfinde diese letzten Bewegungen als wichtig und nehme sie gern mit dazu.

Auch die Abschlussübungen sehen recht einfach aus. Aber Einfachheit sollte mich nicht dazu verleiten, sie weniger genau zu bewegen, sowohl mit den Händen, als auch gedanklich.


Kurzer Ablauf:

- Reibe die Shenshu
- Schließe den Daimai
- Reibe das Dantian
- Wasche die Laogong
- Führe das Qi zum Ursprung zurück






- Reibe die Shenshu

 Nach der letzten Bewegung der 8 Brokatübung befinden sich meine Hände vor meinem Dantian und ich gehe nach links in einen schulterbreiten Stand. Meine Hände führe ich um meinen Körper herum nach hinten. Ich lege sie dann auf meinen unteren Rücken, meine Finger zeigen nach unten.
Abschluss bedeuten auch im Gedanken abschließen, heißt zur Ruhe kommen und die "Ernte einfahren".
Ich führe die Hände kreisförmig über meinen Rücken. Das sind die Stellen, wo innerlich die Nieren liegen. Meine Hände sind warm von den Übungen davor und ich spüre diese Wärme im Rücken. Jeder, der schon einmal Verspannungen im Rücken hatte, kennt dieses wärmende Entspannen gerade dieser Stelle. Ich bewege die Hände nach unten, etwas seitlich auseinander und dann wieder nach oben und zusammen. Mein ganzer Körper senkt und hebt sich dabei leicht.
So wie die Wärme in meinem Rücken zu bemerken ist, stelle ich mir vor, wie sie immer weiter in meinen Körper eindringt, den gesamten Beckenraum durchdringt, stelle ich mir vor, wie sich der Bereich entspannt und innerlich gestärkt und durchströmt wird.
Mein Rücken legt sich gegen die Hände, wenn sich mein Becken senkrecht nach unten setzt und nicht die Hände schieben meinen Rücken vor.
Diese Bewegung sollte 4mal ausgeführt werde. Oft bewege ich diese auch 8mal, weil es so entspannend ist.





- Schließe den Daimai

 Dann nach einem Moment der Ruhe, richten sich meine Fingerspitzen nach vorn aus und meine Hände schieben, streichen nach vorn, entlang der "Gürtellinie". Das spüre ich als eine Art Schließen.
Diese Bewegung ist relativ langsam und ich spüre jeden Punkt über den meine Hände streichen, bis sie sich vorn auf meine Mitte, das Dantian zusammenlegen.
Meine Hände liegen übereinander und natürlich ergibt sich daraus die Frage, welche über welcher liegt. Aber dazu gibt es mehrere Aussagen und ich versuche es oft "natürlich" sich selbst ermitteln zu lassen. Aber es wird empfohlen, auch mal die andere Möglichkeit zu versuche, um eine gewisse Symmetrie zu erreichen.



- Reibe das Dantian

Meine Hände liegen nun über dem Bereich den ich als meine Mitte bezeiche. Je länger ich mich schon im Taiji bewege, desto deutlicher wird für mich, wo sich dieser Punkt befindet, also von innen heraus. Dazu gibt es Bilder und es gibt auch die Aufspaltung in 3 Dantian, wenn jemand entsprechend etwas bemerkt. Für mich kein abgeschlossener Prozess, den ich nicht willentlich forcieren möchte, ohne entsprechende innere Wahrnehmungen zu erkennen.
Ein leichtes Sinken im Inneren leitet das leichte Sinken meiner Hände ein, nach rechts unten beginnend. Ich führe meine Hände in einem von 4 Kreisen, jeder etwas größer werdend, um meine Mitte herum. Und nach einer kurzen Ruhepause, deren Länge ich angemessen empfinde, beginne ich mit einem kleinen Sinken nach links unten 4 Keise, die immer kleiner werden, bis sich meine Hände wieder über meiner Mitte befinden.
Das ist eine äußere Bewegung meiner Hände. Aber im Laufe der Zeit meines täglichen Übens, bemerke ich es mehr als nur an der Oberfläche, gedanklich wirken meine Hände in meinen Bauchraum hinein und dann auch bis in meine Extremitäten, breitet sich wellenförmig Entspannung aus. Es ist fast so, als wenn meine Mitte gleichzeitig um meine Hände kreist obwohl sie sich sichtlich nicht bewegt. Ich reibe meine Hände deutlich spürend über meinen Bauch, manchmal aber auch sehr leicht aufgelegt, oder aber auch mit geringem Abstand zum Bauch hin, immer noch diese Vorstellung der Berührung, des Reibens mir vorstellend.




