Sonntag, 19. Oktober 2008

Zeit und wie sie vergeht

Der Moment, bevor ich beginne mich zu bewegen.
Der Moment, in dem ich noch einmal erkenne, erfühle, wie meine Haltung beschaffen ist, ob ich aufgerichtet bin, entspannt ...
Folge ich meiner eigenen Form, so entscheide ich, wie lange dieser Moment dauern wird. Erst wenn ich bereit bin oder später fange ich an, mich zu bewegen.
Folge ich einem anderen, so ändert sich nichts, nur muss ich darauf achten, dass ich des anderen erste Bewegung nicht versäume.
Folgen andere mir, so erkenne ich erst, wie unterschiedlich das Empfinden für die Zeit und diesen Moment beschaffen ist.
Wird jemand schon ungeduldig und erwartet, das es gleich losgeht. Oder bin ich zu schnell und es hat jemand seine innere Schau noch nicht beenden können?

Warum ich mich für Taijiquan interessiere?

„Taijiquan ist Karate nur langsamer!“
Als ich begann, waren mir die Gemeinsamkeiten unwichtig.
Nicht Kampfkunst – bewegen wollte ich mich!
Jetzt erkenne ich: Kampfkunst erklärt das Prinzip der Bewegung, dass ich in meinen Alltag übernehme. Langsam bewege ich mich, um zu erkennen, wie es richtig ist. In der Anwendung dann ist auch Taijiquan schnell wie die anderen Kampfkünste. Ob ich gehe oder stehe. Bin ich aufgerichtet? Ist mein Körper flexibel? Habe ich Kraft ohne dabei starr zu sein?
Taijiquan erklärt sich mir aus Gegensätzen:
Wenn etwas steigt, muss auch etwas sinken.
Wenn ich öffne, schließe ich gleichzeitig.
In jeder Geraden liegt eine Spirale.
Gebe ich der Kraft ( die von außen wirkt) nach, dringe ich an anderer Stelle vor. Bewege ich mich allein, stelle ich mir einen Partner vor, mit einem Partner ist es als wäre ich allein.
Von meinem Zentrum (Dantian) aus bewege ich Arme und Beine. So sind sie miteinander verbunden.
Ich sinke und lasse die Schwerkraft für mich wirken.
Qigong und Taijiquan gehören für mich zusammen. Qigong bereitet mich vor, formt meinen Körper, schärft die Sinne.
Taijiquan ist die Anwendung, die alles erklärt, warum es so ist.
Gern bewege ich mich draußen in der Natur und natürlich sollten meine Bewegungen auch sein. Ich verspüre die positiven Auswirkungen überall in meinem Körper und nehme dafür die anfänglichen „bitteren“ Momente „gern“ in Kauf, da ich erkenne, dass sie zusammengehören und meine Entwicklung vorranbringen.
Und so würde ich jeden Tag andere von meiner Kunst begeistern, damit ich mit ihnen zusammen dieses Wunderbare am Taijiquan entdecken und bewegen könnte.