Freitag, 17. Dezember 2021

Das schwierige Konzept der Anwendungen im Taijiquan am Beispiel peng, lu, ji, an


Taijiquan ist eine Kampfkunst und hat sich in seiner Geschichte immer auch wieder darauf orientiert.

Und jede Form von gesundheitlichen Übungen in diesem Zusammenhang hat immer auch den Aspekt der Kampflust in sich, weil sonst die Intentionen in den Übungen nicht korrekt angewendet werden würden.

Dieses Schattenboxen bedeutet eben das sich Vorstellen eines anderen, sowohl als Partner als auch als Gegner, bei dem man zu mindestens seine Struktur und Verwurzelung bewahren sollte.

Jede Figur in der 24er Form ist eine Summe von Vorstellungen in der Anwendung einer Kampfkunst. Und doch ist es auch so, dass ich als Beginnender jede Figur erst einmal verstehen muss, damit ich sie dann anwenden kann.

Dazu hat sich im Taijiquan herausgebildet, dass ich diese Bewegungen langsam ausführe, damit ich in jedem Punkt der Bewegung erkennen kann, wie sich die Struktur in meinem Körper wandelt. Und auch die Anwendungen bewege ich langsam, damit ich im Zusammenspiel mit dem Partner erkenne, ob ich die Figur im Sinne der Taijiprinzipien bewege und die Anwendung damit korrekt ist.

 Damit kann ich natürlich in einer realen Auseinandersetzung und selbst in einem Wettkampf nichts ausrichten.

 Das ist wichtig zu verstehen, weil es sonst zu Missverständnissen kommen kann.

 Selbst in der Welt des Taijiquan gibt es eine Bandbreite des Verstehens der Kräfte, die in den Partnerübungen aufeinander wirken. Und das reicht von ganz leicht (4 Unzen) bis starke Wirkung auf den anderen, sprich ihn also wirklich bewegen wollen.

 "Peng" ist für mich die fundamentalste Idee im Taijiquan. Es bedeutet für mich ein rundherum Ausdehnen. Und mit diesem Ausdehnen kann ich in der Partnerübung dann Kontakt aufnehmen. Die Kraft, die bei "peng" auf den anderen wirkt ist dabei meist davon anhängig, wie gut ich den Kontakt wahrnehmen und dann auch kontrollieren kann. Je fortgeschrittener ich bin, umso geringer kann diese Kraft dann auch wirken.

 In der 24er Form ist gleich die zweite Figur "Die Mähne des Pferdes teilen" ein gutes Beispiel. Ich halte den Ball und dann lasse ich eine Hand nach unten sinken, während die andere nach vorn oben steigt. Als Beginnender ist das eine Bewegung meines Armes. Je mehr ich aber Taiji verstehe, wird diese Bewegung nach außen durch ein Anschwellen ersetzt. Ich rotiere meinen Körper durch meine Hüftbewegung (Sinken in das Kua) etwas seitlich, lasse meinen Arm steigen, in dem ich ihn leer werden lasse und gleichzeitig ist eben dieses Anschwellen nach außen da, was so gesehen den gesamten Körper betrifft, in dieser Figur etwas deutlicher nach vorn zu bemerken ist.

Wenn mein Partner ob real oder vorgestellt nun als Beispiel seine linke Faust nach vorn, zu mir, stößt, bewege ich "peng" mit meinem rechten Arm etwas gegen seinen linken Arm, bis ich den Kontakt spüre. Als Beginnender drücke ich zu stark und damit den Arm zur Seite. Mit der Zeit lerne ich immer weniger zu drücken und nur den Kontakt und das Schwellen so weit reichen zu lassen, dass seine Faust an meinem Körper vorbei geht.

 Nun ist vorn mein Körper offen und der andere könnte mit seiner rechten Faust zustoßen. Ich drehe also meine rechte Hand mit der Handfläche nach unten, so dass sie auf dem Arm des anderen liegt und führe diese zweite Figur in der Form noch einmal aus. Meine rechte Hand sinkt etwas nach unten, kontrolliert dabei den linken Arm des anderen und mein rechter Arm schwillt nach außen und nimmt Kontakt mit dem rechten Arm des anderen auf.

Jetzt kontrolliere ich beide Arme des anderen und es gibt verschiedenen Möglichkeiten wie es weitergehen könnte, entsprechend wie der andere reagiert. Geht er weiter nach vorn, könnte ich zum Beispiel mein Knie steigen lassen, geht er zurück, könnte ich mit "an" reagieren und mich so von ihm lösen.

 Als Übung mit dem Partner bewege ich das langsam und mit durchaus großen Bewegungen.

In einer Anwendung wird das eher sehr schnell ablaufen, Und dann sind die Bewegungen sehr klein und schnell.

 Ich bleibe mal bei diesem Beispiel und nutze eine andere Variante.

 Wenn der andere seine linke Faust stößt und ich nun meinen linken Arm "peng" bewege, so scheint es, als wenn ich ihn damit vorne schließe und in seiner Möglichkeit einschränke, seine rechte Faust als zweiten Schlag nachzusetzen. Wenn der andere nun weiterhin seinen linken Arm nach vorn bringt, lege ich meine linke Hand auf diesen, seinen linken Arm und lasse sie sinken, während ich mit meinem rechten Arm "peng" unter seinem linken Arm durch tauche und dann meine Figur "Die Mähne des Pferdes teilen" relativ stark entwickle um ihn zu entwurzeln. Hilfreich ist es oft, wenn ich dabei mein rechtes Bein hinter seinem linken platziert habe, um dieses Entwurzeln über meinem Knie als Hebel zu verstärken. Dabei wirken schon starke Kräfte, auch gegeneinander.

 In der Praxis sehe ich das als sehr gefährliche Figur an, so dass ich im Ernstfall den anderen nie so weit herankommen lassen würde.

 Nun gibt es in der 24er Form später bei der 7. Figur " den Spatzenschwanz fangen" einen ähnlichen Ansatz und ich habe diese Figur schon in verschiedenen Ausprägungen gesehen. Als Beginnender bewegte ich dieses 7. Bild gleich, wie bei der zweiten Figur. Und nach dem ich die Bewegung meiner Arme beendet habe, nehme ich den unteren Arm wieder mit hoch. Jedoch je weiter ich Form und Anwendung zusammen betrachte, umso weniger entfernen sich bei mir beide Hände voneinander.

Es bleibt jedoch immer ein leichtes Öffnen unter der Vorstellung des Verbunden seins über ein elastisches Band erhalten.