- Wasche die Laogong

Nach einer kurzen Ruhepause, bewegen sich meine Hände in Bogenlinien vor meinen Körper nach oben bis Brustmitte, die Handflächen aufeinander zu, ohne sich zu berühren.
Ich entspanne, lasse meine Ellenbogen sinken, spüre aber diesen horizontalen Kreis durch meine Arme, so dass die Hände einen doppelten, handbreit Abstand vor meinem Körper haben. Dabei blicke ich geradeaus nach vorn und gleichzeitig innerlich in meine Mitte, meinen gesamten Körper wahrnehmend.
Dann sinke ich etwas und dabei sinkt auch meine linke Hand etwas nach unten. Gleichzeitig steigt meine rechte Hand etwas nach oben. Das ist etwas Balance und das Erspüren, dass meine linke Hand etwas "Fülle" hat und meine rechte Hand "leerer" wirkt.
Dann wechsel ich die Seiten und lasse meine rechte Hand sinken und meine linke Hand steigen.
Meine Handflächen streichen aneinander vorbei, ohne sich direkt zu berühren.
Ich spüre die Wärme meiner Hände in der jeweils gegenüberliegenden Handfläche, wenn sie aneinender vorbeikommen.
Und auch wieder ist es ein Bewegen im gesamten Körper, was ich mit längerer Übungspraxis immer deutlicher spüre. Dazu bemerke ich auch meinen stabilen, verwurzelten Stand
Dieser Übungsabschnitt besteht aus 4 solcher auf- und abwärts streichender Bewegungen. Manchmal gefallen sie mir so gut, dass ich sie dann auch 8mal ausführe.





















- Führe das Qi zum Ursprung zurück

Ich spüre ja dieses leichte Schließen der Hände, ohne dass sie sich berühren. Nachdem nun meine Hände wieder  in Ruhe nebeneinander in Brusthöhe verweilen, löse ich dieses Schließen auf und meine Handflächen neigen sich nach unten, trenne sich und bewegen sich auf Kreisbögen nach außen zu den Seiten, um dann dort langsam nach unten zu sinken und sich am Ende wieder neben meinem Körper zueinander zu wenden. Kurz bevor sie unten angekommen sind, schließe ich auch meinen Schritt, setze meinen linken Fuß zum rechten zurück, so dass ich wieder in meiner Grundhaltung mit den Händen an den Seiten stehe.
Dieses letzte Schließen verdeutlicht sich mir auch als Abschluss meiner Übung und dem Einsammeln meiner Erfahrungen und "Früchte". Es ist etwa so, als wenn ich mir meine Jacke angezogen habe, sie jetzt vorn schließe und dann in meinen Alltag zurückkehre, der manchmal auch etwas kühl und widrig sein könnte ohne dass mich das direkt berührt, weil ich ja meine Jacke angezogen und geschlossen habe, ohne dass ich dadurch allerdings meine Wahrnehmung der Außenwelt abschirmen würde.


Kommt jetzt die große Zusammenfassung der 8 Brokate?

Ohne alles Gesagte noch einmal zu wiederholen, möchte ich nur anmerken, dass ich mir als Ziel gesetzt hatte, die 1000te Wiederholung anzustreben, ohne sie je gezählt zu haben ( also fast 3 Jahre immer morgens mit einigen Ausnahmen, wenn es nicht passte, zeitlich oder auch örtlich...)
Erst bei genügenden Wiederholungen, bei mehr oder auch mal weniger Aufmerksamkeit auf diesen Übungen, entsteht eine Wahrnehmung derselben, die intensiver und mehr von innen betrachte werden kann. Und immer noch entdecke ich beim Nachlesen im Buch etwas, dass sich lohnt mit hinein zu nehmen. Es wäre übertrieben gleich mit allen Hinweisen komplett zu beginnen. Manchmal ist es besser, auch einfach nur ohne weitere Gedanken zu üben, sich eher treiben zu lassen ist genauso wichtig wie das genauere Hinsehen auf Details an anderen Tagen.




