Wie ich in den Vorbereitungsübungen ( link ), schon bemerkte, gibt es ein Grundprinzip der Seidenfadenübungen.
Ich stehe, im Körper entspannt, aufrecht, mit schulterbreiten, nach vorn ausgerichteten Füßen, einen kurzen Moment, bevor meine Bewegung beginnt. Mein Atem wird ruhig, denn es ist oft so, dass meine Bewegung dem ruhigem Atem folgt.
Meine linke Hand liegt an der linken Hüfte oder etwas weiter auf dem linken Oberschenkel, manchmal aber auch mit dem Handrücken auf dem unteren Rücken.
Meine rechte Hand befindet sich vor dem Dantian, mit etwas Abstand zum Körper (eine Faust breit), wobei ich die Handfläche nach oben halte. Der rechte Arm beschreibt einen Bogen, wobei der Ellenbogen nach rechts außen fällt und die Schulter gesunken ist, sowohl nach unten als auch nach innen.
Innerlich habe ich eine Kette aus meinem linken Fuß durch mein linkes Bein, den Rücken hinauf, durch den rechten Arm, bis in meine rechte Hand und auch etwas darüber hinaus, die ich mir als Entspannungswelle vorstelle.
Dann drehe ich meinen Arm, so dass meine Handfläche nach unten ausgerichtet ist.
Nun entspanne ich mein rechtes Hüftgelenk und sinke in dieses Kua, wodurch sich mein Becken und damit mein verbundener Körper und der rechte Arm, die rechte Hand, die weiterhin vor dem Dantian ausgerichtet bleibt über meine Mitte zur rechten Seite hin bewegt, wahrscheinlich genauso weit wie nach links.
Eine zweite Vorbereitungsübung wäre es, im Stand, schulterbreit, meine rechte Hand, mit der Handfläche nach oben bis Schulterhöhe steigen zu lassen, den Arm zu drehen, so dass die Handfläche nach unten zeigt und dann wieder sinken zu lassen. Das Steigen wäre wie ein darunter sein und durch den sinkenden Körper den Arm nach oben zu bringen. Und das Sinken wäre ein Ablegen meines Armes und ihn durch den Körper nach unten sinken zu lassen. Auch diese Übung als Seidenfadenübung kontinuierlich ausgeführt und mit dem Atem verbunden, Steigen wäre dann einatmen, sinken dann ausatmen, würde ich längere Zeit so mit beiden Armen bewegen.
Dann sinke ich ins linke Kua und lasse damit meinen Körper und damit die Hand nach links rotieren. Meine rechte Hand steigt dabei nach oben. Wenn mein Körper weit genug nach links rotiert ist, hat meine Hand den halben Weg nach oben bis fast Schulterhöhe zurückgelegt. Nun lasse ich in meinem linken Hüftgelenk los, so dass mein Körper die Möglichkeit hat, sich wieder nach vorn auszurichten, wobei meine rechte Hand weiter bis Schulterhöhe oder etwas höher steigt. Mein rechte Arm rotiert dabei, so dass meine rechte Handfläche nach unten zeigt. Mein Körper rotiert weiter nach rechts, weil ich nun in mein rechtes Kua sinke. Und meine Hand fängt wieder an nach unten zu sinken. Wenn mein Körper ganz rechts ist, hat meine Hand den halben Weg nach unten zurückgelegt. Mein Körper beweg sich wieder nach links, weil ich mein rechtes Kua nun loslasse, bis er gerade nach vorn ausgerichtet ist und meine Hand sinkt weiter, bis sie auf Höhe des Dantian angekommen ist. Dabei rotiert mein rechter Arm, so dass meine rechte Handfläche wieder nach oben zeigt. Das ist ein Zyklus in vier Abschnitten, der dann wie eine Seidenfadenübung gleichmäßig bewegt werden kann. Meine Atmung ist mit dem Steigen - einatmen und sinken - Ausatmen verbunden.
Ein Zeichen für eine gute, verbundene Bewegung ist, dass meine Hand die ganze Zeit über vor der Mitte meiner Körperachse ausgerichtet bleibt. Also meine Hand steigt und sinkt, während mein Torso nach links und rechts rotiert ohne sich dabei zu neigen.
Im dritten Abschnitt bewege ich die Übungen mit beiden Händen gleichzeitig, so dass jeweils eine Hand oben und eine unten ist. Das ist mit den Wolkenhänden aus der 24er Taijiquan Form durchaus vergleichbar. Jetzt zeigt sich deutlich ob ich die Arme und Hände wirklich nur vertikal, also hoch und runter bewege und die horizontale Bewegung nur durch die Rotation meines Körpers entsteht.
Auch mit einem Schwert in der Hand könnte ich die horizontale Bewegung ausführen. Dabei rotiere ich meinen Körper um seine Achse und halte das Schwert genauso wie in der ersten Übung die Hand vor meinem Körper. Der Arm bewegt sich nicht durch sich selbst sondern nur durch die Rotation meines Körpers und die Klinge des Schwertes schneidet durch die Luft, die ich mir auch einmal etwas "dicker, zäher" vorstellen kann. Am Ende der Bewegung nach links und rechts, rotiere ich meinen Unterarm, so dass immer die gleiche Schneide des Schwertes die Luft durchschneidet.
Fazit:
Meinen Willen aus die Hand zu nehmen und sie nur durch meinen Körper bewegen zu lassen ist deutlich daran zu sehen, dass sie eben nicht mehr so weit vorauseilt, wie zu Beginn meiner Übungspraxis. Andererseits kann dieses "Hinterherziehen" meiner Hand auch schön sein und doch nicht korrekt im Sinne der Bewegung. Alles bewegt sich eben gleichzeitig, verbunden und mühelos ohne starke Absicht. Gerade die Rotation im Arm und im Schulterbereich und die Gleichzeitigkeit, wenn ich mich mit beiden Händen, wie Wolkenhände bewege, ist für mich sehr angenehm und über längere Zeit praktiziert auch für meine Gedanken sehr erfrischend, fast eine Art Meditation. das macht diese Seidenfadenübungen für mich eben so besonders interessant, so dass ich sie immer wieder aufgreife und für mich umsetze. Erst im freien Spiel im Gehen ohne darüber nachzudenken, zeigt sich, ob die Grundlagen richtig gelegt wurden.
Yürgen Oster Seidenfadenübungen:
Buch:
Yürgen Oster Seidenfadenübungen:
https://www.youtube.com/watch?v=bNFND18ddZw&t=25s
https://www.youtube.com/watch?v=7eTHN47wI4k
https://www.youtube.com/watch?v=MjckaDNye70
Meine blogs zum Thema:
Seidenfadenübungen
1 – Vorbereitung
https://krabbenhueter.blogspot.com/2021/10/seidenfadenubungen-1-vorbereitung.html
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