 In der Anwendung wäre es nun so, dass ich wieder meinen linken Arm steigen lasse und "peng" ausdehne, wenn der Partner seine linke Faust stößt. Der andere ist wieder etwas geschlossen und kann  dann seine rechte Faust nicht direkt stoßen. Wenn ich nun meine linke Hand auf seinen linken Arm lege, ist meine rechte Hand nicht weit weg, so dass ich meinen rechten Arm mit auf seinem linken Arm, günstig am Ellenbogen um diesen zu kontrollieren,  auflegen kann. Bewegt der andere nun seinen linken Arm weiterhin nach vorn, wobei ich ihn mit meiner linken, sinkenden Hand unterstütze, so gelange ich in die Anwendung der nächsten Figur der Form "lu". Ich rolle dabei mein linkes Hüftgelenk nach links und den anderen dabei seitlich links an mir vorbei. Oft ist es so, dass ich dabei auch meinen linken Fuß einen Schritt zurücknehme, wodurch ich auch noch mehr Bewegungsfreiheit in meiner linken Hüfte bekomme.

Soweit wird der andere aber oft nicht nach vorn gehen wollen, so dass er anfängt sich zurückzuziehen. 

Mein rechter Arm liegt ja noch auf seinem linken und ich gehe nun wieder mit, bleibe dran und lege meine linke Hand zur Unterstützung mit an meinen echten Arm. Das ist die dritte Figur, genannt "ji". Je nachdem, wie stark der Druck zwischen unseren Armen ist, baue ich mehr oder weniger starkes "peng" auf und gebe diesem mehr Richtung in die Mitte des anderen.

Nun bin ich vorn und der andere merkt, dass ich nicht weitergehen möchte. Er könnte ebenfalls mit "ji" antworten und mich damit zum Rückzug drängen. Ich gebe dem nach, ziehe mich zurück, öffne dabei aber etwas meine Hände und lege sie beide auf seinen linken Arm ab.

Idealer Weise schiebt der andere mich nun zurück in meinen hinteren, linken Fuß, so dass ich seine Energie aufnehmen kann.

Wenn der andere nun merkt, dass er zu weit gehen würde ohne einen Schritt zu machen, fängt er an sich selbst zurückzuziehen und ich kann dranbleiben und "an" wie in der Form bewegen, oft explosionsartig, durch die gespeicherte Energie des anderen in meinem linken Bein. Sollte der andere sich noch nicht zurückziehe wollen und verharrt einfach nur, so kann ich durch ein Sinken versuchen, dieses Zurückziehen auszulösen, wobei er so komprimiert wird durch meine auf seinem Arm aufliegenden Hände, dass er scheinbar fast herausplatzt wie ein gedrückter Ball.

 Nun ist auch das eine extreme Abfolge von Anwendungen, die sehr langsam geübt wird und in der Realität oft nicht so gut funktioniert. Aber in ihren Bestandteilen betrachtet, ergeben sich oft auch Teile der Anwendung, die ich einfügen kann.

 Wer schon mal asiatische Kungfu Filme gesehen hat, wird sich erinnern, dass dort oft kurze schnelle Schläge und Tritte ausgeführt werden, bei denen keiner, wenn auch schnell, Figuren aus Taijformen anwenden kann. Und doch sind in diesen kurzen schnellen Erwiderungen auf Angriffen die Prinzipien des Taijiquan, also zum Beispiel "peng", "lu", "ji", "an" enthalten. Da der andere aber seine Schläge und Tritte nicht so lang ausführt, wie ich es in der Taijiform gelernt habe, kann auch ich nicht so lang reagieren.

Meine Bewegung entwickelt sich bis zum Kontakt mit dem anderen, zum Beispiel an seinem Arm, wo ich sofort bemerke, wohin sich sein Druck richtet. Ich also nicht in genau der entgegengesetzten Richtung meinen Druck entwickle, sondern in meine Struktur und mit "peng" elastisch bleibe, um so durch meine Hüften meinen Körper rotieren zu lassen, dass der Druck des anderen an mir vorbeigeleitet wird. Und wenn der Schlag so kurz ist, dass es bei mir nicht zum Rotieren reicht, verhindert diese Elastizität in meinem Körper, dass sich sein Schlag als starke Kraft in meinem Körper ausbreitet.

Es ist in der Anwendung zwischen einem Schlag der oft kurz und heftig wie eine Peitsche ist und deshalb oft auch keine Struktur für eine Rückwirkung bietet und einem Schieben, oft auch mit Hebel, zu unterscheiden, wo der andere doch längeren Kontakt hält und deshalb von mir auch eine Rückwirkung in seine Mitte oder unter seine Füße als Entwurzelung erfolgen kann.

 Zum Schluss noch ein Begriff, der mir wichtig ist. Während "peng" und "lu" schon aktive Intentionen sind, die sich oft auch in Richtung des anderen richten, beschreibt der Begriff "song" für mich die Struktur in meinem Körper.  Wenn ich stehe und eine Figur des Taijiquan einnehme, bin ich entspannt im Sinne, dass alle Muskeln so weit aktiv sind, damit diese Figur stabil ist. Keine zwei antagonistischen Muskeln sind gleichzeitig stark angespannt um ihr Gleichgewicht in der Mitte zu halten. Aber kein Muskel ist so schlaff, dass der entsprechende Körperteil, der Arm zum Beispiel einfach nur herunterhängt und baumelt. "song" ist also für mich der Zustand meines Körpers, bevor die Kraft des anderen auf mich einwirkt, der elastisch ist und diese Kraft aufnimmt und ihn rotieren oder nach hinten bei Druck, nach vorn bei Zug sich bewegen lässt ( über einen Schritt).

 

Inspirationen:

 

Mein eigener Beitrag zur 2. Figur, "die Mähne des Pferdes teilen":

 

https://krabbenhueter.blogspot.com/2021/01/24er-taijiquan-2-ball-halten-und.html

 

Videos:

 

Anwendungen: schlechtes Bild

https://www.youtube.com/watch?v=Rpb6_F5YDwQ

 

https://www.youtube.com/watch?v=j2EFMVTA8G0

 

anderes Prinzip:

https://www.youtube.com/watch?v=Gq833v459O4

 

https://www.youtube.com/watch?v=Gq833v459O4

 

https://www.youtube.com/watch?v=SyInO_1wSXo

 

sehr extreme:

 

https://www.youtube.com/watch?v=OTJ9z5rOH_E

 

Langform aber interessant: ab15.30 gute Erklärung für "an"

 

https://www.youtube.com/watch?v=TjUzVrP5un8

 

Yang Tai Chi San Shou - Partner Form - Part One

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=ns03tELcdxg

 

Sonntag, 5. Dezember 2021

Seidenfadenübung -2 - mittig, von innen nach außen

Wie ich in den Vorbereitungsübungen ( link ), schon bemerkte, gibt es ein Grundprinzip der Seidenfadenübungen. 

