„Die
Arme aufspannen, in den Pferdeschritt gehen und das Herzfeuer vertreiben“
Bemerkungen:
In diesem
blog geht es mir nicht darum, eine Anleitung zu schreiben. Vielmehr werde ich
meine Gedanken, Beobachtungen und alles, was mir bemerkenswert erscheint,
einfach niederschreiben. Ich verweise auf das Buch und vielleicht auch bald auf
das Video dazu.
Jede
Übung werde ich 2 mal zu beiden Seiten ausführen. Viele Bewegungen kommen immer
wieder vor und sollen deshalb nur beim ersten Mal sehr ausführlich durchdacht
werden.
Orientierung:
Alle
Brokate sind symmetrisch. Und doch gibt es zum Teil seitliche Unterschiede. Und
dabei war ich mir am Beginn manchmal unsicher, mit welcher Seite ich beginnen
sollte. Eine Orientierung dabei war, mich nach dem ersten Sinken nach rechts
zu orientieren.
Für die
fünfte Übung bedeutet das, dass ich mich zuerst nach rechts neige, um dann beim
Schwenken aus dem gesunkenen Fuß nach links leicht zu werden.
-
stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
- Hände
auf Brusthöhe heben
- nach
links in einen breiten Stand gehen
- ganzen
Körper, senken Hände senken und auf den Oberschenkeln ablegen
- nach
links neigen
- nach
rechts schwenken
- Ruhehaltung
-
Auflösen und zurückschwenken
-
aufrichten und linken Fuß zurückstellen
-
stehen, Fersen zusammen, Hände vor dem Körper
Übung
nach rechts ausführen …
Bemerkung:
Diese dritte Übung hat etwas Spiraliges und diagonal Verbindendes für mich.
Als ich
die 8 Brokate die ersten Male nach Prof. Jiao Guorui bewegte, und zwar nach
Anleitung aus seinem Buch, habe ich schrittweise einzelne Teile der Übungen
genommen und immer wieder ausgeführt, so wie in einer Art Kreislauf. Und
deshalb finde ich es auch nicht langweilig, wenn gerade der Beginn jeder
Brokatübung scheinbar gleich bewegt wird.
Der
Kreis schließt sich mit den Erfahrungen der letzten Übungen rückwirkend auf die
ersteren.
Ich
stehe wieder in meiner Ausgangsstellung
und spüre, dass ich jetzt eine ganz besonders schöne Übung bewegen werde. Wie
immer hebe ich meine Arme auf Schulterhöhe und wende meine Handflächen nach
unten, mit der Vorstellung, das ich meine Arme ablege. Nun sinke ich wieder in
den linken Fuß und stelle den rechten
Fuß gerade. Eine kleine Vorbereitung auf den folgenden Teil.
Nun löse ich
meine rechte Seite und sinke ganz entspannt in meinen rechten Fuß und tief
verwurzelt in den Boden darunter. Jetzt ist der Moment, wo ich „ernte“. Alle
bisherigen Erfahrungen fließen in diesen stabilen Stand, der tief gesunken und
hoch aufgerichtet gleichzeitig ist, damit ich dann meinen linken Fuß vom Boden lösen kann. Ich stelle mir vor, dass wie an
einem Faden, mein linkes Knie gehoben
wird, der linke Fuß hängt entspannt und die Sohle zeigt zum rechten Bein
hin, streicht an diesem entlang hoch, ohne es zu berühren, bis zur Kniehöhe.
Für mich möglich, für jemanden, der nicht stabil verwurzelt stehen kann, ist es
besser, den Fuß nicht so hoch zu heben, immer den eigenen Möglichkeiten
entsprechend, vielleicht auch nur den
Fuß vom Boden lösen und „schleifend“ am Boden zur Seite setzen.
Wenn ich
übe und mich darauf einlasse, kann ich so mit dem gehobenen Fuß auch etwas
länger stehen. Ich beobachte Entspannungswellen aus meinem Standfuß durch
meinen Körper, der eine vollständig elastische Struktur bildet, bis durch meine
Arme und Finger, die einen Kreis vor meiner Brust bilden. Würde mich jetzt
jemand schieben oder ziehen, egal wo am Körper, wäre es für mich schon schwer,
entspannt damit umzugehen, stabil auf diesem einen Bein stehen zu bleiben.
Dann senke ich mich ab. Es ist wichtig für
mich zu erkennen, dass die Tiefe meines Sinkens darüber entscheidet, wie weit
der folgende Schritt zur Seite sein wird. Und es ist genauso wichtig für mich
zu erkennen, dass der Schritt nur so weit sein darf, wie ich mich später in
dieser Haltung bewegen kann und daraus auch mühelos wieder aufrichten werde.
Diese
kleinen Verwindungen in meinem linken Bein und Hüftbereich, weil ich mit meiner
Fußsohle mein rechtes Knie betrachte, führt dazu, dass ich jetzt beim Loslassen
derselben, einen Schritt zur Seite setzten werde. Ich setzte meinen linken Fuß
auf den Boden und lasse mein halbes Gewicht nun durch ihn in den Boden fließen.
