Freitag, 22. November 2019

Heicha - ein Seminar




Im Rahmen des Berliner Teefestivals war ich zu einem Teeseminar zum Thema Heicha eingeladen. In einer kleinen Runde wollten wir das besondere Aroma dieser Teefamilie ergründen und beobachten.
Schon beim Betreten des Raumes, Nan Yi's Teeladen ist so klein und doch eine so große Teewelt, war dieser mit einem speziellen Duft erfüllt, der mir seltsam bekannt vorkam. Ich hatte schon einige Heichas probiert und war überrascht, diesen Duft etwas Bekanntem zuordnen zu können.
Und richtig, der erste Heicha köchelte schon vor sich hin, bzw. ein spezieller Wasserkocher, in dem Dampf über den Tee geleitet wird, und so, wie in einer Art Kreislauf, einen starken Sud erzeugt, setzte für den Anfang eine "moderne" Art der Teezubereitung.


 Der Heicha selbst, ein Fu Zhuan, aus der Provinz  Hunan, den ich hier schon einmal beschrieb, ist schon etwas ganz Besonderes durch seine Art der Herstellung mit diesen "goldenen Sporen", und mit seiner leuchtend rötlich, braunen Farbe, geschmacklich gleich ein intensiver Eindruck durch seine Fülle an Aromen, die mich begeisterten. Für mich im Vordergrund klar getreidig, haferähnliche Aromen, verbunden mit einem schweren blumigen Duft, den meine Nachbarin spontan mit Rosenduft beschrieb, verbunden mit einer Süße, die für mich mit dicker Textur verbunden war, in der weitere kräftige Aromen steckten, welche als etwas fruchtig, was von anderen als pflaumenartig beschrieben wurde, wirkten. Leicht adstringierend am Gaumen, was für mich etwas von süffigem Bier, tschechischer Art hatte, mir gleichzeitig den Durst löschte aber auch Appetit auf weitere Tees in mir entfachte.


Aber was ist eigentlich Heicha?
Ein Tee, der in "alter" Zeit auf Reise ging, auf dem Rücken eines Pferdes zum Beispiel, musste kompakt sein. Deshalb wurde er meistens gepresst. Ziegel oder runde Scheiben, in Bambusröhren oder geflochtenen Körben, gab es viele Möglichkeiten dafür. Und auch der Tee selbst war robust und unempfindlich gegen äußere Einflüsse Klima, Wetter, Pferderücken, bei richtiger Verarbeitung reifte er sogar noch nach, so dass er dadurch bekömmlicher wurde.
Am Zielort wurde er dann gekocht und oft mit anderen Zutaten (Gewürze, Salz, Yackbutter ) vermischt getrunken.
Feine, grüne Tees waren dafür eher nicht geeignet.
Puerh aus Yunnan ist ein bekanntes Beispiel für die breite Palette an dunklen "schwarzen"  Tees, die aus verschiedenen Regionen im chinesischen Teeanbaugebiet stammen. Hunan, Sichuan, Hubei, Guanxi, sind da neben Yunnan besonders hervorzuheben.



Weiter ging es mit einem Heicha Jin Jian aus Sichuan. gepresst in Ziegelform, in gelbes Papier eingepackt, was typisch für ihn ist, deutlich die zum Teil recht langen Blätter und groben Stiele zu erkennen, war dieser Tee "leicht" weil im Gaiwan aufgegossen und trotzdem mit den bekannten Aromen versehen, dazu etwas  rauchiges. Ich mag auch den leichten Aufguss und als bei späteren Aufgüssen die Ziehzeit stark verlängert wurde, konnte man auch erkennen, dass der Tee genauso dicht und konzentriert sein kann wie jener erste Heicha.



Der dritte Heicha, Zongzi Cha aus Hunan, war einer, den ich hier schon einmal probieren durfte.  Schöne Geschenkverpackung als Dreieckspyramide, eingepackt in ein Bambusblatt, das durchaus auch Aroma an den Tee abgeben kann, gepresst in Form dieser Pyramide und in dem Fall mit kleineren Blättern und Krümeln.
Wieder diese typischen Aromen etwas nussiges, getreidiges, dunkle Früchte, pflaumenartig ließ sich dieser Tee gut im Gaiwan gießen und war eine schöne Variante, der Heichas.


Der vierte Tee, der typische Vertreter aus Yunann, ein Shu Puerh, als Tuocha gepresst. Schon der Geruch der feuchten Blätter zeigte deutlich den Unterschied, typisch Shou Puerh aber im Gegensatzt zu Heicha sonst, für mich irgendwie kantiger, rauer und nicht so getreidig, weich wie die Tees davor. Der Pu an sich gut, eben eine ganz andere Geschmackskomposition, mehr Erde, leicht holzig, etwas metallisch aber trotzdem mit seinen klaren Aromen ein würdiger Vertreter seiner Provinz.