 Seidenfadenübungen enthalten steigende und sinkende Bewegungen der Arme, Rotation des Körpers aus den Hüftgelenken heraus und mit der Mitte, dem Dantian. Mein ganzer Körper ist eine Bewegung aus dieser Mitte heraus und nichts bewegt sich extra, muss aus einem festen Ansatz heraus bewegt werden. 

 Seidenfadenübungen sind also eine Gruppe von Übungen, die sich aus diesem Prinzip ergeben. Ich beginne oft mit einfachen Übungen, die sich immer weiter entwickeln und dann füge ich mehrere zu einer komplexen Bewegung zusammen.







Ich stehe, im Körper entspannt, aufrecht, mit schulterbreiten, nach vorn ausgerichteten Füßen, einen kurzen Moment, bevor meine Bewegung beginnt. Mein Atem wird ruhig, denn es ist oft so, dass meine Bewegung dem ruhigem Atem folgt.

Meine linke Hand liegt an der linken Hüfte oder etwas weiter auf dem linken Oberschenkel, manchmal aber auch mit dem Handrücken auf dem unteren Rücken.

Meine rechte Hand befindet sich vor dem Dantian, mit etwas Abstand zum Körper (eine Faust breit), wobei ich die Handfläche nach oben halte. Der rechte Arm beschreibt einen Bogen, wobei der Ellenbogen nach rechts außen fällt und die Schulter gesunken ist, sowohl nach unten als auch nach innen.

 Als Vorbereitungsübung rotiere ich seitlich ohne die Höhe der Hand zu verändern. Dadurch kann ich mich erst einmal nur auf diese Rotation konzentrieren.

 Ich entspanne mein linkes Hüftgelenk und sinke dabei etwas nach innen in dieses Kua, die Hüftgelenksfalte. Dadurch rotiert mein Becken, dass ich waagerecht halte, nach links. Mein ganzer Oberkörper, meine Arme und mein Kopf folgt dieser Bewegung, weil ich versuche ihn nicht zu verwinden. Also bleibt meine Hand vor dem Dantian, meiner Mitte, mit ihm verbunden. Je nach Flexibilität in den Hüften ergibt das einen Winkel von etwa 45 Grad.

Innerlich habe ich eine Kette aus meinem linken Fuß durch mein linkes Bein, den Rücken hinauf, durch den rechten Arm, bis in meine rechte Hand und auch etwas darüber hinaus, die ich mir als Entspannungswelle vorstelle.

Dann drehe ich meinen Arm, so dass meine Handfläche nach unten ausgerichtet ist.

Nun entspanne ich mein rechtes Hüftgelenk und sinke in dieses Kua, wodurch sich mein Becken und damit mein verbundener Körper und der rechte Arm, die rechte Hand, die weiterhin vor dem Dantian ausgerichtet bleibt über meine Mitte zur rechten Seite hin bewegt, wahrscheinlich genauso weit wie nach links.

 Zur Seidenfadenübung wird es dann, wenn ich diese Bewegung kontinuierlich ohne Halt ausführe und vielleicht dann noch mit meiner Atmung koordiniere. Ich könnte bei der Bewegung nach links einatmen und bei der Bewegung nach rechts ausatmen. Dann würde die Bewegung so langsam sein wie mein Atem fließt.

 So bewege ich mich eine Weile, bevor ich die Hände tausche, um die gleiche Übung, mit meiner linken Hand vor meinem Körper haltend, auszuführen. 

Eine zweite Vorbereitungsübung wäre es, im Stand, schulterbreit, meine rechte Hand, mit der Handfläche nach oben bis Schulterhöhe steigen zu lassen, den Arm zu drehen, so dass die Handfläche nach unten zeigt und dann wieder sinken zu lassen. Das Steigen wäre wie ein darunter sein und durch den sinkenden Körper den Arm nach oben zu bringen. Und das Sinken wäre ein Ablegen meines Armes und ihn durch den Körper nach unten sinken zu lassen. Auch diese Übung als Seidenfadenübung kontinuierlich ausgeführt und mit dem Atem verbunden, Steigen wäre dann einatmen, sinken dann ausatmen, würde ich längere Zeit so mit beiden Armen bewegen.

 Die "eigentliche" Seidenfadenübung wäre es nun, diese horizontale und vertikale Bewegung zu verbinden. 






Ich stehe schulterbreit und halte meinen rechten Arm mit der Hand vor meinem Dantian.

Dann sinke ich ins linke Kua und lasse damit meinen Körper und damit die Hand nach links rotieren. Meine rechte Hand steigt dabei nach oben. Wenn mein Körper weit genug nach links rotiert ist, hat meine Hand den halben Weg nach oben bis fast Schulterhöhe zurückgelegt. Nun lasse ich in meinem linken Hüftgelenk los, so dass mein Körper die Möglichkeit hat, sich wieder nach vorn auszurichten, wobei meine rechte Hand weiter bis Schulterhöhe oder etwas höher steigt. Mein rechte Arm rotiert dabei, so dass meine rechte Handfläche nach unten zeigt. Mein Körper rotiert weiter nach rechts, weil ich nun in mein rechtes Kua sinke. Und meine Hand fängt wieder an nach unten zu sinken. Wenn mein Körper ganz rechts ist, hat meine Hand den halben Weg nach unten zurückgelegt. Mein Körper beweg sich wieder nach links, weil ich mein rechtes Kua nun loslasse, bis er gerade nach vorn ausgerichtet ist und meine Hand sinkt weiter, bis sie auf Höhe des Dantian angekommen ist. Dabei rotiert mein rechter Arm, so dass meine rechte Handfläche wieder nach oben zeigt. Das ist ein Zyklus in vier Abschnitten, der dann wie eine Seidenfadenübung gleichmäßig bewegt werden kann. Meine Atmung ist mit dem Steigen - einatmen und sinken - Ausatmen verbunden.

