Dienstag, 2. Juni 2020

8 Brokate – Übung 8 – auf die Fersen fallen


„Lass dich 7 mal auf die Fersen fallen und vertreibe alle Krankheiten“


 Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und nun auch auf das Video dazu.
Diese Übung werde ich 4 mal ausführen oder aber 7 mal, wie der Titel es sagt. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.

Die achte Brokatübung ist symmetrisch ohne Ausrichtung nach links oder rechts.

Die achte Brokatübung sieht recht einfach aus. Aber Einfachheit sollte mich nicht dazu verleiten, sie weniger zu beachten.
Sie ist so gesehen der Abschluss, bei dem ich aber alles noch einmal genau bewegen sollte.


Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brusthöhe heben
- ganzen Körper senken, Arme senken
- Hände zu den Seiten führen
- nach vorn verlagern, Fersen heben
- kurzer Halt
- Haltung auflösen Fersen senken
- Arme im Kreis vor den Körper führen, dann zu den Seiten und nach unten führen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper


 Ich stehe in der Ausgangsstellung mit geschlossenen Fersen, die Fußspitzen sind geöffnet. Und ich gebe es ehrlich zu, dass ich nicht wie der Meister es vorschlägt einen Winkel von 90 Grad anstrebe.
60 Grad ist für mich gut, später vielleicht mehr.
Wenn ich so stehe, wirkt mein Körper irgendwie noch offen. Und weil ich das nicht übertreiben möchte, stelle ich mir innerlich ein Schließen im Becken vor, wodurch eine spiralige Verwindung in meinen Beinen entsteht.
Meine Arme sind in einem Kreis vor meinem Körper, mit einer Faustbreite Abstand zu diesem, und meine Hände befinden sich auf Höhe meiner Mitte, mit den Handflächen nach oben ausgerichtet.
Ich spüre diesen Kreis durch meine Arme deutlich. Ich spüre auch das Gewicht in meinen Händen, das diese nach unten zieht und meine Ellenbogen, die nach außen fallen, so dass der Kreis erhalten bleibt.


 Wieder dieses leichte Sinken, dieses Spüren der Züge durch meinen Körper, die dazu führen, das sich meine Arme mühelos anheben bis Brust- oder Schulterhöhe, wenden und dann ablegen.
Noch einmal dieses Gefühl, den Kreis, den meine Arme, Hände und mein Körper bilden und die Vorstellung, wenn jemand dagegen drückt oder an ihnen zieht. Ich bleibe stabil, verwurzelt stehen.



Wieder dieses "den Ball unter Wasser drücken". Ich sinke und lasse meine Arme sinken, meine Hände, die verbunden sind, sinken bis zur Höhe meines Dantien.




 Ich führe meine Hände auf Kreisbögen zu den Seiten. Das fühlt sich an wie in der 4. Brokatübung, nur das mein Blick geradeaus nach vorn bleibt. Meine Handgelenke sind gesunken und durch die Muskeln in meinen Armen spüre ich einen Zug, eine leichte Dehnung.




 Dann löse ich meine Fersen vom Boden. Und ich denke, dass dies der wichtigste Moment bei der 8. Brokatübung ist.
Ich denke "lösen", nicht, ich drücke mich ab.
Lange habe ich bewegt, probiert und darüber  nachgedacht.
Meine Vorstellung dazu ist, dass ich meine Mitte, mein Dantien nach vorn bewege. Mein Körper ist flexibel, hängt von oben herab, hängt nach oben vom Boden.



Wenn ich jetzt meine Mitte nach vorn verlagere, ich könnte mir auch vorstellen, dass jemand vorn an meinem Gürtel zieht, dann spüre ich, wie sich meine Verbindung in den Boden langsam vom Yongquan, dem Quellpunkt unter meinen Füßen, nach vorn zu den Fußspitzen verlagert. Und da ich immer noch hänge, werden sich meine Fersen wie von selbst vom Boden ablösen. Nun muss ich nur noch darauf achten, dass ich mit dem "nach vorn" nicht übertreibe. Es gibt einen maximalen Punkt, an dem ich fast auf den Fußspitzen stehe und meine Fersen ganz hoch gehoben sind. Flexibel, entspannt stehe ich so einen Moment und genieße es, die Züge in den Waden meiner Beine zu spüren.
Ich beobachte auch, wie zwischen meinen Fersen etwas Schließendes wirkt. Wenn ich darauf nicht achte und sie sich abstoßen, zerfällt meine Struktur in den Füßen und wird instabil.
Und neben dem von oben Hängen denke ich auch immer an dieses im Rücken nach unten Sinken, Sitzen, was die Wirbelsäule begradigt und mein Becken kippt.