(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8


DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD



Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html
  2. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-2-den-bogen-spannen.html





Dienstag, 9. Juni 2020

Pinglin Foshou Nr.30, angeröstet




Ich sitze draußen bei sonnigem Wetter. Aber der Wind ist frisch und so tut etwas Wärme ganz gut, kann ruhig etwas Feuer im Tee sein.
Da hab ich letztens ein Päckchen Pinglin Foshou erworben, dass sich nun zu öffnen lohnt.


Und so schneide ich die Tüte auf und bemerke gleich einen schönen, dezenten, dunklen, leicht gerösteten Duft. Und die Blätter sehen auch dunkle und sauber gerollt aus.


Mein Set aus Tonkanne und Krug, altbewährt, auf dem Bord, wo ich auch mal feuchte Gongfucha betreiben kann, sprich meine Kanne auch mal etwas mehr Wasser abbekommt, die Kanne ca. 125ml, nehme ich 5g Tee für einen konzentrierten Aufguss und Wasser mit 95 Grad C.


In der warmen Kanne kann ich dann die ersten Aromen entdecken, sauber und deutlich mit einem leichten Aroma von Lagerung.


Dann gieße ich auf und lasse nur kurz ziehen. Aber dieser Tee ist sofort da. Dunkle, geröstete Noten aber nicht zu stark kohlig, wie ich erwartet hatte, harmonisch und ganz, ganz wenigen fruchtigen Aromen, wie Rosinen.
In den weiteren sehr gleichmäßigen Aufgüssen, kommt immer stärker dieses für mich malzige wie "Blümchenkaffee" durch. Daneben sind aber auch herbere Noten wie etwas schokoladiges und Johannisbeere zu entdecken. Diese herben Nuancen sind aber durchweg angenehm und weich für mich und ich finde gar keine Stufe ins Leichtere, während ich immer weitere Aufgüsse fabriziere.


Foshou ist wörtlich übersetzt "Buddahand". Und das ist auch an den großen Blättern zu sehen, die dieser Tee hat. Sie sind weich und von dunkler Farbe.

Pinglin ist der Ort auf Taiwan, wo dieser Tee angebaut wird, dann verarbeitet nach klassischen Prinzipien und deshalb so energiereich und hat sich geschmacklich eingeordnet. Ich denke, dass ich gern solche Tees trinke, dieses "Mögen" aber erst entdecken musste. Ich musste quasi erst einmal hinter diese kohligen Röstnoten schauen, um die Aromen dieses Tees zu erkennen.



Aber jetzt geht das schon ganz gut und ich versuche beim nächsten Mal mit einem Porzelangaiwan einen "neutraleren" Geschmack herauszukitzeln. Genauso mein Versuch mit weniger Teemenge ergibt einen deutlicheren formatisierteren Aufguss. Viel ist eben nicht immer besser.


Da ich letztens einen gelagerten Tee hatte und auch sonst allerhand gelagerte Tees probiere, muss ich nun einmal sagen, dass dieser hier wirklich ganz frisch von 2018 geerntet und verarbeitet ist, diese speziellen Aromen also durch den Verarbeitungsprozess entstanden sind.
Wieder zeigte sich, dass solch ein Tee durchaus erst etwas liegen musste, um die zu Anfang recht starken, kohligen Noten, die so beabsichtigt waren, etwas abzumildern.
Diese Kohle entspricht einer alten Tradition und wird zum Teil hoch geschätzt, habe ich erfahren.



So kann ich den Tee gießen und gießen und habe meine Freude daran. Und weil er eben auch ein wenig geröstet wurde, kann ich ihn auch etwas liegen lassen und immer dann trinken, wenn ich genau den Geschmack suche und das energetisch wärmende Gefühl benötige.


Dienstag, 2. Juni 2020

8 Brokate – Übung 8 – auf die Fersen fallen


„Lass dich 7 mal auf die Fersen fallen und vertreibe alle Krankheiten“


 Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und nun auch auf das Video dazu.
Diese Übung werde ich 4 mal ausführen oder aber 7 mal, wie der Titel es sagt. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.

Die achte Brokatübung ist symmetrisch ohne Ausrichtung nach links oder rechts.

Die achte Brokatübung sieht recht einfach aus. Aber Einfachheit sollte mich nicht dazu verleiten, sie weniger zu beachten.
Sie ist so gesehen der Abschluss, bei dem ich aber alles noch einmal genau bewegen sollte.


Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brusthöhe heben
- ganzen Körper senken, Arme senken
- Hände zu den Seiten führen
- nach vorn verlagern, Fersen heben
- kurzer Halt
- Haltung auflösen Fersen senken
- Arme im Kreis vor den Körper führen, dann zu den Seiten und nach unten führen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper


 Ich stehe in der Ausgangsstellung mit geschlossenen Fersen, die Fußspitzen sind geöffnet. Und ich gebe es ehrlich zu, dass ich nicht wie der Meister es vorschlägt einen Winkel von 90 Grad anstrebe.
60 Grad ist für mich gut, später vielleicht mehr.
Wenn ich so stehe, wirkt mein Körper irgendwie noch offen. Und weil ich das nicht übertreiben möchte, stelle ich mir innerlich ein Schließen im Becken vor, wodurch eine spiralige Verwindung in meinen Beinen entsteht.
Meine Arme sind in einem Kreis vor meinem Körper, mit einer Faustbreite Abstand zu diesem, und meine Hände befinden sich auf Höhe meiner Mitte, mit den Handflächen nach oben ausgerichtet.
Ich spüre diesen Kreis durch meine Arme deutlich. Ich spüre auch das Gewicht in meinen Händen, das diese nach unten zieht und meine Ellenbogen, die nach außen fallen, so dass der Kreis erhalten bleibt.


 Wieder dieses leichte Sinken, dieses Spüren der Züge durch meinen Körper, die dazu führen, das sich meine Arme mühelos anheben bis Brust- oder Schulterhöhe, wenden und dann ablegen.
Noch einmal dieses Gefühl, den Kreis, den meine Arme, Hände und mein Körper bilden und die Vorstellung, wenn jemand dagegen drückt oder an ihnen zieht. Ich bleibe stabil, verwurzelt stehen.



Wieder dieses "den Ball unter Wasser drücken". Ich sinke und lasse meine Arme sinken, meine Hände, die verbunden sind, sinken bis zur Höhe meines Dantien.




 Ich führe meine Hände auf Kreisbögen zu den Seiten. Das fühlt sich an wie in der 4. Brokatübung, nur das mein Blick geradeaus nach vorn bleibt. Meine Handgelenke sind gesunken und durch die Muskeln in meinen Armen spüre ich einen Zug, eine leichte Dehnung.




 Dann löse ich meine Fersen vom Boden. Und ich denke, dass dies der wichtigste Moment bei der 8. Brokatübung ist.
Ich denke "lösen", nicht, ich drücke mich ab.
Lange habe ich bewegt, probiert und darüber  nachgedacht.
Meine Vorstellung dazu ist, dass ich meine Mitte, mein Dantien nach vorn bewege. Mein Körper ist flexibel, hängt von oben herab, hängt nach oben vom Boden.



Wenn ich jetzt meine Mitte nach vorn verlagere, ich könnte mir auch vorstellen, dass jemand vorn an meinem Gürtel zieht, dann spüre ich, wie sich meine Verbindung in den Boden langsam vom Yongquan, dem Quellpunkt unter meinen Füßen, nach vorn zu den Fußspitzen verlagert. Und da ich immer noch hänge, werden sich meine Fersen wie von selbst vom Boden ablösen. Nun muss ich nur noch darauf achten, dass ich mit dem "nach vorn" nicht übertreibe. Es gibt einen maximalen Punkt, an dem ich fast auf den Fußspitzen stehe und meine Fersen ganz hoch gehoben sind. Flexibel, entspannt stehe ich so einen Moment und genieße es, die Züge in den Waden meiner Beine zu spüren.
Ich beobachte auch, wie zwischen meinen Fersen etwas Schließendes wirkt. Wenn ich darauf nicht achte und sie sich abstoßen, zerfällt meine Struktur in den Füßen und wird instabil.
Und neben dem von oben Hängen denke ich auch immer an dieses im Rücken nach unten Sinken, Sitzen, was die Wirbelsäule begradigt und mein Becken kippt.



