Freitag, 17. Juni 2022

Taijiquan – Prinzip


Wir beschäftigen uns mit Taijiquan, bewegen uns mit diesem Prinzip. Aber was bedeutet das für uns? 

-         Taiji ist, wie das Symbol zeigt, eine Struktur aus zwei Möglichkeiten, zwei Pole, zwischen denen wir uns bewegen. Aber wie die Pole der Erde, sind das auf bestimmte Art, keine Endpunkte. Wir können uns geradewegs dahin bewegen und dann weiter geradeaus auch wieder davon weg. So gesehen bewegen wir uns kreisförmig zwischen den Polen, zwischen Yin und Yang.

-         Es gibt etwas, dass sich nicht ändert. Das ist die Kraft, mit der uns die Erde anzieht. Bei allen Bewegungen zwischen den Polen, gibt es also entsprechend dieser Anziehungskraft, Möglichkeiten, die sich nicht ändern.

-         Als Mensch bewegen wir uns aufgerichtet. So können wir unsere Hände frei benutzen. Bestimmte Strukturen in unserem Körper aber zeigen unsere Abstammung von Tieren, die sich auf 4 Extremitäten bewegten. Das sollten wir bei unseren Bewegungen oder wenn wir stehen, beachten.

-         Wenn wir stehen, sollten sich unsere Muskeln in minimaler Anspannung befinden, so dass wir uns „mühelos“ aufrecht halten können. Im Taiji gibt es dazu Vorstellungsbilder, die uns das verdeutlichen. Die Füße stehen, gut ausgerichtet, auf dem Boden. Es gibt einen Punkt, den Drachenquellenpunkt (Yong Quan) durch den wir uns die ideale Verbindung von oben in den Boden vorstellen können. Darüber ist der Körper lotrecht aufgerichtet. So kann er sich direkt in den Boden verbinden. Sollte er davon abweichen, werden Muskeln aktiviert, die uns aufgerichtet halten und dadurch selbst aber angespannt werden.

-         „Klassisch“ würde man sagen, dass unser Körper „aufgestapelt“ ist. Aber wir stellen uns lieber vor, dass unser Körper nach oben hängt. Wenn wir uns in den Hüftgelenken beugen und den Oberkörper vorne, nach unten hängen lassen, können wir spüren, wie sich das anfühlt. Nun also „hängen“ wir nach oben, während unsere Füße auf dem Boden stehen, unser Gewicht durch sie mit dem Boden verbunden ist. Zwei Pole, zwischen denen wir stehen, uns bewegen. Unser Steißbein hängt nach unten, damit sich unsere Wirbelsäule zwischen diesen beiden Polen ausrichten kann. Und das bleibt so, ob wir nun stehen oder uns bewegen, da sich die Anziehungskraft der Erde nicht ändert

-         Das Geflecht aus Muskeln und Sehnen lässt die Knochen darin „schwimmen“. Wenn die Muskeln ihr richtiges Maß an Zugspannung zueinander haben, werden die Knochen nicht zu stark aufeinander gezogen. Dann sind die Gelenke und die Wirbel der Wirbelsäule frei beweglich.

-         Wir sinken in die Hüftgelenksfalten (Kua) ein, wenn wir an das Sinken in den Boden denken. Das ist ein Sinken, das in den Körper hinein wirkt. Wir sinken in die Schultergelenksfalten hinein, wenn wir an das nach oben Hängen des Körpers, dass verbunden ist mit dem Sinken in den Boden, denken. Auch das ist ein Sinken, das in den Körper hinein wirkt. Wenn wir uns auf Hände und Füße stellen würden, könnten wir uns vorstellen, wie unsere Hände und Füße zum Boden hin fallen und unsere Hüft- und Schultergelenksfalten in die entgegengesetzte Richtung wirken (sinken).

-         Wenn ich also meine Hand zum Partner schiebe (stoße), ist das die gleiche vorgestellte Wirkung, als ob ich mir vorstelle, dass die Hand vom Erdboden angezogen würde. Die Entspannung und Ausrichtung der Schulter und der Schultergelenksfalte sollte sich beim Schub oder Stoß genauso anfühlen, als ob die Hand zu Boden hängen würde.

-         So wie für uns der Kopf nach oben „hängt“, wenn wir stehen, würde, wenn wir auf allen vier Extremitäten stehen, die Wirbelsäule nach oben wirkend „hängen“. Deshalb bleibt beim aufrechten Stand oder wenn wir uns bewegen die Vorstellung erhalten, dass die Arme nach vorn fallen und im Rücken das Gefühl, der nach hinten wirkenden“ fallenden“ Wirbelsäule erhalten.

-         Wenn wir im Sitzen üben  und das am besten nicht zu weit hinten auf dem Stuhl und nicht angelehnt, gelten die gleichen Tajiprinzipien, wie im Stehen. So wie unsere Füße sind nun auch unsere Sitzknochen durch den Stuhl mit dem Boden darunter verbunden und wir können uns dadurch gleichermaßen aufrichten und unser Steißbein „hängen“ lassen.

 

Stehen wie eine Kiefer

 

-         aufgerichtet

-         die Füße mit dem Boden verbunden, zu ihr fallend

-         die Wirbelsäule hinauf durch die Krone des Kopfes ( Bai Hui) nach oben „fallend“

-         Steißbein nach unten fallend

-         Gelenkfalte der Hüft- und Schultergelenke nach innen wirkend

-         Wirbelsäule nach oben und unten ausgerichtet und nach hinten wirkend

-         die Muskeln so entspannen, dass sie gleichmäßig auf die Knochen in den Gelenken wirken, so dass diese „schwimmen“ können

-         die Wirbel der Wirbelsäule in den Zügen der Muskeln, die sie umgeben  „schwimmen“ lassen

-         so wie wir als Kiefer stehen, bewegen wir uns auch beim Taijiquan

-         als Vorstellungsbild: eine Welle von Entspannung und Mühelosigkeit zieht sich von den Füßen her durch unseren Körper bis in die Hände und den Kopf und darüber hinaus, wirkt so entgegen der Kraft, mit der der Erdboden uns nach unten zieht.