Dann löse ich auf und lasse mich so zurück auf meine Fersen fallen. Aber die Struktur in meinem Körper bleibt erhalten. Immer noch elastisch, schwingt eine Welle durch meinen Körper, meinen Rücken. Jede Verspannung, gerade auch im Rücken, spüre ich sofort. Es ist wirklich wichtig, dass ich elastisch schwinge, damit sich die Verspannungen auflösen und eben nicht fester werden. Dieses Gefühl des Schüttelns und Vibrierens, wirkt im gesamten Körper auf alle Gelenke.
Es fiel mir am Anfang schwer, zu beachten, das ein gespürter harte Schlag im Rücken nicht erwünscht ist und jede Übertreibung, das Gegenteil, also die Anspannung im Rücken verstärkt und für die Gesundheit daher ungeeignet ist.




Wenn die Schwingungen in meinem Körper abgeklungen sind, steigt eine Entspannungswelle von meinen Füßen ausgehend durch meinen Körper und lässt meine Arme nach oben steigen. Mit den Fingern zueinander und den Handflächen nach unten, steigen sie bis Nabelhöhe und öffnen sich dann zu den Seiten, wo sie wieder nach unten sinken, wobei sich die Handflächen dann wieder nach oben wenden, bis ich in meiner Ausgangsstellung stehe.



Diese Übung wiederhole ich oft 4 mal, so wie alle anderen Brokate oder aber eben, wie es in der Überschrift steht, auch einmal 7 mal.

Zur Atmung: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Mit dem Heben der Hände atme ich ein, beim Senken des Körpers und der Arme, Hände zu den Seiten atme ich aus, mit dem Heben der Ferse atme ich ein, beim auf die Ferse Fallen atme ich aus, beim kreisförmigen Heben der Hände atme ich ein, beim Senken und Schließen zur ballhaltenden Haltung atme ich aus.



Ich möchte noch die Sache mit den Füßen erwähnen. Als ich mit Qigong und Taijiquan begann, hatte ich Schuhgröße 45. Jetzt muss ich oft nach Größe 46 oder 47 schauen, wenn ich Schuhe kaufen gehe.
Und das kam so: Jetzt im Nachhinein begreife ich, das meine Fußzehen schon immer sehr angespannt waren und ich sie stark angezogen hatte. Dadurch war auch die Stabilität meines Standes eingeschränkt. Im Verlaufe meiner Übungen hat sich das entspannt. Es gab eine Zeit und ich bewege es auch jetzt ab und zu einmal, dass ich als Vorbereitung beim Sinken in meine Füße, die Zehen ein klein wenig anhebe und dann nach vorn "fallen" lasse. Dadurch stehe ich ganz kurz nur auf dem Ballen und der Ferse, habe aber dann, wenn ich die Zehen wieder ablege eine größere Auflagefläche und spüre wie meine Zehen entspannter sind.
Wenn ich lese, dass ich mit meinen Füßen den Boden greife, dann stelle ich mir vor, wie ich ganz flexibel und entspannt meine Zehen auf den Boden lege.Sie haften auf dem Boden und da mein Gewicht im optimalen Punkt der Fußsohle in den Boden wirkt, werden sie gleichmäßig belastet, müssen nicht aktiv anspannen. Greifen heißt, wie bei der Faust in der 2. und 7. Brokatübung umschließen und etwas was darin wäre, würde nicht zerdrückt werden. Mit Schuhen zu üben ist manchmal unerlässlich. Aber erst Barfuß habe ich dann das entsprechend befreite Gefühl im Fuß und kann ihn angenehm greifen lassen.
Und auch wenn ich bei der 8. Brokatübung mein Gewicht nach vorn verlagert habe, die Fersen gehoben sind und mein Gewicht nur auf die Zehen wirkt, finde ich es wichtig, mir vorzustellen, dass diese flexibel und entspannt sind und ich den ganzen Fuß lang gezogen wirken lasse, keine übermäßigen, schließenden Anspannungen entstehen.




(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html
  2. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-2-den-bogen-spannen.html




Zur Atmung:

1B: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Bei steigenden Bewegungen atme ich ein, bei sinkenden Bewegungen atme ich aus.

2B: Atmung und Bewegung werden koordiniert. Bei steigenden Bewegungen atme ich ein, bei sinkenden Bewegungen atme ich aus. Wenn ich den Bogen spanne, atme ich ein, ist er gespannt atme ich aus. Aus dem einatmen heraus lasse ich den Bogen los. Beim schließenden Schritt atme ich ein, beim öffnen der Arme zu den Seiten atme ich aus.


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