Das ist
ein stabiler Stand und sofort bemerke ich den Bogen, den meine Beine bilden,
den ich über lange Zeit des Übens hinweg in meiner Vorstellung entwickelt habe.
Stein für Stein von beiden Seiten aus hoch gemauert und mein Beckenboden dann
den Schlussstein bildend, der die Beine verbindet und das Gewicht des
Oberkörpers auf dem Bogen gleichmäßig verteilt. Meine Knie sind dabei nur wenig
innerhalb der Füße, selbst wenn ich auf einem sehr rutschigen Boden stehen
würde, meine Füße würden nicht zu den
Seiten weggleiten.
Für mich
ein starkes Vorstellungsbild und sehr wichtig, weil die Entspannung der
gesamten Übung davon abhängt, wie ich jetzt stabil und vertikal ausgerichtet
auf diesem Bogen sitzen werde.
Jetzt senke ich mich ab, quasi setzte ich
mich mit meinem verlängerten Rücken und begradigter Wirbelsäule nach unten hin
ab, mein Becken ist entsprechend gekippt. Von der Vorstellung her, als wenn ich
mich auf einen Stuhl setzten würde, aber ohne mich darauf fallen zu lassen.
Eher so, als wüsste ich nicht ob er da ist oder nicht.
Meine Hände senken sich auch und
gehen dann dabei über die Oberschenkel nach außen Richtung Knie und legen sich
dort ab, Daumen nach hinten, Finger zeigen nach vorn. Das ist schlüssig, wie
weit die Hände nach außen gehen wird von der Tiefe des Sinkens bestimmt.
Wenn
mein Körper es nicht schafft, in dieser Struktur zu sitzen, wäre es leicht,
sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abzustützen.
Bei
Prof. Jiao Guorui darf ich lesen:
„Nach
längerer Übungspraxis legt man die Hände gar nicht mehr auf die Oberschenkel
auf, sondern lässt den Raum eines Blattes Papier zwischen Hände und
Oberschenkel.“
Natürlich
habe auch ich am Anfang übertrieben, zu tief gestanden und meine Hände mit dem
gesamten Gewicht meines Oberkörpers aufgestützt. „Zwischen Hände und
Oberschenkel ist Platz“ und ich stehe, sitze mühelos. Als ich das
verinnerlichte, wurde die gesamte Übung vom Kopf auf die Füße gestellt.
Die
Vorstellung, dass mein Kopf, mein Oberkörper nach oben fällt, dass kein Gewicht
durch meine Hände auf die Beine wirkt, dass mein Rücken entspannt und in seiner
inneren Struktur sitzt, mühelos, jedes Teil passt zueinander.
Langes
wiederholtes Üben und ich verstand, wie es gemeint war.
Ich kann
als Übung mal mehr und weniger sinken, also höher oder tiefer gehen im Wechsel
und beobachten, wie meine Hände dabei über die Oberschenkel gleiten, vor und
zurück, mühelos.
Wenn
diese Haltung, die nun so stabil in sich ist
wirkt, löse ich meinen rechte Hüftbereich Kua, die Leiste. Dadurch neigt sich mein Oberkörper nach rechts
, nur soweit, wie ich mit geradem Rücken, ohne dieses Sitzen aufgeben zu
müssen, beugen kann. Mein Kinn ist etwas nach vorn ausgerichtet, weil mein
Blick sich nach vorn unten richtet auf einen Punkt etwa einen Unterschenkel lang weit weg vor meiner Fußspitze.
Dieses
Zusammenspiel von: mein Kopf fällt von der Vorstellung her nach oben und durch
die Neigung jetzt etwas nach vorn, entlastet die Muskeln im Rückenbereich, die
arbeiten wollen. Die Haltemuskeln, die allgemein notorisch unterfordert sind
und deshalb meist nicht gut entwickelt wurden, bekommen dadurch langfristig
einen Impuls sich mehr zu entwickeln und die Haltung zu übernehmen.
Immer
wieder löse ich gedanklich sich willkürlich anspannende Aktionsmuskeln, lasse
die Haltemuskeln die Strukturentwicklung in meinem Körper übernehmen.
Jetzt
löse ich meine linke Kua, Leiste, und dadurch schwenkt mein Oberkörper nach links. Da meine Hände auf den
Oberschenkeln liegen bleiben, wird sich mein linker Ellenbogen beugt und mein
rechter streckt. Meine Arme lassen sich bewegen, selbst sind sie ruhig. Mein
Blick bleibt nach rechts ausgerichtet, so dass mein Oberkörper auch so leicht
nach rechts ausgerichtet bleibt.
Mein
Gewicht ist gleichmäßig auf beide Beine verteilt. Ich spüre eine Verbindung aus
dem rechten Fuß über den Körper bis in den Kopf, der immer noch nach vorn oben
hängt. Ich über ständig daran, diese Ruhehaltung zu verbessern. Stehen meine
Füße verbunden auf dem Boden, ist meine Hüfte entspannt, der Rücken gerade.
