Dienstag, 24. März 2020

8 Brokate - Vorbereitung



Eine meiner beliebtesten Übungen beim Qigong sind die 8 Brokate. Dieses Set von 8 zusammenhängenden Übungen gibt es in unzähligen Varianten und werden allgemein hoch geschätzt.
Ich selbst bevorzuge eine Variante, die von Prof. Jiao Guorui entwickelt wurde und die er in einem Buch (*) sehr ausführlich beschrieben hat.

In diesem blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint, einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und vieleicht auch bald auf das Video dazu.

Bei Prof. Jiao Guorui gibt es 3 Vorbereitungsübungen, die auf die 8 Brokate einstimmen und schon die ersten Grundlagen und Prinzipien verdeutlichen.

Kurzer Ablauf:

1. hängende Arme mit aufspannender Kraft
2. zwei Bälle unter Wasser drücken
3. Tragen und Umfassen
Dazu zwei Übergänge: "5 Finger zeichnen das Taiji".


Ich stehe mit schulterbreiten Füßen, spüre, wie die Füße auf dem Boden stehen.
Die Füße entspannen sich so, dass ich die innere Struktur erkennen kann, sie fallen nicht in sich zusammen. 

Meine Struktur im Körper ist elastisch und hat Raum in sich. Ich stelle mir vor, wie sich diese Struktur ausrichtet, wie die Räume in ihr erhalten bleiben, obwohl Gewicht von oben auf ihr ruht.
Aus den Füßen, durch die Beine in die Hüften, die sich setzen, den Körper, die Wirbelsäule hinauf, der Kopf, der nach oben hängt.
  

Eine meiner beliebtesten Vorstellungsbilder ist, dass ich hänge. Ich neige meinen Oberkörper mit geradem Rücken nach vorn, unten und lasse ihn so hängen. Dieses Gefühl in meinem Körper, wie alle Muskeln entspannt hängen, langgezogen werden durch das Gewicht, das an ihnen zieht, nehme ich mit in diese Figur, wenn ich stehe. Mein Körper, mein Oberkörper, mein Kopf fällt nach oben.

Ich sitze auf einer Kante, lasse meine Beine hängen. Dieses Gefühl, wenn sie langgezogen werden, wie sich die Muskeln meiner Beine anfühlen, nehme ich mit hinüber in mein Stehen. Ich versuche, dass sich meine Beine dann ähnlich anfühlen, obwohl jetzt das Gewicht meines Körpers auf ihnen ruht.

Die Arme hängen an den Seiten herab, die Ellenbogen fallen nach außen, die Schultern sinken.
Die Wirbelsäule verlängert sich nach unten zu einer sitzenden Haltung.
Da ist etwas Raum unter den Axelhöhlen. Ich muss nicht die Arme nach außen drücken. Eher ist es so, als wenn da kleine Bälle stecken, an denen ich meine Arme alegen kann. Die Ellenbogen fallen dann nach außen, wie von selbst.
Ich beobachte imme zwei Richtungen: nach oben und nach unten, nach innen und nach außen.
Da ist eine Verbindung von den Füßen, durch die Beine, durch den  Körper in die Arme. Ich könnte sie genauer beobachten, aus dem linken Fuß in den rechten Arm, aus dem rechten Fuß in den linken Arm, dann später auch gleichzeitig. Da erkenne ich ein Schwellen nach außen.

Und ganz wichtig für mich immer wieder diese Punkte zu beobachten, wo die Füße mit dem Boden verbunden sind. Physikalisch betrachtet, wirkt mein Gewicht auf den Boden und drückt der Boden mit der entsprechenden Kraft gegen meine Füße, die Kräfte heben sich so auf. Im Sinne des Taiji wäre es doppelt gewichtet, wenn ich nun auch gegen den Boden drücken würde. Ob nun hier bein Stehen oder später beim Gewicht verlagern oder Gehen. Ich werde keinen Druck des Bodens mit einem Druck durch meine Füße beantworten. Also löse ich die Spannungen auf und lasse mein Gewicht in die Füße und durch sie hindurch in den Boden fließen. Und dadurch entsteht dann auch das Gefühl der immer tieferen Verwurzelung in den Boden, dass überall beschrieben wird.

Mein Körper ist elastisch und steht mühelos auch über längere Zeit.
Immer wieder beobachte ich ihn und löse Spannungen auf, lasse diese Entspannungswellen durch meinen Körper fließen.
Diese erste Stellung, "stehen wie eine Kiefer", beinhaltet schon alles, was nötig ist, ohne, dass ich es jetzt alles einzel aufzählen werde. Jede spätere Bewegung entwickelt sich aus diesen Prinzipien heraus.
Ich stehe, beruhige den Geist und lasse alles los, was mich belastet.
Natürliche Atmung, also lasse ich den Atem fließen und bemerke, dass er bevorzugt zum Sinken und nach außen Öffnen, also Entfaltung ausatmet, zum Steigen und Schließen, also Verdichten, einatmet. Das passiert ruhig und gleichmäßig und ich drücke, also forciere nichts.
Ich lasse die Luft ausströmen und wenn der Punkt gekommen ist, fängt der Körper an wieder einzuatmen, mühelos und ohne Zwang.

