Dienstag, 26. Mai 2020

Alter Paochong und neuer Gaiwan



Manchmal kommen zwei Dinge einfach passend zusammen.
Bei mir war es so, dass ich gerade einen Tee bekam, der mir sehr interessant erschien. Und kurz darauf konnte ich einen Gaiwan erwerben, der mir ganz gut dazu zu passen schien.

Ich genieße gern Oolongs und ab und zu auch Puerh. Gern habe ich auch gelagerte Tees in meiner Schale. Und wenn sich das kombiniert, wie in diesem Fall hier, bin ich auf jeden Fall interessiert.


Puerh, gelagert, kennt man ja. Aber Oolong gelagert, gibt es nicht so oft. Aber ich hatte schon verschiedentlich das Vergnügen. Wobei ich sagen muss, dass sich dieses auch erst mit der Zeit entwickelte. Vor einiger Zeit hatte ich schon ähnliche Tees und war mir der Güte dann doch nicht so bewusst, einfach, weil ich sie nicht verstanden habe.
Ein gelagerter Tee schmeckt manchmal auch einfach nur "Alt". Aber hinter diesem "Alt" steckt oft auch mehr, wenn er gut verarbeitet und gelagert wurde. Nun hatte ich schon schlechte Exemplare und war etwas im Zweifel. Aber ich hatte auch schon sehr gute, empfohlene und konnte vergleichen.
Als ich diesen Tee das erste mal trank, war ich in Gesellschaft und vielleicht auch etwas abgelenkt. Aber ich erkannte eigentlich gleich, dass der was hat.
Paochong, gelagert, ich weiß nicht sehr viel über ihn, aber nun, werde ich ihn in Ruhe probieren.




Letztens sah ich einen Gaiwan stehen, der, aus Ton geformt, farblich nicht sehr auffällig war. Aber ich dachte schon öfters mal über einen unglasierten Tongaiwan für bestimmte Tees nach und ob dieser den Geschmack des Tees auf angenehme Art beeinflussen würde.
Nun stand dieser also da und gefiel mir von seiner Form her sehr gut. Er lag auch gut in der Hand und ließ sich entsprechend ausgießen. Also hab ich ihn nun bei mir und werde darin den Paochong gießen.


Wenn ich die Packung öffne, bemerke ich gleich diesen typischen gelagerten Duft. Die Blätter sind dunkel und unauffällig, auch Stiele sind zu sehen. Aber es ist nicht so unangenehm, wie man denken könnte. Und wenn ich ihn dann im vorgewärmten Gaiwan rieche, wirkt er wirklich noch einmal ganz anders und wieder anders in seinen späteren Aufgüssen.
Ich weiß grad nicht, wie alt der ist, aber er wirkt bedeutend älter als 10 Jahre.
Deshalb habe ich ihn auch zwei mal gewaschen, bevor ich den ersten Aufguss, da ich viel Tee nahm, mit kurzer Ziehzeit, probierte.


Der Aufguss hat dunkle Farbe und etwas den Geschmack von lange gelagertem Puerh, die sheng Variante, aber auch wieder noch anders. Ich winde mich etwas, weil ich mich selten so genau festlegen möchte. Ich bemerke etwas kräutriges, medizinisches, Ginseng wird mir gesagt, etwas, ganz wenig dunkel, fruchtiges und da ist etwas kartoffeliges, mit Sand dran,  insgesamt steckt schon was drin. Also da ist diese Lagerung aber auch irgendwie Klarheit, rund und weich, etwas Leder wie alte Schuhe...
Bei späteren Aufgüssen dann, verschiebt sich das Aroma etwas, ich erkenne getreidiges, wie Malzkaffee.
Die Farbe des Aufgusses ist wirklich schön und kräftig. Der Tee ist anregend aber nicht zu aufregend. Ich spüre seine Wärme nicht nur wegen des heißen Aufgusses sondern auch von innen her.
Später dann kommt der Moment, wo der Tee "erdet" und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ich werde ruhig und sitze gesunken, unglaublich, wie sich das anfühlt.


Für den Gaiwan war das ein schöner Einstand. Der war ja schon etwas "vorbereitet" so dass ich ihn sofort benutzen konnte.
Mir gefällt diese Farbe und die etwas raue Oberfläche mit den kleinen kugelförmigen Unebenheiten. Und er hat auch einen schönen Aufbau, eine klare Form und eine leichte Art des Anhebens. Am Klang kann ich bemerken, dass er schön heiß gebrannt wurde und durch die Passform des Deckels kann ich gut und schnell abgießen ohne dass kleine Teile mit hinausgespült werden. Das liebe ich ganz allgemein an Gaiwans, dass ich durch die Größe des Spaltes am Deckel selbst reguliere, wie ich abgieße.


Und so gieße ich immer wieder auf und ab und beobachte die sich langsam verändernde Aromen, den Schritt, an dem er etwas leichter wird, immer noch dunkle Farbe im Aufguss. Bitterkeit ist diesem Tee ja fremd aber direkte Süße, wie bei Puerhs werde ich am Schluss auch nicht entdecken. Er wird einfach leichter und das Wasser selbst dringt geschmacklich mehr durch.


Zusammenfassend möchte ich sagen, dass dies mal wieder ein glückliches Zusammentreffen war und ich schon darüber nachdenke, wie ich Porzellan- und Tongaiwan parallel den gleichen passenden Tee gießen lassen kann, um so vielleicht etwas Unterschiedliches zu bemerken. Ich bin mir da nicht so sicher, gerade bei den angestrebten Teesorten, die ich dafür nehmen würde.

Und dann: da war doch noch was? Die Erinnerung kommt zögerlich, an einen
Tee aus vergangenen Tagen, den ich einmal probieren durfte, sicher verwart in meiner "Oolongdose" ein kleiner Rest, "Nankang, Laocha, Oolong 1969" Ich hatte dazu sogar einen Beitrag im Teeforum, hier, geschrieben.
Es ist wirklich beachtlich, wie aus einem leicht oxidiertem Paochong ein solcher gelagerter Tee entstehen kann.
Ja, es ist der gleiche, welch erstaunliche Zufälle es gibt.


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