Sonntag, 10. Mai 2020

8 Brokate – Übung 6 – nach unten beugen



„Mit beiden Händen die Füße fassen, um das Nieren – Qi zu stärken“



Bemerkungen:

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und  auf das Video dazu.
Jede Übung werde ich 2 mal zu beiden Seiten ausführen. Viele Bewegungen kommen immer wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht werden.


Die sechste Brokatübung ist für mich sehr interessant, was den Rücken betrifft. Und beide Varianten haben ihre Reize dahingehend.

Orientierung:

Alle Brokate sind symmetrisch. Und doch gibt es zum Teil seitliche Unterschiede. Und dabei war ich mir am Beginn manchmal unsicher, mit welcher Seite ich beginnen sollte. Eine Orientierung dabei war, mich nach dem ersten Sinken nach rechts zu orientieren.

Für die sechste Brokatübung besteht durchgängig Symmetrie. Nur der Schritt erfolgt wie gewohnt erst nach links und dann nach rechts.


Kurzer Ablauf:

- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände auf Brusthöhe heben
- nach links in einen schulterbreiten Stand gehen
- ganzen Körper, senken Arme senken
- Finger nach hinten werfen
- Arme bis über den Kopf heben Finger nach hinten fallen lassen
- Ruhehaltung
- Beugen des Körpers im Hüftgelenk nach unten
- aufrichten
- Arme zu den Seiten öffnen, dann zusammenführen und den linken Fuß zurückstellen
- stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper

Übung nach rechts ausführen …



Wieder beginne ich in der Ausgangsstellung, mit den Armen vor dem Körper. Nun schon meinen Körper von innen her beobachtend, stelle ich fest, wann ich nach der letzten, der fünften Brokate, die so sehr anspruchsvoll, weil im Bogen weit stehend war, ich nun den Moment des Bewegens zu erkennen beginne. Meine Arme steigen bis Brusthöhe und die Handflächen wenden sich dann nach unten. Mein Körper steigt und doch ist da auch ein Sinken dabei. Diese Brokate ist sehr vertikal und jede ihrer steigenden Bewegungen enthält auch sinkende Anteile, jede sinkende Bewegung enthält auch steigende…



Meine Arme liegen wieder auf Brusthöhe, wenn ich den Schritt schulterbreit nach links öffne.


Nun geht es los. Eine Entspannungswelle geht durch meinen Körper und lässt meine Arme von den Schultern über die Ellenbogen zu den Handgelenken hin sinken. Auf Bogenlinien bewegen sich meine Hände nach unten und dann zu den Seiten. Diese Bewegung ähnelt der aus der 4 Brokate nur mit nach vorn gerichtetem Blick. Etwas „wie Bälle unter Wasser drücken“ ist wieder dabei. Ich beobachte meine nach unten gerichteten Handballen. Dadurch, dass meine Finger nach vorn ausgerichtet bleiben, spüre ich einen starken Zug durch meine Hände und in den Unterarmen.Trotzdem versuche ich meine Muskeln in dem Bereich entspannt zu halten und nur den Zug wirken zu lassen. Ich könnte gleich die nächste Bewegung ausführen oder noch einige Atemzüge darin mein leichtes Steigen und Sinken beobachten.




















Dann spüre ich diesem Zug nach und wenn ich jetzt loslasse, werden meine Hände wie von selbst nach hinten „geworfen“. Die Entspannung geht meist von den Füßen aus und wirkt durch meinen Körper auf die gezogenen Muskeln im Hand- und Unterarmbereich. Ich versuche den Bereich meines Handgelenkes zu drehen und meinen Fingern eine Richtung nach hinten zu geben. Zu Beginn  hatte ich eher eine „meine Handinnenflächen müssen nach oben zeigen“ Bewegung versucht. Auch jetzt spüre ich den Zug und versuche die Muskeln in den Händen selbst entspannt zu halten.




















Nach einem leichten Sinken meines Körpers erfolgt nun das „starke“ Steigen meiner Arme bis über meinem Kopf. Aus einem nach unten Hängen wird langsam ein nach vorn Hängen, vom Vorstellungsbild her, bis meine Arme anfangen nach oben zu hängen. Meine Hände sind dabei entspannt und immer noch Richtung Boden ausgerichtet. Sind meine Arme schließlich oben angekommen, zeigen meine Finger nach vorn.


Und diese Bewegung setze ich gleich noch etwas fort, weil ich nun einen Zug durch meine Arme nach unten spüre, dem ich in sofern nachgebe, dass ich wie über eine Rolle in meinem Handgelenk, meine Handfläche weich nach oben und damit meine Finger in Richtung nach hinten gleiten lasse.
„ Die Hände stützen den Himmel“ kann ich im Buch dazu lesen. Ja, weil ich gesunken war und dadurch mein Körper etwas in sich komprimiert, wird er nun etwas steigen, sich ausdehnen und dabei den Eindruck erzeugen, dass ich nach oben schiebe, was aber ohne aktive Muskelbewegung geschieht. So gesehen, befinde ich mich nun in einer Ruhehaltung, die natürlich nicht nur ruhig ist, weil meine Atmung und meine vertikale Ausrichtung ein weiteres leichtes Sinken und Steigen entwickelt. Und obwohl meine Arme nun so weit nach oben hängen, sind meine Schultern gleichzeitig natürlich und entspannt nach unten ausgerichtet, gesunken und auch etwas nach außen geöffnet. Dadurch fühlen sich meine Arme etwas wie in die Länge gezogen an und dadurch auch habe ich die Möglichkeit anderen Muskeln im Schulterblattbereich einen Längenimpuls zu geben.