Heichas sind gesund und werden dafür angepriesen. Ich muss das jetzt alles hier nicht darlegen. Aber definitiv aktivieren sie die Verdauung. Und deshalb war es ein angenehmes Ereignis, etwas Leichtes dazu essen zu können. Gebäck oder Früchte, auch Käsewürfel oder Nüsse mit Schokolade überzogen, Mhhh. Jetzt, wo der Geschmack ergründet ist, macht es nichts aus, ihn etwas zu beeinflussen.


Zum Abschluss dann gab es noch einmal den ersten Tee, der durch seine Art der Zubereitung stehen bleiben konnte und jetzt immer noch konzentriert alles bündelte, was wir entdeckt hatten.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich viel bei diesem Seminar erfahren konnte, was mir vorher so nicht bewusst war, einiges sich aus anderen Proben bestätigt hat und ich nun wieder an meinem heimischen Teetisch, von den Erinnerungen ausgehend, weitere Heichas entdecken werde.
Der Austausch mit anderen an einem Teetisch ist aber immer auch sehr inspirierend für mich und Claudia, die das Seminar leitete, hat uns sehr viele Informationen auf angenehme und herzliche Art mitgegeben.
Ich finde schon, das Heichas einen typischen Geschmack haben und doch auch variieren und eine spannende Bereicherung des Teetisches darstellen. Gerade gegenüber den berühmteren Puerhs stehen sie nicht zurück und verzeihen aber doch noch mehr Ungenauigkeiten bei der Zubereitung.



Donnerstag, 7. November 2019

Gushu Shu Puerh 2





Es wird Herbst.
Deutlich zu sehen, wie das Laub fällt und mir Regenfeuchte in den Körper zieht.
Ein schöner "dunkler" Tee wird mich da wärmen.
Woran erkenne ich, ob es ein "Guter" ist?

Ich bin immer noch beim Thema Shu Puerh und wie ich den Gushu erkenne.

Und heute habe ich mir noch einmal beide Pu' s direkt vorgenommen, die ich von Nan Yi aus Berlin zur Probe mitbekommen habe, weil sie von alten Bäumen geerntet wurden.
Aber heute kommt es nicht so sehr auf den Wettbewerb an, obwohl ich mir wieder beide Sorten vertauschen lasse, um nicht gleich zu wissen, welcher, welcher in meiner Teeschale ist.
Wie im ersten Beitrag, hier, habe ich Lao Ban Zhang und Bulang Shan, beide 2013 geerntet, mit 2g im 45ml Gaiwan und heißem Wasser aufgegossen.


Nun also ein weiterer Versuch dazu. Wieder starte ich mit dem Duft der angewärmten Blätter, wobei Blätter in diesem Fall etwas viel gesagt ist. Auffällig für mich, dass Shu Puerh immer etwas "kleinteiliger" ist gegenüber Sheng Puer, wo ich jetzt doch schon einige Exemplare mit schönen großen, fast unbeschädigten Blätter genießen durfte. Das aber ist unabhängig von Gushu.
Der Duft dann typisch Shu, aber sehr sauber, angenehm, ohne Muff, für mich heute nicht so deutlich unterschiedlich.
Dann der Aufguss, stark, sich steigernd, dunkel mit kräutrigen, gelagerten Aromen, mit etwas Süße, etwas erdigem, eben typischen Geschmack.
Heute konnte ich mich nur schwer für eine Sorte entscheiden, vieleicht etwas mehr für den zweiteren, in dem Fall den Lao Ban Zhang, wie beim ersten Versuch.


Nicht jeder Tag ist gleich in der Wahrnehmung von Tee. Und heute scheint es mir nicht so leicht zu fallen, wie im ersten Beitrag zu diesem Thema, so feine Nuancen zu erkennen.
Aber das ist auch gut so, denn so ist es oft. Ich hatte ja auch nicht behauptet, dass ich Gushu schon in 2-3 Versuchen zweifelsfrei erkennen könnte. Vielmehr ist es so, dass ich schon den langen Weg gehen und viel Geduld aufbringen muss, also immer wieder die Tees trinken und beobachten, bis sich ein Gefühl ergibt, dass sich dann immer weiter vertiefen lässt.


Was ergibt sich daraus?
Muss ich immer darauf vertrauen, was mir beim Kauf zum Teee gesagt wird oder erkenne ich auch ob der Preis, die Geschichte dahinter sich rechtfertigt?
Ich bin noch unschlüssig, möchte gern weitere Versuche abwarten, weitere Pu' s kosten und vergleichen.