Wir beschäftigen uns mit Taijiquan, bewegen uns mit diesem Prinzip. Aber was bedeutet das für uns?
-
Taiji ist, wie
das Symbol zeigt, eine Struktur aus zwei Möglichkeiten, zwei Pole, zwischen
denen wir uns bewegen. Aber wie die Pole der Erde, sind das auf bestimmte Art,
keine Endpunkte. Wir können uns geradewegs dahin bewegen und dann weiter
geradeaus auch wieder davon weg. So gesehen bewegen wir uns kreisförmig zwischen
den Polen, zwischen Yin und Yang.
-
Es gibt etwas,
dass sich nicht ändert. Das ist die Kraft, mit der uns die Erde anzieht. Bei
allen Bewegungen zwischen den Polen, gibt es also entsprechend dieser
Anziehungskraft, Möglichkeiten, die sich nicht ändern.
-
Als Mensch
bewegen wir uns aufgerichtet. So können wir unsere Hände frei benutzen.
Bestimmte Strukturen in unserem Körper aber zeigen unsere Abstammung von
Tieren, die sich auf 4 Extremitäten bewegten. Das sollten wir bei unseren
Bewegungen oder wenn wir stehen, beachten.
-
Wenn wir stehen,
sollten sich unsere Muskeln in minimaler Anspannung befinden, so dass wir uns
„mühelos“ aufrecht halten können. Im Taiji gibt es dazu Vorstellungsbilder, die
uns das verdeutlichen. Die Füße stehen, gut ausgerichtet, auf dem Boden. Es
gibt einen Punkt, den Drachenquellenpunkt (Yong Quan) durch den wir uns die
ideale Verbindung von oben in den Boden vorstellen können. Darüber ist der
Körper lotrecht aufgerichtet. So kann er sich direkt in den Boden verbinden.
Sollte er davon abweichen, werden Muskeln aktiviert, die uns aufgerichtet
halten und dadurch selbst aber angespannt werden.
-
„Klassisch“ würde
man sagen, dass unser Körper „aufgestapelt“ ist. Aber wir stellen uns lieber
vor, dass unser Körper nach oben hängt. Wenn wir uns in den Hüftgelenken beugen
und den Oberkörper vorne, nach unten hängen lassen, können wir spüren, wie sich
das anfühlt. Nun also „hängen“ wir nach oben, während unsere Füße auf dem Boden
stehen, unser Gewicht durch sie mit dem Boden verbunden ist. Zwei Pole,
zwischen denen wir stehen, uns bewegen. Unser Steißbein hängt nach unten, damit
sich unsere Wirbelsäule zwischen diesen beiden Polen ausrichten kann. Und das
bleibt so, ob wir nun stehen oder uns bewegen, da sich die Anziehungskraft der
Erde nicht ändert
-
Das Geflecht aus
Muskeln und Sehnen lässt die Knochen darin „schwimmen“. Wenn die Muskeln ihr richtiges
Maß an Zugspannung zueinander haben, werden die Knochen nicht zu stark
aufeinander gezogen. Dann sind die Gelenke und die Wirbel der Wirbelsäule frei
beweglich.
-
Wir sinken in die
Hüftgelenksfalten (Kua) ein, wenn wir an das Sinken in den Boden denken. Das
ist ein Sinken, das in den Körper hinein wirkt. Wir sinken in die
Schultergelenksfalten hinein, wenn wir an das nach oben Hängen des Körpers,
dass verbunden ist mit dem Sinken in den Boden, denken. Auch das ist ein
Sinken, das in den Körper hinein wirkt. Wenn wir uns auf Hände und Füße stellen
würden, könnten wir uns vorstellen, wie unsere Hände und Füße zum Boden hin fallen
und unsere Hüft- und Schultergelenksfalten in die entgegengesetzte Richtung
wirken (sinken).
-
Wenn ich also
meine Hand zum Partner schiebe (stoße), ist das die gleiche vorgestellte
Wirkung, als ob ich mir vorstelle, dass die Hand vom Erdboden angezogen würde.
Die Entspannung und Ausrichtung der Schulter und der Schultergelenksfalte
sollte sich beim Schub oder Stoß genauso anfühlen, als ob die Hand zu Boden
hängen würde.
-
So wie für uns
der Kopf nach oben „hängt“, wenn wir stehen, würde, wenn wir auf allen vier
Extremitäten stehen, die Wirbelsäule nach oben wirkend „hängen“. Deshalb bleibt
beim aufrechten Stand oder wenn wir uns bewegen die Vorstellung erhalten, dass
die Arme nach vorn fallen und im Rücken das Gefühl, der nach hinten wirkenden“
fallenden“ Wirbelsäule erhalten.
-
Wenn wir im Sitzen
üben und das am besten nicht zu weit
hinten auf dem Stuhl und nicht angelehnt, gelten die gleichen Tajiprinzipien,
wie im Stehen. So wie unsere Füße sind nun auch unsere Sitzknochen durch den
Stuhl mit dem Boden darunter verbunden und wir können uns dadurch gleichermaßen
aufrichten und unser Steißbein „hängen“ lassen.
Stehen wie eine Kiefer
-
aufgerichtet
-
die Füße mit dem
Boden verbunden, zu ihr fallend
-
die Wirbelsäule
hinauf durch die Krone des Kopfes ( Bai Hui) nach oben „fallend“
-
Steißbein nach
unten fallend
-
Gelenkfalte der
Hüft- und Schultergelenke nach innen wirkend
-
Wirbelsäule nach
oben und unten ausgerichtet und nach hinten wirkend
-
die Muskeln so
entspannen, dass sie gleichmäßig auf die Knochen in den Gelenken wirken, so
dass diese „schwimmen“ können
-
die Wirbel der
Wirbelsäule in den Zügen der Muskeln, die sie umgeben „schwimmen“ lassen
-
so wie wir als
Kiefer stehen, bewegen wir uns auch beim Taijiquan
-
als
Vorstellungsbild: eine Welle von Entspannung und Mühelosigkeit zieht sich von
den Füßen her durch unseren Körper bis in die Hände und den Kopf und darüber
hinaus, wirkt so entgegen der Kraft, mit der der Erdboden uns nach unten zieht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen