Freitag, 16. Juli 2021

Zuhören und Fragen stellen


 Was wird bei den Kampfkünsten am meisten trainiert? Stoßen und Treten, und dazu die Abwehr von "Stoßen und Treten".

Was wird oft bei Gesprächen am meisten "geübt"? Argumentieren und die Abwehr von Argumenten.

Das Ziel ist jeweils den Anderen zu besiegen.

 

Möchte ich in eine höhere Stufe aufsteigen, wird sich das vieleicht ändern.

 

Beim Taijiquan lerne ich nun zu beobachten, zuerst mit den Augen, dann mit dem Gefühl im Moment des Kontakts.

Im Gespäch lerne ich das Zuhören.

Wenn beide Partner gelernt haben zu beobachten, in dem Moment des Kontakts zu spüren, wie der Andere steht, sich bewegt, wird nichts mehr passieren.

Wenn beide im Gespräch nur noch zuhören, ist Stille.

 

Dann kommt der Moment, wieder aktiv zu werden.

Durch leichtes Pushen stelle ich Fragen. Durch Fragen bekomme ich Reaktionen,  Antworten.

Dann ist wieder Spüren / Zuhören angesagt.

Und so entwickelt sich das weiter.

 

Übe ich für mich allein, spüre / höre ich in  mich hinein. Ich beobachte meine Struktur, wie ich auf dem Boden stehe, ob ich gut aufgerichtet bin, alles verbunden ist, wie meine Gedanken ruhig sind und sich entwickeln.

 

Dann kommt der Moment, Fragen zu stellen.

 

Schattenboxen

 

Sich den Partner vorstellend, stelle ich mir vor, wie ich ihm Fragen stellen würde. Jede Bewegung ist nicht leer sondern enthält die Vorstellung des Kontaktes mit dem Anderen und wie sich das wiederum auf meine Struktur auswirken würde. Wie würden sich seine Fragen auf meine Struktur auswirken?

 

Übe ich dann real mit dem Anderen, sehe ich, ob meine Vorstellungen mit der Realität übereinstimmen, korrigiere meine Vorstellungen dahingehend, sich der Realität anzunähern.

 

Auch im Gespäch stelle ich dann Fragen und höhre zu, was passiert.

Zuhören kann ich nur mit offenem Geist.

Bewerte ich schon vorher oder im Gespräch, bilde mir ein Urteil dazu, verstellt sich mein Blick auf den anderen, verhindere ich, dass ich die leisen Töne höhre, nicht spüre, wie der andere ist.

 

Die höhere Stufe bedeutet, sich zu zurück zu nehmen, das Ziel der Übung ist, von dem Besiegen weg zu lenken.

 

Beim Taijiquan die Struktur des anderen zu erkennen, im Gespräch die Wurzeln für die Ansprüche und Gedanken des Anderen zu erkenen, ist jetzt am Wichtigsten.

 

Übe ich Pushhands, geht es nicht mehr darum den Anderen zu besiegen. Ich entwickele meine Struktur und stelle dann Fragen. Ich pushe nur so viel, dass ich die Antworten spüren kann. Ich pushe erst langsam, damit ich die Zeit habe, die Antworten zu spüren, meinem Körper die Zeit gebe, auf die Fragen des anderen zu antworten.

 

Im Gespräch, höre ich zu, stelle Fragen  um weiter zuhören zu können, lasse dem anderen und mir Zeit, für die Antworten, die gedanklichen Veränderungen entwickelnd. 

Ich finde viele Gemeinsamkeiten zwischen Kampkünsten wie Taijiquan und Gespächen auf höherer Stufe, so wie ich es verstehe.