Sonntag, 3. Juli 2022

Taijiquan – wo geht’s hin?



 Nach dem Lesen aller vorherigen Beiträge stellten sich die folgenden Gedanken ein:

 Für wen bewege ich Taijiquan / Qigong?

Für mich!

Erst daraus ergibt sich die Weitergabe an Interessierte.

Ich helfe den anderen nicht, wenn ich „ihr“ Taiji bewege und dabei nur deren Wünsche verwirkliche. Schnell bin ich dann an einem Punkt. wo ich den Pfad des Taiji verlasse.

Nicht mal wenn ich nur auf meine Wünsche achten würde, wär ich sicher vor dem Verlassen des Pfades.

Wer korrigiert mich, wenn ich selbst abweiche?

Wer hält mir den Spiegel vor, wenn ich anfange, Illusionen nachzugehen?

Diese Aufgabe scheint unlösbar. Und ich meine das im Positiven, denn so werde ich immer auf dem Weg zur Lösung sein.

Ich gehe weiter und schaue, von wem ich mich inspirieren lassen kann, wer mich objektiv beobachtet und mir passende Korrekturen zeigt.

Hab ich noch die Geduld, diese Korrekturen dann anzunehmen?

Liegt etwas nicht augenscheinlich auf meinem Pfad, habe ich dann die richtige Einstellung, damit umzugehen, mich darauf einzulassen? Oder verwerfe ich es als “falsch“ und für mich als nicht zutreffend?

Die Umwelt zwingt mich, mich mit Dingen zu beschäftigen, die ich nicht verstehe und nicht beurteilen kann. Mein Einfluss ist gering, bis hin zu, nicht vorhanden. Und doch werde ich immer wieder dazu genötigt, eine Meinung oder Lösungen dazu zu äußern.

Im Taijiquan werde ich dazu ermutigt, mich mit Konzepten und Ideen zu beschäftigen, deren Grundlagen selbst mir erst noch verinnerlicht werden müssen. Wie kann ich am Dach arbeiten, wenn das Fundament noch nicht fest gefügt ist?

In den Boden sinken und daraus wieder in die Extremitäten wachsen ohne die Kette zu unterbrechen.

Meine Pyramide steht auf dem Kopf, wenn ich zu sehr an die Arme und Hände, an den Kopf denke. Ich drehe sie wieder um, so dass sie auf dem Fundament steht und fange mit dem Entwickeln meiner Füße, mit dem Zustand, wie sie auf dem Boden stehen immer wieder an.

Was gestern war ist nicht falsch von mir formuliert. Oft ist nur der Betrachtungswinkel anders geworden als früher. Oder ich bin wieder eine Schale tiefer in die Zwiebel vorgedrungen.

Es wird nicht funktionieren, jemandem meine Sicht der Prinzipien vorzuschreiben. Ich kann nur anbieten, zu zeigen, wie ich es mir erarbeitet habe. Und doch wird jeder auch etwas anderes daraus ableiten.

Das Spiel der Realität beim Pushhands in eine Routine zu zwingen ist mir nicht möglich. Wenn der andere nach rechts will, werde ich ihn nicht nach links zwingen, auch wenn mir persönlich links vielleicht angenehmer wäre. Und doch im Allgemeinen gedacht. ab wann wäre es wichtig? Ab wann wäre es so unangenehm für mich, dass ich nicht mitgehen wollte? Nachgeben heißt in dem Fall nicht aufgeben. Sich nicht in den Weg stellen bedeutet nicht den anderen alles zu erlauben bis hin zur eigenen Entwurzelung.

Ich bin nur ein kleiner Kieselstein auf dem Weg. Und doch kann so ein Kieselstein auch unbequem sein, im Schuh des anderen.

„Das einzige Beständige ist der Wandel“, heißt es so schön. Taiji ist ständiger Wandel, weshalb es nicht möglich ist, einen statischen Zustand zu erklären, der sich im nächsten Augenblick schon wieder gewandelt hat.

Wenn es zu viel wird, gilt es zu reduzieren. Was soll ich mit zehntausend Möglichkeiten, die alle unvollkommen für mich bleiben, weil ich sie nicht oft genug bewegt habe? Dann doch lieber wenige, mir gut vertraute, anwendbare Prinzipien und Bewegungen, die sich der jeweiligen Situation anpassen können.

 

Und so könnte ich noch ewig denken und schreiben…

 

Nun schließe ich ab und gehe lieber wieder nach draußen, um mich einfach etwas zu bewegen.

 

 


Dieser Text entstand im Zusammenhang mit dem Ausdruck aller bisherigen Taijiquan und Qigong Beiträge aus meinem blog, als Buch von mir am 29.06.2ß22