Alles ist verbunden und sobald ich von den Achsen abweiche, bemerke ich, wie
Muskeln anfangen zu arbeiten, anspannen, mehr als halten wollen. Meine Struktur
ist da und fließt in den Boden.
Ich
spüre eine spiralige Verbindung durch meinen Körper. Und wenn ich diese löse,
so löse ich auch meine Haltung auf. Mein
Körper schwenkt wie von selbst zurück zur Mitte und umso länger ich über
auch „etwas über die Mittellinie hinaus“.
In dem
ich nun in meine Füße sinke, etwas mehr in meinen rechten, richte ich mich langsam mit geradem Rücken auf und spüre etwas von dem Zug auf meine linke Seite, die sich
schließen möchte. Steigen und Schließen, jetzt zeigt sich, ob ich zu tief
gestanden habe, meine Füße zu weit auseinander gesetzt waren. Mühelos und ohne
mich vom Boden abzudrücken, setzte ich
meinen linke Fuß wieder neben meinen rechten.
Zur
Erleichterung ist es mir empfohlen worden, vor dem Schritt vom rechten Fuß die
Ferse und vom linken Fuß die Zehen nach innen zu drehen, wodurch mein Stand etwas schmaler wird. Und
dadurch ist mein Körper auch etwas nach rechts ausgerichtet, wohin ich auch
schließen werde.
Es gibt
eine Möglichkeit, die ich persönlich ab und zu sehr gern praktiziere, wie sie
auch für die 7. Brokatübung angeboten wird. Dabei sinke ich vor dem Schritt
nach rechts zurück, nachdem ich meine Füße gedreht habe, in meinen linken Fuß,
verdichte die Struktur in meinem linken Bein um dann diese Verdichtung wie eine
Feder wieder loszulassen, bevor ich mit diesem Impuls in meinen rechten Fuß
hinein verlagere.
Dies ist
eine Möglichkeit, die ich für mich selbst entwickelt habe, weil ich sie zur
Entwicklung meines Taijiquan sehr gut gebrauchen kann. Wichtig ist, das
Komprimieren und Loslassen ohne den linken Fuß vom Boden abzudrücken zu
bewegen. Das sieht von außen betrachtet so aus, ist vom Vorstellungsbild her
aber genau anders herum. Es ist etwas wie wenn ein Ball vom Boden hoch prellt,
nach dem er gefallen ist. Im Ball ist kein Muskel eingebunden, der diesen
zusätzlich zur elastischen Hülle vom Boden wegstößt.
Meine
Arme haben sich in der Zeit vor meinem Körper auf Brusthöhe gehoben und bilden
wieder diesen horizontalen Kreis. Dann werde ich sie zu den Seiten nach außen
und unten führen, wie ich bei den anderen Brokaten mich auch so bewegt habe.
So fügt
sich alles zusammen und ich stehe am
Ende wieder so da, wie ich begonnen habe, um dann die gesamte 5.
Brokatübung zur anderen Seite nach genau der gleichen Anleitung mit
vertauschter linker und rechter Seite zu bewegen.
Wenn ich
jetzt nach dem Üben gemütlich an meinem Teetisch bin, denke ich auch gerade an
diese 5. Brokatübung. Ich sitze hier auf meinem Hocker ohne Lehne, bin
aufgerichtet und entspannt. Meine Beine haben die gleiche Struktur des Bogens
auf dem ich sitze nur etwas niedriger, so niedrig wie ich beim Üben nicht
stehen würde, weil es zu viel wäre.
Nach
oben und nach unten wahrnehmen durch meine Wirbelsäule in den Hocker, der so
stabil ist, dass er zurück reflektiert und mir dadurch bei meiner Aufrichtung
behilflich ist.
Wenn ich
über den Tisch reiche, um zum Beispiel meine Kanne zu nehmen, ist das das
gleiche Beugen und Schwenken wie bei den Brokaten. Es ist mir ein wichtiges
Anliegen, begreiflich zu machen, dass es keine Trennung zwischen den Übungen
und dem Alltag gibt. Ich übe eine Haltung oder Bewegung und im Alltag frage ich
mich dann, ob es vergleichbare Möglichkeiten der Haltung oder Bewegung gibt.
Erst dann schließt sich der Kreis für mich ganz.
jetzt: Verlag: Mediengruppe Oberfranken; Auflage: 8
DVD - Die 8 Brokate - Video mit Jiao
Guorui Deutsch DVD vermutlich ab
30.03.2020 erhältlich? – bis 03.04.2020 noch nicht erschienen
Video
bei YouTube: von anderen Übenden:
Frau Sylvie Roucoulès - zimisart
Herr Sandro
Di Terlizzi
Übersicht
der Beiträge:
1.
Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/03/8-brokate-ubung1-halte-das-universum.html
- Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-3-einen-arm-heben.htm
- Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/04/8-brokate-ubung-4-nach-hinten-blicken.html
6. Brokatübung: https://krabbenhueter.blogspot.com/2020/05/8-brokate-ubung-6-nach-unten- beugen.html
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