Ein Zeichen für eine gute, verbundene Bewegung ist, dass meine Hand die ganze Zeit über vor der Mitte meiner Körperachse ausgerichtet bleibt. Also meine Hand steigt und sinkt, während mein Torso nach links und rechts rotiert ohne sich dabei zu neigen.

 Und wieder beobachte ich diese Kette durch meinen Körper, innerlich, aus meinem linken Fuß durch mein linkes Bein, den Rücken hinauf, durch den rechten Arm, bis in meine rechte Hand und auch etwas darüber hinaus, die ich mir als Entspannungswelle vorstelle.

 Im zweiten Abschnitt bewege ich die Übungen mit der linken Hand nach dem gleichen Ablauf mit vertauschtem links und rechts.



Im dritten Abschnitt bewege ich die Übungen mit beiden Händen gleichzeitig, so dass jeweils eine Hand oben und eine unten ist. Das ist mit den Wolkenhänden aus der 24er Taijiquan Form durchaus vergleichbar. Jetzt zeigt sich deutlich ob ich die Arme und Hände wirklich nur vertikal, also hoch und runter bewege und die horizontale Bewegung nur durch die Rotation meines Körpers entsteht.


Auch mit einem Schwert in der Hand könnte ich die horizontale Bewegung ausführen. Dabei rotiere ich meinen Körper um seine Achse und halte das Schwert genauso wie in der ersten Übung die Hand vor meinem Körper. Der Arm bewegt sich nicht durch sich selbst sondern nur durch die Rotation meines Körpers und die Klinge des Schwertes schneidet durch die Luft, die ich mir auch einmal etwas "dicker, zäher" vorstellen kann. Am Ende der Bewegung nach links und rechts, rotiere ich meinen Unterarm, so dass immer die gleiche Schneide des Schwertes die Luft durchschneidet.

Fazit:

Meinen Willen aus die Hand zu nehmen und sie nur durch meinen Körper bewegen zu lassen ist deutlich daran zu sehen, dass sie eben nicht mehr so weit vorauseilt, wie zu Beginn meiner Übungspraxis. Andererseits kann dieses "Hinterherziehen" meiner Hand auch schön sein und doch nicht korrekt im Sinne der Bewegung. Alles bewegt sich eben gleichzeitig, verbunden und mühelos ohne starke Absicht. Gerade die Rotation im Arm und im Schulterbereich und die Gleichzeitigkeit, wenn ich mich mit beiden Händen, wie Wolkenhände bewege, ist für mich sehr angenehm und über längere Zeit praktiziert auch für meine Gedanken sehr erfrischend, fast eine Art Meditation. das macht diese Seidenfadenübungen für mich eben so besonders interessant, so dass ich sie immer wieder aufgreife und für mich umsetze. Erst im freien Spiel im Gehen ohne darüber nachzudenken, zeigt sich, ob die Grundlagen richtig gelegt wurden.

 

 Quelle:

Yürgen Oster Seidenfadenübungen:

Buch: 

https://www.amazon.de/Seidenfaden-Qigong-Entwicklung-Lebenskraft-S%C3%A4ulen/dp/3735756700/ref=sr_1_7?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=307029JD1EMNH&keywords=y%C3%BCrgen+oster&qid=1638179600&sprefix=y%C3%BCrgen+%2Caps%2C292&sr=8-7

 Video:

Yürgen Oster Seidenfadenübungen:

 

https://www.youtube.com/watch?v=bNFND18ddZw&t=25s

 

https://www.youtube.com/watch?v=7eTHN47wI4k

 

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=MjckaDNye70

 

Meine blogs zum Thema:

 

Seidenfadenübungen 1 – Vorbereitung

 

https://krabbenhueter.blogspot.com/2021/10/seidenfadenubungen-1-vorbereitung.html

 












Freitag, 19. November 2021

Verabredung zum Tee in heutigen Zeiten



 Erst jetzt wo ich etwas "eingeschränkt" bin durch die Umstände wegen dem Coronavirus, merke ich, wie gut ich es doch sonst eigendlich durch meine Nähe zu Berlin und den Möglichkeiten dort habe. Es gibt interessante Teelokalitäten wo auch Treffen mit anderen möglich sind, auch wenn der Weg dahin manchmal etwas weiter ist.

 

Gabriele von Nannuoshan war einer derjenigen, die in Berlin für kurze Zeit einen solchen Ort geschaffen hatte, wo man Tee kaufen konnte, und sich aber auch einfach nur traf, zum Teil auch in Form von Teeseminaren zu verschiedenen Themen.

 

Nun hat Gabriele wieder einen solchen Ort geschaffen, wo man virtuell zusammen kommen kann um Tee zu trinken und sich auszutauschen.

Ich war eingeladen auf discord einem Channel beizutreten und Gabriele kündigte dann einen Termin an, an dem er und jeder, der mochte, online, zusammen per Kamera und Mikrofon über einen Computer miteinander Tee trinken und sich unterhalten konnten.

 

link zu Gabriele und seinem discord Channel

https://www.youtube.com/watch?v=6qyHnIf-JUU

 

Nun sind solche Termine aber meist zu Zeiten, die für mich nicht so günstig liegen. Das hatte ich in anderen Channels auch schon gemerkt. Jedoch der Raum war da und warum sollte ich ihn dann nicht nutzen, wenn es mir besser passte?

Deshalb hatte ich gefragt und Gabriele hatte dann auch sofort eine offizielle Einladung daraus gemacht, zu einem Zeitpunkt, der für mich günstig war.


 

Nun also am Donnerstag um 17.00 Uhr sollte es losgehen und ich war auch sehr gespannt, wie sich das entwickeln würde.

 

Eine erste Frage war dann auch: Wo werde ich sitzen und wie stelle ich meinen Computer auf. Ich entschied mich dafür, es so einzurichten, als wenn ich mit jemandem an meinen Teetisch sitze würde und stellte den Computer entsprechend erhöht  auf den anderen Stuhl mir gegenüber. So konnte man mich gut sehen aber auch etwas auf den Tisch vor mir, wo ich mit meinem Geschirr den Tee gießen wollte, so dass es alle sehen konnten.  Alles, was ich benötigen würde, musste natürlich um mich herum angeordnet werden, inclusive genug Wasser zum Tee aufgießen, damit ich zwischendurch nicht unnötig aufstehen müsste.

Ich hatte ja schon vorher bei anderen Gelegenheiten discord ausprobiert und deshalb dort alle nötigen Einstellungen ausprobiert.