Sinken, komprimieren, loslassen, ausdehnen, und dann bekommen meine Hüftgelenke einen Impuls, dass sie in sich schließen. Während mein Kopf noch nach oben fällt, während mein Blick geradeaus nach vorn gerichtet ist, da ist Platz zwischen den einzelnen Wirbel und ich fühle mich weit in meinem Körper, bevor ich mich langsam anfange nach vorne zu beugen. Nur das Hüftgelenk beugt sich, während mein Rücken gerade bleibt. Meine Arme sind locker und fallen vor meinem Körper her nach vorn und unten. Von der Vorstellung her, fängt nun mein Kopf an nach vorn zu fallen, während mein Rücken waagerecht und gerade lang wird.


So weit, wie ich mein Hüftgelenk beugen kann ohne dass mein Rücken anfängt sich zu krümmen, was ich von innen betrachtet meine, weil ich selbst es im Bild von der Seite entdecken konnte, dass der Rücken sich beugt, wenn ich noch denke er wäre gerade. Das Bild heißt“ die Füße fassen“, weil das die Vorstellung ist. Sollte ich nur mit Gewalt dahin kommen, ist der gesundheitliche Faktor verfehlt. „Beide Hände vor den Füßen auf die Erde legen“, ha, „Knie sind dabei durchgestreckt“, ja ja, dem halte ich meine Mühelosigkeit entgegen, mit entspannten Muskeln. Meine Hände sind mit den Handflächen nach unten gerichtet. Mit jeder Runde, in der ich diese Übung ausführe komme ich dieser Erde näher, oder wenn ich mal nicht so elastisch bin, auch mal nicht. Aber Übertreibung und Beugung mit gespannten Muskeln bringt mich nicht weiter, langfristig betrachtet. Mein Blick ist ein klein wenig nach vorn gerichtet, wodurch mein Kopf etwas im Nacken genommen wird. Auch hier kann ich kurz verweilen. Jedoch besteht die Gefahr, dass ich zu sehr gefühlt in den Kopf denke und dadurch unnötig Druck in demselben aufbaue. Ich denke immer noch verbunden in meine Füße verwurzelt und mein Kopf ist leicht und entspannt auch wenn er gerade nach vorne unten hängt und sollte keinerlei Druckspannungen spüren.





















Dann löse ich auf und mein Oberkörper steigt leicht, wie von selbst wieder nach oben, nimmt meine Arme und Hände bis zur Schulterhöhe mit, richtet sich auf, bis mein Kopf wieder entspannt nach oben hängen kann, wobei ich versuche meinen Rücken auch weiterhin gerade zu halten, ohne die Muskeln im Rücken selbst mit zu großer Spannung zu versteifen. Immer versuche ich elastisch zu bleiben und mich am Sinken zu orientieren, was leichter ist als etwas nach oben stemmen zu müssen.





















Eine andere Möglichkeit wäre, nach einem kurzen entspannten Sinken nach unten, sich vorzustellen, wie der Rücken Wirbel für Wirbel wieder nach oben aufgerollt wird. Von der Vorstellung her, so mühelos, als wenn ich auf dem Boden liegen würde und nachdem ich meinen Oberkörper aufgerichtet hätte, mich Wirbel für Wirbel wieder hinlegen würde.
Der Unterschied zwischen beiden Möglichkeiten ist in der Belastung des Rückens begründet, denn Wirbel für Wirbel sorgt dafür, dass die Hebelwirkung nicht zu stark auf den Ansatz wirkt, was ganz besonders für jemanden mit schon bestehenden Rückenproblemen entlastend wirkt. Wenn ich erst mühelos und leicht steigen kann und meine Spannungen im Rücken minimiert sind, ist das allerdings für die andere Möglichkeit auch kein Problem mehr.






















Nachdem ich nun also wieder aufgerichtet bin und meine Arme bis Brusthöhe mitgezogen habe, öffnen sich diese zu den Seiten und ich schließe diese Übung genauso ab wie die 4. Brokatübung, Meine Arme sinken an den Seiten nach unten und ich stelle meinen linken Fuß zum rechten zurück.



Für mich entwickelt sich Taijiquan und Qigong aus Bildern, die ich mir vorstelle.
Diese Bilder helfen mir oft, aus einer Figur, die ich muskulär, kraftvoll entwickle hinzu zu einer Figur, die ich mühelos mit elastischer Struktur stehe oder bewege, zu gelangen.
Bei dieser 6. Brokatübung fällt mir das Bild von diesen Figuren ein, die ich manchmal am Straßenrand gesehen habe. Ein Schlauch aus Stoff, durch den Luft mit Hilfe eines Ventilators geblasen wird, oben offen. Startet der Ventilator, entfaltet sich der Stoff, füllt sich der Schlauch und die Figur richtet sich auf.
Bin ich in der 6. Brokatübung nach vorn und unten geneigt und stelle mir vor, dass Luft durch meinen Körper strömt, aber eben nicht wie ein Luftballon prall aufgeblasen, denn meine Finger sind offen und die Luft strömt durch und ich richte mich langsam wieder auf.
So sind die Bilder, die ich mir vorstelle.




(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8

DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi




Übersicht der Beiträge:


  1. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html
  2. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-2-den-bogen-spannen.html







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