Vor einiger Zeit fing ich an, mich etwas mit dem Thema Gushu
zu beschäftigen. Dazu hatte ich schon Beiträge zu Sheng Puerh hier, hier + hier und
Hongcha hier verfasst.
Nur für Shu Puerh fiel es mir schwer, weil dieser durch
seine spezielle Verarbeitung solch starkes Grundaroma besitzt, dass ich wenig
Anhaltspunkte für eine Unterscheidung zwischen Gushu und Plantagentee erkennen
konnte.
Was nun Gushu direkt bedeutet, ist nicht leicht zu erklären,
da es ganz unterschiedliche Definitionen dafür gibt. Im Grunde genommen handelt
es sich dabei aber um "alte" Bäume, deren Blätter eine etwas andere
Qualität gegenüber jungen Plantagenpflanzen besitzen.
Die Frage ist nun, ob und wie ich diese Qualität erkennen
kann.
Für Sheng Puerh würde ich schon sagen, dass das möglich ist,
wenn man diesen oft genug getrunken hat und sich auf bestimmte Grundannahmen
einstellen konnte.
Bei Shu Puer bin ich mir da nicht ganz so sicher, weil durch
seine spezielle Fermentation ein stark dunkles Blatt entsteht.
Ich habe also beide Arten probiert und war mir da nicht so
ganz sicher.
Nun, jetzt gibt es einen weiteren Versuch, wozu ich mir
Proben von zwei verschiedenen Gushu Shu Puer besorgt habe.
Der Plan ist, sie mit zwei anderen, Plantagentees, ähnlicher
Qualität zu vergleichen. Dazu wollte ich sie vorher extra nicht probiert haben,
um nicht etwas wieder zuerkennen und so meine Wahrnehmung und Bewertung zu
beeinflussen.
Ich lasse also antreten:
1. Lao Ban
Zhang 2013 Gushu Shu Puerh
2. Bu Lang Shan 2013 Gushu
Shu Puerh
beide von
Nan Yi aus Berlin zur Verfügung gestellt
3. Gong Ting 2011 Shu
Puerh
von Nannuoshan gekauft
4. Menghai 7262 2006
von Chenshi
- Chinatee gekauft
Wie gesagt, die Gushus waren neu und noch nicht probiert,
die Plantagentees schon vor längerer Zeit gekauft und lange nicht mehr
getrunken worden.
Als Versuchsaufbau entschied ich mich für kleine Gaiwane, 45
ml, und 2g Tee mit fast kochendem Wasser ( 95Grad C.) aufgegossen.
In diesem Fall also alles recht systematisch und genau.
Für mich war Voraussetzung, dass ich ehrlich erkennen
wollte, ob ich Unterschiede wahrnehmen kann. Deshalb bestand auch keine
Versuchung, mir selbst kleine Hinweise durch Blattform oder andere Tips zu
geben. Also ließ ich die Reihenfolge der Blätter vertauschen und sah erst die
gefüllten Gaiwane wieder an, die ich mit Wasser so aufgoß, dass der Deckel
jeweils den Inhalt verdeckte. Und beim Riechen am Gaiwan habe ich dann immer
die Augen geschlossen.
Schon der Geruch der trockenen Blätter in den erwärmten Gaiwanen
war stark und überraschend unterschiedlich, was ich so nicht erwartet hatte. Und
auch später hatte ich den Eindruck, dass der Duft der feuchten Blätter im
Gaiwan genauso viel erzählte, wie der Geschmack der getrunkenen Tees.
Über 6 Aufgüsse hinweg beobachtete ich die Entwicklung der
Puerhs mit folgenden Ziehzeiten:
1. 30s wecken
2. 20s etwas zu
lang
3. 15 optimal
4. 30s gut
5. 5s zur
Probe, was dabei rauskommt
6. 45s mit
extra heißen Wasser zum Abschluss
Deutlich gleich zu Beginn an für mich mit einer
Gruppenbildung von A und B bzw. C und D.
Aber ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.
A und B waren etwas fruchtiger aber weniger intensiv. C und
D etwas kräutriger und stärker von Anfang an.
Ab dem dritten Aufguss entwickelte sich A immer noch flach,
etwas wie Apfelaroma zeigend, B steigerte seine Intensität stetig an und hatte
etwas beeriges. C der vorher sehr stark war, ließ plötzlich nach und tauschte
damit seinen beliebtesten Platz mit D der zulegen konnte, C mit einem eher
grasigen, kräutrigen Aroma und D mit einem kräutrigen etwas mossigem, erdigen
Aroma. ( im Verhältnis zu natürlich allen etwas erdige, shu-typischen Aromen)
Zum Schluss ergab sich eine von A nach D aufsteigende
Intensität und Beliebtheit.
Nach dem letzten Aufguss begann ich zu spekulieren.
Ich setzte A als den Menghai 7262 Plantagentee, vieleicht
auch etwas wegen dem Jahr 2006?
B setzte ich auf Gong Ting als zweiten Plantagentee, weil er
so ähnlich fruchtig wie A war. Ein an sich schöner Tee ohne Zweifel, auch wenn
es darum jetzt nicht ging.
C und D waren damit spekulativ Gushus ...?
Ich setzte C auf den Bu Lang Shan, weil ich Bulang immer als
recht kräftig zum Start erlebt habe.
Für D blieb dann Lao Ban Zhang übrig?
Und ich war selbst sichtlich überrascht, fast gerührt, dass
ich wirklich genau die Reihenfolge erkannte, wie sie für mich vorbereitet war.
Ich habe viel zu wenig Erfahrungen mit Gushus Shu Puerh, als
dass ich wirklich daraus etwas ableiten könnte. Aber ich habe Hoffnung, auch im
Austausch mit anderen Tee-interessierten weitere Erfahrungen sammeln zu können
und werde mir als nächstes alle beteiligten Tees noch einmal einzeln vornehmen.
Aber das wird der Text für einen weiteren blog, um den
Umfang heute nicht sprengen zu müssen.
Und vielen Dank auch an Nan Yi für ihre Suche nach zwei
schönen Gushu Shu Puerh für meine Entdeckungsreise durch die Welt der Tees.
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