Ich sitze draußen bei sonnigem Wetter. Aber der Wind ist
frisch und so tut etwas Wärme ganz gut, kann ruhig etwas Feuer im Tee sein.
Da hab ich letztens ein Päckchen Pinglin Foshou erworben,
dass sich nun zu öffnen lohnt.
Und so schneide ich die Tüte auf und bemerke gleich einen
schönen, dezenten, dunklen, leicht gerösteten Duft. Und die Blätter sehen auch
dunkle und sauber gerollt aus.
Mein Set aus Tonkanne und Krug, altbewährt, auf dem Bord, wo
ich auch mal feuchte Gongfucha betreiben kann, sprich meine Kanne auch mal
etwas mehr Wasser abbekommt, die Kanne ca. 125ml, nehme ich 5g Tee für einen
konzentrierten Aufguss und Wasser mit 95 Grad C.
In der warmen Kanne kann ich dann die ersten Aromen
entdecken, sauber und deutlich mit einem leichten Aroma von Lagerung.
Dann gieße ich auf und lasse nur kurz ziehen. Aber dieser
Tee ist sofort da. Dunkle, geröstete Noten aber nicht zu stark kohlig, wie ich
erwartet hatte, harmonisch und ganz, ganz wenigen fruchtigen Aromen, wie
Rosinen.
In den weiteren sehr gleichmäßigen Aufgüssen, kommt immer
stärker dieses für mich malzige wie "Blümchenkaffee" durch. Daneben
sind aber auch herbere Noten wie etwas schokoladiges und Johannisbeere zu
entdecken. Diese herben Nuancen sind aber durchweg angenehm und weich für mich
und ich finde gar keine Stufe ins Leichtere, während ich immer weitere Aufgüsse
fabriziere.
Foshou ist wörtlich übersetzt "Buddahand". Und das
ist auch an den großen Blättern zu sehen, die dieser Tee hat. Sie sind weich
und von dunkler Farbe.
Pinglin ist der Ort auf Taiwan, wo dieser Tee angebaut wird,
dann verarbeitet nach klassischen Prinzipien und deshalb so energiereich und
hat sich geschmacklich eingeordnet. Ich denke, dass ich gern solche Tees
trinke, dieses "Mögen" aber erst entdecken musste. Ich musste quasi
erst einmal hinter diese kohligen Röstnoten schauen, um die Aromen dieses Tees
zu erkennen.
Aber jetzt geht das schon ganz gut und ich versuche beim
nächsten Mal mit einem Porzelangaiwan einen "neutraleren" Geschmack
herauszukitzeln. Genauso mein Versuch mit weniger Teemenge ergibt einen
deutlicheren formatisierteren Aufguss. Viel ist eben nicht immer besser.
Da ich letztens einen gelagerten Tee hatte und auch sonst
allerhand gelagerte Tees probiere, muss ich nun einmal sagen, dass dieser hier
wirklich ganz frisch von 2018 geerntet und verarbeitet ist, diese speziellen
Aromen also durch den Verarbeitungsprozess entstanden sind.
Wieder zeigte sich, dass solch ein Tee durchaus erst etwas
liegen musste, um die zu Anfang recht starken, kohligen Noten, die so
beabsichtigt waren, etwas abzumildern.
Diese Kohle entspricht einer alten Tradition und wird zum
Teil hoch geschätzt, habe ich erfahren.
So kann ich den Tee gießen und gießen und habe meine Freude
daran. Und weil er eben auch ein wenig geröstet wurde, kann ich ihn auch etwas
liegen lassen und immer dann trinken, wenn ich genau den Geschmack suche und
das energetisch wärmende Gefühl benötige.
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