 

Dann pünktlich betrat ich den Raum, schaltete meine Kamera ein und wartete. Und schnell fanden sich auch andere Interessierte ein, so dass die Unterhaltung starten konnte. Nebenbei goss ich meine Tees auf, die ich natürlich nur selber trinken konnte. Aber ich hatte ja angekündigt, dass ich mich für Hongchas und Shu Puerhs, also dunkle Tees interessieren würde und so auch entsprechend einige Tees herausgesucht, die schon etwas besonders für mich waren und über die man sich vielleicht gut austauschen konnte. Und so war die Idee, dass  jeder auch entsprechen ähnliche Tees aufgießen und trinken würde.

 

Es gibt diese berühmten Videokanäle, wo man anderen beim Tee zubereiten und trinken zusehen kann und die auch oft sehr gut gestaltet sind. Aber das finde ich mit der Zeit etwas langweilig, weil das oft mehr wie ein Theaterstück ist, wo ich mich nicht so gut beteiligt fühle. Nun denke ich, dass hier eine Möglichkeit entsteht, direkter miteinander zusammen zu sein und damit auch etwas beizutragen.

 

Für mich als Neuling in diesem digitalem Bereich, der sonst eher draußen im Garten ohne alles Technische seinen Tee trinkt, war das ehrlich gesagt schon eine Herausforderung. Aber ich denke, dass mit der Zeit schon eine Erleichterung eintreten wird, gerade weil alle Beteiligten davon ausgehen, wie spontan und unkompliziert diese Treffen eigentlich sind.

Und ich muss mich auch erst noch daran gewöhnen, die Lücken zu erkennen, in die man sprechen kann ohne einen anderen unnötig zu unterbrechen. Ich denke, dass das im direkten Zusammen sein etwas  leichter ist als virtuell über den Bildschirm, jedenfalls für mich.

 

Da fällt mir noch ein witziges Detail ein: Wenn ich das Mikrofon so kurz vor dem Mund habe, weil ich nur ein klassisches Headset benutze, ist es nicht so einfach Tee zu trinken, und ich musste immer erst das Mikro etwas zur Seite nehmen. Da stellte sich mir die Frage, wie sich das Schlürfen anhören würde. Und dazu muss ich nun unbedingt einen link zu meinem Lieblings englisch YouTube kanal setzten, wo das Schlürfen Thema war:

 

https://www.youtube.com/watch?v=DHM_jgrZp74

 

Es war schon etwas wie im richtigen Leben. In einem Teeraum trifft man sich, kommt und geht, trinkt Tee und sagt etwas dazu, hört was andere zu erzählen haben, stellt Fragen wenn man etwas genauer wissen möchte und ist einfach auch nur zusammen.

 


 

Ich hatte als besonderen Tee übrigens einen Hongcha aus Taiwan gegossen, von einem Naturschutzgebiet, wo größere Bäume wachsen, wodurch der Tee noch einmal einen ganz speziellen Geschmack bekommt. Und als zweiten Tee hatte ich einen Dianhong, also einen roten Tee aus Yunnan ausgewählt, der gushu also ebenfalls von älteren Bäumen geerntet wird, was die Verbindung zu Puerh hergestellt hätte, in dem ich vorsorglich noch einen dritten Tee, einen gushu shu Puerh bereit gelegt hatte, den ich allerdings nicht mehr zubereitete. 

Und für die Zukunft steht schon das nächste Ereignis an. Denn Gabriele hat auf seinem Channel ein Angebot gemacht, bei dem man drei Überaschungstees, von denen man vorher nichts weiß, bei ihm kauft und diese dann zusammen, bei einem weiteren Termin auf discord, am 04. Dezember, mit ihm verkostet werden.

 


Fazit:

 

Ja, eigentlich lenkt mich das schon etwas von meinem eigenen Teetrinken ab. Andererseits finde ich auch interessant, dass ich so andere treffen kann, die ich sonst nie kennen lernen würde. Ich sehe das als Möglichkeit, die ich annehmen kann, wann ich möchte und nur als eine Erweiterung meiner sonstigen Teeaktivitäten.

 

Translation into English with the help of Google Translate.

 

Date for tea in these days

 

Picture set and computer

 

Only now that I am somewhat "restricted" by the circumstances due to the coronavirus do I notice how well I usually have it due to my proximity to Berlin and the possibilities there. There are interesting tea locations where meetings with others are possible, even if the way there is sometimes a little further.

 

Gabriele von Nannuoshan was one of those people who had created such a place in Berlin for a short time where you could buy tea, and who also just met, sometimes in the form of tea seminars on various topics.

 

Now Gabriele has again created such a place where you can come together virtually to drink tea and exchange ideas.

I was invited to join a channel on discord and Gabriele then announced an appointment on which he and anyone who liked could drink tea and talk together online using the camera and microphone over a computer.

 

link to Gabriele and his discord channel

https://www.youtube.com/watch?v=6qyHnIf-JUU

 

Such appointments are usually at times that are not so convenient for me. I had already noticed that in other channels. However, the room was there and why shouldn't I use it if it suited me better?

That's why I asked and Gabriele immediately made an official invitation out of it, at a time that was convenient for me.

 

Picture.Table

 

So now it should start on Thursday at 5 p.m. and I was also very curious to see how it would develop.

 

A first question was then: where will I sit and how do I set up my computer. I decided to set it up as if I were sitting at my tea table with someone and raised the computer accordingly on the other chair across from me. So you could see me well but also something on the table in front of me where I wanted to pour the tea with my dishes so that everyone could see it. Everything that I would need, of course, had to be arranged around me, including enough water to pour tea so that I didn't have to get up unnecessarily in between.

I had already tried discord on other occasions and therefore tried out all the necessary settings there.

 

Then punctually I entered the room, turned on my camera and waited. And other interested parties quickly turned up so that the conversation could start. I also poured my teas, which of course I could only drink myself. But I had announced that I would be interested in Hongchas and Shu Puerhs, i.e. dark teas, and so I picked out some teas that were something special for me and that one could talk about. And so the idea was that everyone would pour and drink similar teas.

 

There are those famous video channels where you can watch other people making tea and drinking and which are also often very well designed. But I find that a bit boring over time, because it's often more like a play where I don't feel so involved. Now I think that there is an opportunity here to be together more directly and thus also to contribute something.

 

For me as a newcomer to this digital field, who usually drinks his tea outside in the garden without anything technical, that was, to be honest, a challenge. But I think that with time there will be a relief, especially because everyone involved assumes how spontaneous and uncomplicated these meetings are.

