Mittwoch, 1. Februar 2017

Die Entdeckung des Schulterblatts

Das Schulterblatt ist kein neues Thema für mich. Immer wieder taucht es auf und verschwindet dann wieder im Schatten des Schultergelenks. Bei den“ drei äußeren Verbindungen“ ist zum Beispiel immer vom Schultergelenk die Rede und das man es mit dem Hüftgelenk verbinden soll. Und deshalb öffne ich meine Arme so wie viele, in dem ich mein Schultergelenk bewege. Was macht nun das Schulterblatt in der Zeit? … Es ruht und verwächst damit mit dem hinteren Rücken zu einer unlösbaren Einheit. Da brauch ich mich nicht zu wundern, dass es beim Pushen nicht gut funktioniert.
Meine erste Begegnung mit dem Schulterblatt war, als mir die Erkenntnis dämmerte, dass wir früher auf allen vier Extremitäten unterwegs waren und sich dadurch das Heben der Arme in ein Fallen nach vorn, unten ergibt. Aber was fällt da nach vorn, unten, wenn der Oberarmknochen fest mit seiner Kugel im Gelenk verankert ist? Was bedeutet es, den Rücken zu runden?

Das Schultergelenk ist mit dem Schulterblatt verbunden. Und das Schulterblatt gleitet über die tieferen Rückenschichten, ist in das Gewebe eingebettet, kann sich drehen und verschieben, sowohl horizontal, wie auch vertikal. Wenn ich beim Heben des Armes die Schulter mit anhebe, verschiebe ich es mit. Ich liege auf einer schmalen, hohen Bank, so dass meine Arme und Beine frei zu den Seiten herabhängen können. So erreiche ich den Zustand, als wenn ich auf allen Vieren laufen würde. Die Schulterblätter sind nach außen verschoben, der Rücken ist rund. Es fehlt der Druck durch Hände und Füße, also der Zug der Erde auf mich. Ein anderes Thema…

Jetzt ergibt sich die Frage, wie die Muskeln beschaffen sind, die das Schulterblatt mit der Wirbelsäule verbinden? Wahrscheinlich zu kurz und verspannt. Beuge ich mich im Stand nach vorn unten, lasse meinen Oberkörper herabhängen, so fühle ich, wie diese Muskeln gezogen werden. Das ist die beste Möglichkeit daran zu arbeiten, sie loslassen. Bei der ersten Bewegung in der Form „die Arme heben“, stelle ich mir vor, dass die Arme so nach vorn gehen, als wenn ich mich nach unten hängen lasse, sie also nach vorn fallen. Und dann versuche ich diese Muskeln ( Schulterblatt – Wirbelsäule ) loszulassen.

Es gibt viele Bewegungen in der Form, die eigentlich mit dem Schulterblatt bewegt werden sollten. Und ich sehe oft, wie stattdessen einfach das Schultergelenk verwendet wird. Ganz deutlich zum Beispiel beim“ Rückwärts Gehen und den Affen vertreiben“, die Hand geht nach hinten und die Schulter zeigt nach vorn. Eine isolierte Armbewegung ohne Verbindung zum Körper, ohne Möglichkeit Kraft zu übertragen, falls jemand angreift. Aus den Füßen, durch die Beine, in den Rücken, über das Schulterblatt, in das Schultergelenk, in den Arm, bis in die Hand, leitet sich meine Entspannungswell und bewegt damit, was ich pushen will.

Jetzt wird es kompliziert:
Welche Muskeln muss ich denn nun loslassen, damit sich mein Arm nach schräg hinten bewegt? Einfach wäre es, die Muskeln zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt anzuspannen. Na gut, verspannt sind die sowieso schon genug…  Also am Schulterblatt sind Muskeln befestigt, die das Schulterblatt drehen können, so dass es wie heraussteht, und an der Außenseite zur Körpervorderseite sind welche, die das Schulterblatt eben nach außen ziehen.

Ich halte etwas Schweres in meinen Händen, beuge mich nach vorn unten und beobachte. Alle Muskeln lassen los und meckern rum. Wenn ich nun kurz die Muskeln ( Schulterblatt – Wirbelsäule ) anziehe, kann es sein, dass ich die Gegenspieler bemerke. Da setze ich an. Wenn meine Entspannungswelle aus der Wirbelsäule in das Schulterblatt übergeht, wird der Rücken im ersten Moment runder. Erst wenn sie weitergeht vom Schulterblatt ergibt sich eine minimal kleine Bewegung des Öffnens des Schulterbereiches. Daran lohnt sich zu arbeiten. Ach so viele Muskeln sind an dieser Bewegung des Armes nach hinten beteiligt! Und wie viele davon sind sich gegenseitig im Weg und verspannen damit den gesamten Rückenbereich.

Es ist so verlockend einfach, den Arm durch die Bewegung der Kugel im Gelenk zu bewegen. Große weiträumige Bewegungen entstehen. Die Bewegung im Schulterblatt dagegen ist mickrig und klein. Zum Beispiel beim „Fächer“ aus der Form, weite öffnende Bewegungen, meine dagegen sind fast unscheinbar und nicht anwendbar aber irgendwie ehrlicher, innerer, verbundener… Erst als ich das wirklich spürte, ahnte ich, was“ Inneres“ von „Äußeres“ unterscheidet. Unter Belastung bricht das schnell zusammen. Na klar, jetzt sind die Muskeln gefragt, die sonst nie was zeigen müssen. Anspannung wäre leicht, loslassen und Kraft dagegen neutralisieren zu müssen ist fast unmöglich umzusetzen. Also bitte weniger Kraft und langsam steigern.

Immer wieder der Rückfall in die alten bequemen Bewegungsmuster. Immer wieder das übertriebene Muskelstärkungsprogramm an den falschen Stellen, die falschen Muskeln, die sich so wohlfühlen in ihrer Stärke, sich immer wieder vordrängeln in der Anwendung…

Stehe ich schulterbreit und breite meine Arme zu den Seiten aus, so merke ich, ob ich nur die Arme im Kugelgelenk bewege (1) oder die Muskeln ( Wirbelsäule – Schulterblatt ) anspanne (2) oder die Kette nacheinander loslasse (3), wenn ich darauf achte. 3 Möglichkeiten für diese einfache Bewegung!



Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es wichtig ist der Lage des Schulterblattes und dessen Bewegung mal einer etwas genaueren Beobachtung zu unterziehen. Dann allerdings sollte man an die Entspannung und Durchleitung aus den Füßen in die Hände denken. Und zum Schluss ist es wohl besser alles wieder zu vergessen und eine geschlossene  Bewegungskette ohne Anspannung im Rückenbereich zu bewegen. Übertreibung in jeder Richtung sowie zu genaue  Beobachtung punktuell im Detail sind dagegen nicht im Sinne des Gesamten zu verstehen und zu unterlassen.

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