Dann löse ich auf und lasse mich so zurück auf meine Fersen fallen. Aber die Struktur in meinem Körper bleibt erhalten. Immer noch elastisch, schwingt eine Welle durch meinen Körper, meinen Rücken. Jede Verspannung, gerade auch im Rücken, spüre ich sofort. Es ist wirklich wichtig, dass ich elastisch schwinge, damit sich die Verspannungen auflösen und eben nicht fester werden. Dieses Gefühl des Schüttelns und Vibrierens, wirkt im gesamten Körper auf alle Gelenke.
Es fiel mir am Anfang schwer, zu beachten, das ein gespürter harte Schlag im Rücken nicht erwünscht ist und jede Übertreibung, das Gegenteil, also die Anspannung im Rücken verstärkt und für die Gesundheit daher ungeeignet ist.




Wenn die Schwingungen in meinem Körper abgeklungen sind, steigt eine Entspannungswelle von meinen Füßen ausgehend durch meinen Körper und lässt meine Arme nach oben steigen. Mit den Fingern zueinander und den Handflächen nach unten, steigen sie bis Nabelhöhe und öffnen sich dann zu den Seiten, wo sie wieder nach unten sinken, wobei sich die Handflächen dann wieder nach oben wenden, bis ich in meiner Ausgangsstellung stehe.



Diese Übung wiederhole ich oft 4 mal, so wie alle anderen Brokate oder aber eben, wie es in der Überschrift steht, auch einmal 7 mal.

Zur Atmung: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Mit dem Heben der Hände atme ich ein, beim Senken des Körpers und der Arme, Hände zu den Seiten atme ich aus, mit dem Heben der Ferse atme ich ein, beim auf die Ferse Fallen atme ich aus, beim kreisförmigen Heben der Hände atme ich ein, beim Senken und Schließen zur ballhaltenden Haltung atme ich aus.



Ich möchte noch die Sache mit den Füßen erwähnen. Als ich mit Qigong und Taijiquan begann, hatte ich Schuhgröße 45. Jetzt muss ich oft nach Größe 46 oder 47 schauen, wenn ich Schuhe kaufen gehe.
Und das kam so: Jetzt im Nachhinein begreife ich, das meine Fußzehen schon immer sehr angespannt waren und ich sie stark angezogen hatte. Dadurch war auch die Stabilität meines Standes eingeschränkt. Im Verlaufe meiner Übungen hat sich das entspannt. Es gab eine Zeit und ich bewege es auch jetzt ab und zu einmal, dass ich als Vorbereitung beim Sinken in meine Füße, die Zehen ein klein wenig anhebe und dann nach vorn "fallen" lasse. Dadurch stehe ich ganz kurz nur auf dem Ballen und der Ferse, habe aber dann, wenn ich die Zehen wieder ablege eine größere Auflagefläche und spüre wie meine Zehen entspannter sind.
Wenn ich lese, dass ich mit meinen Füßen den Boden greife, dann stelle ich mir vor, wie ich ganz flexibel und entspannt meine Zehen auf den Boden lege.Sie haften auf dem Boden und da mein Gewicht im optimalen Punkt der Fußsohle in den Boden wirkt, werden sie gleichmäßig belastet, müssen nicht aktiv anspannen. Greifen heißt, wie bei der Faust in der 2. und 7. Brokatübung umschließen und etwas was darin wäre, würde nicht zerdrückt werden. Mit Schuhen zu üben ist manchmal unerlässlich. Aber erst Barfuß habe ich dann das entsprechend befreite Gefühl im Fuß und kann ihn angenehm greifen lassen.
Und auch wenn ich bei der 8. Brokatübung mein Gewicht nach vorn verlagert habe, die Fersen gehoben sind und mein Gewicht nur auf die Zehen wirkt, finde ich es wichtig, mir vorzustellen, dass diese flexibel und entspannt sind und ich den ganzen Fuß lang gezogen wirken lasse, keine übermäßigen, schließenden Anspannungen entstehen.




(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html
  2. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-2-den-bogen-spannen.html




Zur Atmung:

1B: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Bei steigenden Bewegungen atme ich ein, bei sinkenden Bewegungen atme ich aus.

2B: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Bei steigenden Bewegungen atme ich ein, bei sinkenden Bewegungen atme ich aus. Wenn ich den Bogen spanne, atme ich ein, ist er gespannt atme ich aus. Aus dem einatmen heraus lasse ich den Bogen los. Beim schließenden Schritt atme ich ein, beim öffnen der Arme zu den Seiten atme ich aus.