Das Schulterblatt ist kein neues Thema für mich. Immer
wieder taucht es auf und verschwindet dann wieder im Schatten des
Schultergelenks. Bei den“ drei äußeren Verbindungen“ ist zum Beispiel immer vom
Schultergelenk die Rede und das man es mit dem Hüftgelenk verbinden soll. Und
deshalb öffne ich meine Arme so wie viele, in dem ich mein Schultergelenk
bewege. Was macht nun das Schulterblatt in der Zeit? … Es ruht und verwächst
damit mit dem hinteren Rücken zu einer unlösbaren Einheit. Da brauch ich mich
nicht zu wundern, dass es beim Pushen nicht gut funktioniert.
Meine erste Begegnung mit dem Schulterblatt war, als mir die
Erkenntnis dämmerte, dass wir früher auf allen vier Extremitäten unterwegs
waren und sich dadurch das Heben der Arme in ein Fallen nach vorn, unten
ergibt. Aber was fällt da nach vorn, unten, wenn der Oberarmknochen fest mit
seiner Kugel im Gelenk verankert ist? Was bedeutet es, den Rücken zu runden?
Das Schultergelenk ist mit dem Schulterblatt verbunden. Und
das Schulterblatt gleitet über die tieferen Rückenschichten, ist in das Gewebe
eingebettet, kann sich drehen und verschieben, sowohl horizontal, wie auch
vertikal. Wenn ich beim Heben des Armes die Schulter mit anhebe, verschiebe ich
es mit. Ich liege auf einer schmalen, hohen Bank, so dass meine Arme und Beine
frei zu den Seiten herabhängen können. So erreiche ich den Zustand, als wenn
ich auf allen Vieren laufen würde. Die Schulterblätter sind nach außen
verschoben, der Rücken ist rund. Es fehlt der Druck durch Hände und Füße, also
der Zug der Erde auf mich. Ein anderes Thema…
Jetzt ergibt sich die Frage, wie die Muskeln beschaffen
sind, die das Schulterblatt mit der Wirbelsäule verbinden? Wahrscheinlich zu
kurz und verspannt. Beuge ich mich im Stand nach vorn unten, lasse meinen
Oberkörper herabhängen, so fühle ich, wie diese Muskeln gezogen werden. Das ist
die beste Möglichkeit daran zu arbeiten, sie loslassen. Bei der ersten Bewegung
in der Form „die Arme heben“, stelle ich mir vor, dass die Arme so nach vorn
gehen, als wenn ich mich nach unten hängen lasse, sie also nach vorn fallen.
Und dann versuche ich diese Muskeln ( Schulterblatt – Wirbelsäule ) loszulassen.
Es gibt viele Bewegungen in der Form, die eigentlich mit dem
Schulterblatt bewegt werden sollten. Und ich sehe oft, wie stattdessen einfach
das Schultergelenk verwendet wird. Ganz deutlich zum Beispiel beim“ Rückwärts
Gehen und den Affen vertreiben“, die Hand geht nach hinten und die Schulter
zeigt nach vorn. Eine isolierte Armbewegung ohne Verbindung zum Körper, ohne
Möglichkeit Kraft zu übertragen, falls jemand angreift. Aus den Füßen, durch
die Beine, in den Rücken, über das Schulterblatt, in das Schultergelenk, in den
Arm, bis in die Hand, leitet sich meine Entspannungswell und bewegt damit, was
ich pushen will.
Jetzt wird es kompliziert:
Welche Muskeln muss ich denn nun loslassen, damit sich mein
Arm nach schräg hinten bewegt? Einfach wäre es, die Muskeln zwischen
Wirbelsäule und Schulterblatt anzuspannen. Na gut, verspannt sind die sowieso
schon genug… Also am Schulterblatt sind
Muskeln befestigt, die das Schulterblatt drehen können, so dass es wie
heraussteht, und an der Außenseite zur Körpervorderseite sind welche, die das
Schulterblatt eben nach außen ziehen.
Ich halte etwas Schweres in meinen Händen, beuge mich nach
vorn unten und beobachte. Alle Muskeln lassen los und meckern rum. Wenn ich nun
kurz die Muskeln ( Schulterblatt – Wirbelsäule ) anziehe, kann es sein, dass
ich die Gegenspieler bemerke. Da setze ich an. Wenn meine Entspannungswelle aus
der Wirbelsäule in das Schulterblatt übergeht, wird der Rücken im ersten Moment
runder. Erst wenn sie weitergeht vom Schulterblatt ergibt sich eine minimal
kleine Bewegung des Öffnens des Schulterbereiches. Daran lohnt sich zu
arbeiten. Ach so viele Muskeln sind an dieser Bewegung des Armes nach hinten
beteiligt! Und wie viele davon sind sich gegenseitig im Weg und verspannen
damit den gesamten Rückenbereich.
Es ist so verlockend einfach, den Arm durch die Bewegung der
Kugel im Gelenk zu bewegen. Große weiträumige Bewegungen entstehen. Die
Bewegung im Schulterblatt dagegen ist mickrig und klein. Zum Beispiel beim „Fächer“
aus der Form, weite öffnende Bewegungen, meine dagegen sind fast unscheinbar
und nicht anwendbar aber irgendwie ehrlicher, innerer, verbundener… Erst als
ich das wirklich spürte, ahnte ich, was“ Inneres“ von „Äußeres“ unterscheidet.
Unter Belastung bricht das schnell zusammen. Na klar, jetzt sind die Muskeln gefragt,
die sonst nie was zeigen müssen. Anspannung wäre leicht, loslassen und Kraft
dagegen neutralisieren zu müssen ist fast unmöglich umzusetzen. Also bitte
weniger Kraft und langsam steigern.
Immer wieder der Rückfall in die alten bequemen
Bewegungsmuster. Immer wieder das übertriebene Muskelstärkungsprogramm an den falschen
Stellen, die falschen Muskeln, die sich so wohlfühlen in ihrer Stärke, sich
immer wieder vordrängeln in der Anwendung…
Stehe ich schulterbreit und breite meine Arme zu den Seiten
aus, so merke ich, ob ich nur die Arme im Kugelgelenk bewege (1) oder die
Muskeln ( Wirbelsäule – Schulterblatt ) anspanne (2) oder die Kette
nacheinander loslasse (3), wenn ich darauf achte. 3 Möglichkeiten für diese
einfache Bewegung!
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es wichtig ist der
Lage des Schulterblattes und dessen Bewegung mal einer etwas genaueren
Beobachtung zu unterziehen. Dann allerdings sollte man an die Entspannung und
Durchleitung aus den Füßen in die Hände denken. Und zum Schluss ist es wohl
besser alles wieder zu vergessen und eine geschlossene Bewegungskette ohne Anspannung im
Rückenbereich zu bewegen. Übertreibung in jeder Richtung sowie zu genaue Beobachtung punktuell im Detail sind dagegen
nicht im Sinne des Gesamten zu verstehen und zu unterlassen.
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