And I still have to get used to recognizing the gaps in which one can speak without unnecessarily interrupting another. I think that being together directly is a little easier than virtually on the screen, at least for me.

 

Another funny detail comes to mind: when I have the microphone so close to my mouth because I only use a classic headset, it's not that easy to drink tea, and I always had to take the microphone to one side first. So the question arose how the slurping would sound like. And to do this, I absolutely have to put a link to my favorite English YouTube channel, where the slurp was the topic:

 

https://www.youtube.com/watch?v=DHM_jgrZp74

 

It was something like in real life. In a tea room you meet, come and go, drink tea and say something, listen to what others have to say, ask questions if you want to know something more and just hang out.

 

Image set with just Gaiwan and bowl jug

 

By the way, I had poured a Hongcha from Taiwan as a special tea, from a nature reserve where larger trees grow, which gives the tea a very special taste. And as a second tea I had chosen a Dianhong, a red tea from Yunnan, which gushu is also harvested from older trees, which would have established the connection to Puerh, in which I prepared a third tea, a gushu shu Puerh, as a precaution which I no longer prepared.

  

And the next event is about to happen in the future. Because Gabriele made an offer on his channel where you buy three surprise teas from him that you don't know about beforehand and then taste them together with him at another appointment on discord on December 4th.

 

Conclusion:

 

Yes, actually that distracts me a bit from my own tea drinking. On the other hand, I also find it interesting that I can meet others that I would otherwise never get to know. I see this as an opportunity that I can take whenever I want and only as an extension of my other tea activities.

Dienstag, 26. Oktober 2021

Seidenfadenübungen 1 – Vorbereitung


Die Seidenfadenübungen sind für mich eine der wichtigsten und fundamentalsten Übungen für die Entwicklung meines Taijiquan- und Qigong Verständnisses.

 

Im chinesischen Chansigong“  蠶絲功 / 蚕丝功Cánsīgōng  - bedeutet Chansi = Seide , Gong = „Arbeit, Fähigkeit, Können“

 

Und im Übertragenen bedeutet es,  „ einen Seidenfaden vom Kokon abziehen“ ohne, dass er reißt, weil ich zu fest bewege oder sich verknotet, weil ich zu lasch bewege.

 

Seidenfadenübungen enthalten sinkende und steigende Bewegungen der Arme, Rotation in den Hüftgelenken und die Verbindung zwischen den Gelenken und mit der Mitte, dem Dantien. Mein ganzer Körper ist eine Bewegung aus dieser Mitte heraus und nichts bewegt sich extra, muss aus einem „festen“ Ansatz heraus bewegt werden.

 

Für mich haben diese Übungen viel mit der Frage zu tun, wie ich eine horizontale Bewegung aus einer vertikalen entwickle, ohne dass ich meine Verbindung zum Boden verliere und wie ich durch die gesamte Muskelkette hindurch bewege ohne, dass ich etwas extra bewege, die Hand, den Arm, den Oberkörper …

 

Eine der wichtigsten Grundlagen für mich dabei ist mein Hüftgelenk.

Mein Oberschenkelknochen endet in der Hüftgelenkspfanne als Kugel, die in einer Schale rollt. Mal davon abgesehen, dass sie von einer Faszienmanschette umgeben ist, die dieses Rollen etwas einschränkt, lässt sich der Oberschenkel in einem weiten Bereich bewegen ( 160 grad vertikal und 100 grad horizontal)(*1 Quelle unten)

 



-Bilder 2 gehobener Oberschenkel und geschwenkter Oberschenkel 

 Mangelnde Bewegung verhärtet und verengt diesen Bewegungsumfang allerdings deutlich.

Andererseits sorgt diese Manschette dafür, dass ich eine  Bewegung durch“ Loslassen“ auch wieder in eine Ausgangsstellung zurückführen kann.

Wie kann ich nun mehr Beweglichkeit im Umfang als auch in der Leichtigkeit im Hüftgelenk erreichen, um meine Kugel rollen zu lassen?

Dazu gibt es einige vorbereitende Übungen zur Erwärmung: Beinkreisen, Hüftkreisen, meist im Zusammenhang mit anderen Gelenkkreisübungen..

Zur „Dehnung“ und damit zur Aktivierung und Verlängerung der Muskelketten, Sehnen und Gelenksmanschetten gibt es auch entsprechende Übungen

 






-Bild 3 Hocke

In die Hocke sinken, ohne die Fersen dabei anzuheben, ist schon eine starke Möglichkeit auch um das Kua, die Hüftfalte zu entwickeln.

 

Dazu stehe ich entspannt, mit schulterbreit stehenden Füßen und lasse mich einfach sinken, bis ich einen Widerstand spüre.

Dieses Sinken ist kein  absichtliches Beugen meines Knie- oder Fußgelenks. Es ist eher so, als wenn ich meinen Oberschenkel an den Körper heranziehe. Zur Verdeutlichung hebe ich einfach mein Bein an und lasse den Unterschenkel und Fuß locker hängen, was ich durch leichte Schaukelbewegung erkennen kann. Mein Oberschenkel bewegt sich zum Körper hin. Wenn ich nun beide Oberschenkel gleichzeitig zum Körper hin bewege und meine Unterschenkel und Füße dabei entspannt hängen lasse, bewege ich meinen Körper nach unten und das Beugen im Knie- und Fußgelenk ist absichtslos, passiv ohne Muskelanspannung.

Mein Oberkörper bleibt dabei möglichst aufrecht nach oben hängend ausgerichtet.

 

Je nach Stellung der Füße und deren Abstand zueinander ergibt sich ab einem bestimmten Punkt des Sinkens ein spürbarer Widerstand. Das hängt auch damit zusammen, ob mein Rücken gerade ist und ob mein Steißbein ordentlich nach unten sitzt. Mit der Zeit und durch weitere Übungen mit dem Hüftgelenk, verlagert sich dieser Punkt immer weiter nach unten, bis ich schließlich mühelos unten hocken kann. Und dieses Hocken praktiziere ich dann immer mal so zwischendurch. Als Hilfe für den Anfang wäre es auch möglich sich vorn etwas festzuhalten, weil eben die Tendenz besteht, nach hinten zu fallen.