Dann plötzlich ohne Anlass, löse ich auf und meine Finger streichen nach hinten, zu den Seiten und nach vorn. Dabei spüre ich einen leichten Wiederstand, als wenn sie durch Wasser gleiten.


Meine Handgelenke sinken und meine Finger richten sich dadurch nach vorn aus.  Ich stelle mir vor, als wenn meine Hände zwei Bälle unter Wasser drücken. Und das geschieht einfach nur durch mein körperliches Sinken. Die Muskeln meiner Arme sind nicht daran beteiligt. So wie ich sinke, sitze, so wie mein ganzer Körper entspannt nach unten orientiert ist, so drücke ich die Bälle unter Wasser. Es ist ein Vorstellungsbild und wird erst richtig von mir erfahren, wenn ich es wirklich einmal im Wasser auprobiert habe. So beobachte ich die Elastizität meines Körpers und die wiederstreitenden Kräfte.
Wieder ist da eine Verbindung von den Füßen, durch die Beine, durch den  Körper in die Arme. Ich könnte sie genauer beobachten, aus dem linken Fuß in den rechten Arm, aus dem rechten Fuß in den linken Arm, dann später auch gleichzeitig. Doch dieses mal ist es eben mehr ein Sinken nach unten.

Wieder kann ich längere Zeit so stehen und dieses Gefühl beobachten, bevor ich wieder löse und sich die nächste Bewegung ergibt.

Meine Finger streben nach vorn, zu den Seiten und vor dem Körper aufeinander zu.
Eine langsame und gleichmäßige Bewegung, die ich losgelößt auch mehmals durchführen könnte.


Ob ich die Finger verschränke oder nicht, hängt auch oft damit zusammen, ob ich abweichend vom empfohlenden Ablauf der 8 Brokate noch zwei weitere Übungen einfüge (15 ADF):

Also halte ich mit meinen Händen ein Gewicht, zum Beispiel einen Ball, eine Holzkugel, vor meinen Körper und spüre das Gewicht deutlich. Das Gewicht zieht meine Hände und Arme nach unten. Und meine Ellenbogen, die etwas nach außen fallen, verhindern, dass der Kreis den die Arme beschreiben nicht mehr rund ist. Ich spüre dieses Kreisen und nebenbei auch wieder eine Verbindung aus dem linken Fuß in den rechten Arm sowie aus dem rechten Fuß in den linken Arm, ähnlich wie bei den anderen Übungen. Wieder ist es eine Art Schwellen nach außen. Ich spüre ein Öffnen und Schließen und mit der Zeit dieses auch gleichzeitig in meinen Armen. Das ist eine Erfahrung, die sich über längere Zeit des Übens erst entwickelt hat, wie so viele Erfahrung in dieser Praxis.

Schon diese drei Figuren und ihre zwei Bewegungen dazwischen sind ein so umfangreiches Angebot, dass erst einmal bewältigt werden sollte. Ich habe mich darauf eingelassen und jeden Morgen denke ich etwas weniger darüber nach, stecke mehr darin, bis hin zur Undeutlichkeit um dann wieder auch ins Detail zu gehen, um es mir genau anzusehen.
Für mich wird deutlich, dass die Figur, die Bewegung zu wissen etwas anderes ist, als durch immer weiteres Wiederholen ein Gefühl dafür zu bekommen, diese Figur, diese Bwegung zu sein.

Die 8 Brokate fangen gerade erst an und ich werde zu jeder einen eigenen Betrag zusammenstellen.
Es geht mir eben nicht um eine weitere Beschreibung des Ablaufs.
In dem ich beschreibe, was ich beobachte, wird es für mich noch einmal deutlich, was ich erkenne.
Und wer das lesen möchte, sollte warscheinlich zumindest den groben Ablauf kennen und regelmäßig bewegen.



Ich habe die 8 Brokate zuerst aus dem Buch von Prof. Jiao Guorui gelernt, mich also lange Zeit selbst damit beschäftigt.
Dann hatte ich die Gelegenheit sie bei Ulla Blum in ihrer ganz speziellen Art noch einmal zu erlernen.
Und inzwischen erhalte ich von Ulrike Kühn regelmäßig weitere hilfreiche Korrekturen. Angefangen hatte alles allerdings durch ein Video von Chungliang Al Huang mit seinen 10 essenziellen Übungen, die etwas an den 8 Brokaten und anderen Übungen angelehnt sind und von denen ich mir immer noch dieses locker leichte und positiv inspirierte Üben beibehalten habe.


Weiter geht es mit der 1. Übung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html


(*) Jiao Guorui "Die 8 Brokatübungen", Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen, 1996
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8

DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao Guorui Deutsch DVD vermutlich ab 30.03.2020 
erhältlich?


Video bei YouTube: von anderen Übenden:

Frau Sylvie Roucoulès - zimisart


Herr Sandro Di Terlizzi

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