 




-Bild 4 zu den Seiten drehen

 

Wenn ich mich entspannt, mit schulterbreit stehenden Füßen im Hüftgelenk zu den Seiten drehe, ohne dabei aber meinen Torso in sich zu verdrehen, und diese Haltung in den Endlagen vielleicht auch einmal etwas länger halte, ist das für mich auch eine starke Vorbereitungsübung.

 

Dazu stehe ich im Körper entspannt und aufrecht, mit schulterbreit stehenden Füßen oder aber auch einmal etwas breiter, aber immer mit den Knien über den Füßen, gesunken, mit sitzendem Steißbein, meinen Oberkörper aufgerichtet, nach oben fallend.

Nun kann ich so etwas stehen und mich und meine innere Ausrichtung beobachte. Dann entspanne ich mein linkes Hüftgelenk sinke etwas nach innen in dieses Kua, die Hüftgelenksfalte. Dadurch rotiert mein Becken mit meinem verbundenen Torso nach links und würde sich nach vorn neigen, wenn ich nicht gleichzeitig auch mein rechtes Hüftgelenk loslasse, mein Becken bleibt waagerecht ausgerichtet und ich rotiere scheinbar um meine senkrecht stehende Wirbelsäule bis etwa 45 grad nach links.

Da ich meine Hände direkt vor meiner Mitte halte, bemerke ich sofort, ob ich meinen Torso in sich verdrehe, weil sie sich dann in der Endlage eben nicht mehr genau vor meiner Mitte befinden. Über die Zeit entwickelt sich so eine gedankliche, innere Verbindung zwischen Mitte und Hände.

Dann lasse ich in meinen Gelenken los und mein Körper rotiert mühelos wieder zurück zu seiner Ausgangsstellung. Mein Becken bleibt waageecht ausgerichtet und meine Wirbelsäule senkrecht, das Steißbein sitzt weiterhin nach unten.

Auch zur rechten Seite bewege ich mich so.

 

Ich beobachte mein „aktives“ Gelenk aber auch das andere, dass oft mehr „spannt“ und deshalb gelöst werden muss, damit mein Körper gerade bleibt.

Beide Knie lasse ich nach vorn, über den Füßen ausgerichtet.

Es ist wichtig, dass ich nirgendwo ziehe oder drücke. Meine Intention ist das Sinken nach unten. Und ich spüre gleichzeitig ein Steigen, nach oben Hängen durch die Wirbelsäule, durch mein Baihui, die  Kopfkrone nach oben.

 

Wenn meine Muskeln gut entspannt sind, spüre ich, ob ich aufgerichtet bin oder mein Oberkörper geneigt und mein Gewicht nicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt ist, meine Füße gleichmäßig in den Boden verwurzelt sind.

 


Als weitere Vorbereitungsübung empfehle ich die „drei Kreise Vorbereitung von Yürgen Oster (*2 Quelle unten), die in etwa so aussehen, dass ich mit meinen nebeneinander liegenden Handflächen horizontale und vertikale Kreise vor dem Körper ausführe, so wie ich mich gerade zu den Seiten gedreht hatte. Beim dritten Kreis halte ich meine Hände über den Kopf und kreise sie wieder horizontal.

 Dazu ganz allgemein für die Seidenfadenübungen der link zu einem Buch und den Videos von Yürgen Oster, auf die ich mich in dem kommenden Beiträgen auch weiterhin beziehen werde. (*3)

*1

 

https://eref.thieme.de/cockpits/clsport0001clAna0001/0/coAna00017/4-3947

 

*2

 

https://www.youtube.com/watch?v=HmZP_m-wVL0&t=1s


*3


https://www.amazon.de/Seidenfaden-Qigong-Entwicklung-Lebenskraft-S%C3%A4ulen/dp/3754336665/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=Seidenfaden+Qigong&qid=1635267613&sr=8-1

https://www.innerqi.net/sf/

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Ein Mensch sein


 Wir, alle Menschen zusammen, sind ein Wesen.

 

Alle Menschen zusammen sind ein Schwarm von einzelnen Teilen, sowohl als Körper als auch als Intelligenz.

 

Alle Menschen sind wie ein Mensch und sind verschieden wie Hand und Fuß, wie Gehirn und Magen, wie eine Hand zu geben oder zu nehmen.

 

Nur im Ganzen werden wir als die Menschheit überleben.

 

Doch momentan sind wir gegeneinander gerichtet.

 

Meine rechte Hand behauptet, besser zu sein, als meine linke, hilft ihr aber nicht dabei, das zu überwinden.

Mein Mund frist, unterstützt von meiner Hand, mehr, als mein Magen vertragen kann. Und gleichzeitig sterben meine Beine unter mir ab, weil ich sie von meiner Ernährung abgeschnürt habe.

 

Jede Gliedmaße, jedes Organ will in eine andere Richtung, dass es mich förmlich zerreißt.

 

Ich stütze mich auf eine morsche Krücke, glaubend, dass sie mir hilft und verlerne dadurch, selbst aufrecht zu stehen.

 

Schwächen in mir gleiche ich durch Härten in diesen Schwächen aus, die unter den Schlägen meiner ach so überlegenen rechten Hand zersplittern wie Glas.

 

Ich reiße mir den Stuhl weg, um ihn mir über den Kopf zu schlagen, auf den ich mich gerade setzen will (sowohl Kopf als auch Stuhl).

 

Es gibt zu viele Gleichnisse, um das zu beschrieben, was Egoismus im eigenen Körper bedeutet.

 

Ich trete auf mich selbst, nur um ein Stück weiter, höher zu kommen. Und selbst in der Erkenntnis, dass ich mich dabei selbst verletzen werde, sehe ich einen Ansporn darin, weiter zu machen.

 

Kann das endlos so weitergehen?

 

Es könnte der Moment kommen, wo ich nicht mehr zusammenfinde.

 

Es könnte der Moment kommen, wo ich eine Möglichkeit (er)finde, die mich endgültig vernichtet.

 

Oder ich entziehe mir einfach die Grundlage des Lebens selbst. 

-

 Halt deine Fresse, du egoistisches Einzelteil! , das du nun denkst, du wärest etwas Besseres und helfe mir lieber, wieder zusammen einen Körper zu bilden.

Werfe weg diese Krücke des Glaubens und stehe wieder auf eigenen Füßen, den eigenen Beinen, die nicht mehr von mir selbst abgeschnürt werden und reicher der linken Hand die rechte zur Unterstützung.

 Wir, alle Menschen zusammen, sind ein Wesen, ein Schwarm, sowohl als Körper, wie auch als Intelligenz, werden zusammenstehen gegen die Unbilden, die das Leben uns abfordert, entwickeln uns zusammen weiter in eine Richtung, nach vorn und überwinden damit dieses gegeneinander gerichtete Sein, diese Zerrissenheit, die uns sonst vernichten wird.

 

Bild: Herz aus Holz mit hellen und dunklen Streifen. in beiden Händen übereinander, die rechte außen, unten…

Freitag, 16. Juli 2021

Zuhören und Fragen stellen


 Was wird bei den Kampfkünsten am meisten trainiert? Stoßen und Treten, und dazu die Abwehr von "Stoßen und Treten".

Was wird oft bei Gesprächen am meisten "geübt"? Argumentieren und die Abwehr von Argumenten.

Das Ziel ist jeweils den Anderen zu besiegen.

 

Möchte ich in eine höhere Stufe aufsteigen, wird sich das vieleicht ändern.

 

Beim Taijiquan lerne ich nun zu beobachten, zuerst mit den Augen, dann mit dem Gefühl im Moment des Kontakts.

Im Gespäch lerne ich das Zuhören.

Wenn beide Partner gelernt haben zu beobachten, in dem Moment des Kontakts zu spüren, wie der Andere steht, sich bewegt, wird nichts mehr passieren.

Wenn beide im Gespräch nur noch zuhören, ist Stille.

 

Dann kommt der Moment, wieder aktiv zu werden.

Durch leichtes Pushen stelle ich Fragen. Durch Fragen bekomme ich Reaktionen,  Antworten.

Dann ist wieder Spüren / Zuhören angesagt.

Und so entwickelt sich das weiter.

 

Übe ich für mich allein, spüre / höre ich in  mich hinein. Ich beobachte meine Struktur, wie ich auf dem Boden stehe, ob ich gut aufgerichtet bin, alles verbunden ist, wie meine Gedanken ruhig sind und sich entwickeln.

 

Dann kommt der Moment, Fragen zu stellen.

 

Schattenboxen

 

Sich den Partner vorstellend, stelle ich mir vor, wie ich ihm Fragen stellen würde. Jede Bewegung ist nicht leer sondern enthält die Vorstellung des Kontaktes mit dem Anderen und wie sich das wiederum auf meine Struktur auswirken würde. Wie würden sich seine Fragen auf meine Struktur auswirken?

 

Übe ich dann real mit dem Anderen, sehe ich, ob meine Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen, korrigiere meine Vorstellungen dahingehend, sich der Realität anzunähern.

 

Auch im Gespäch stelle ich dann Fragen und höhre zu, was passiert.

Zuhören kann ich nur mit offenem Geist.

Bewerte ich schon vorher oder im Gespräch, bilde mir ein Urteil dazu, verstellt sich mein Blick auf den anderen, verhindere ich, dass ich die leisen Töne höhre, nicht spüre, wie der andere ist.

 

Die höhere Stufe bedeutet, sich zu zurück zu nehmen, das Ziel der Übung ist, von dem Besiegen weg zu lenken.

 

Beim Taijiquan die Struktur des anderen zu erkennen, im Gespräch die Wurzeln für die Ansprüche und Gedanken des Anderen zu erkenen, ist jetzt am Wichtigsten.

 

Übe ich Pushhands, geht es nicht mehr darum den Anderen zu besiegen. Ich entwickele meine Struktur und stelle dann Fragen. Ich pushe nur so viel, dass ich die Antworten spüren kann. Ich pushe erst langsam, damit ich die Zeit habe, die Antworten zu spüren, meinem Körper die Zeit gebe, auf die Fragen des anderen zu antworten.

 

Im Gespräch, höre ich zu, stelle Fragen  um weiter zuhören zu können, lasse dem anderen und mir Zeit, für die Antworten, die gedanklichen Veränderungen entwickelnd. 

Ich finde viele Gemeinsamkeiten zwischen Kampkünsten wie Taijiquan und Gespächen auf höherer Stufe, so wie ich es verstehe.

Samstag, 13. März 2021

„Warm up“ workout mit Stab


wie Taijiquan, Muskeln entspannt und mit Struktur, in die Hüften (Kua) sinken, von oben hängend, in der Wirbelsäule rotieren, Raum in den Gelenken behalten, beim Heben bleiben die Schultern gesunken, Stoßen mit Intension, …

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Stab vor dem Körper heben und senken

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Stab zu den Seiten heben, das Stabende nach oben, Gewicht mittig

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Stab zu den Seiten heben, Gegenseite hoch, Gewicht entgegen

                  


                Locker auf der Stelle laufen

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Knie seitlich an das jeweilige, anderen Stabenden heben

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Ausfallschritt vor, Stab nach vorn stoßen, flach

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Stab nach oben stoßen, flach

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Ausfallschritt vor, den Körper zur anderen Seite drehen, Stab nach hinten stoßen (Stabende)

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Knie beugen, Stab dabei nach oben stoßen, flach

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  Stab vorhalten, Knie heben und kreisen, erst nach außen, dann nach innen

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Ausfallschritt vor, Stab gerade nach vorn stoßen und dabei senkrecht drehen, flach

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Knie beugen, Stab vorhalten, dann heben und Knie jeweils an das andere Stabende heben

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Stab hoch über den Kopf halten und dann den Körper zu den Seiten neigen

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Mit dem Stab spielerisch freie Bewegungen ausführen

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  Stab hoch über den Kopf halten und dann den Körper drehen

Stab vorhalten und die gestreckten Beine abwechselnd bis waagerecht anheben und wieder senken ( ohne Bild, siehe unten )

Stab hoch über den Kopf halten und den Körper nach hinten neigen, danach senken bis ganz unten und hängen lassen ( ohne Bild, siehe unten)


Locker auf der Stelle laufen


Abschluss: Stab vor dem Körper heben und senken



Für mich jede Übung  (17) eine Minute, sonst 8-10 … Wiederholungen, auch zu jeder Seite, falls links und rechts


Nachtrag 1:

Die letzten Übungen sind für die Wirbelsäule. Und ich führe diese "dynamisch" und langsam aus. Für die dritte Richtung habe ich deshalb auch das "Heben Und Senken" bzw. das "Sinken bis nach ganz unten" eingefügt.

Nachtrag 2:

Wenn ich etwas mehr Gewicht mag, führe ich den ganzen Workout mit einer Kugel ( Medizinball, 2kg ) aus. Meine Bewegungen sind dabei intensiver und langsamer, angepasst an die inneren Verbindungen.