Freitag, 16. Oktober 2020

Zheng Shan Xiao Zhong – schwarzer Felsentee und ein Teekrug


Gelegentlich gibt es Momente, in denen man erkennt, wozu es „nütz“ einen blog zu schreiben.

Die Konzentration von Geschichten, die für sich betrachtet, in einzelne Fragmente zerfallen, im Gesamten aber hinführend sind. Oder aber jemandem zu empfehlen, diesen blog zu lesen,  um sich die umfangreiche Einführung in die Teewelt "zu ersparen".


Letztens war so ein Moment und es reihte sich die ganze Welt des Tees vom ersten Moment bis zu diesem Tisch hin auf.

Und nebenbei gesagt, war ich dort um mir einen Teekrug ganz besonderer Art abzuholen.

Das sind die Geschichten, die ich meine.

Vor einiger Zeit hatte ich mich für einen Teekrug aus Glas interessiert, den es offensichtlich aber nicht so einfach zu kaufen gab.

„Der Teekrug - Gong Dao Bai dient dazu, den Tee aus der Kanne oder dem Gaiwan umzugießen, damit der ganze Gießverlauf in einem Gefäß gemischt wird,  um ihn dann gleichmäßig, homogen auf die einzelnen Teeschalen zu verteilen. Gleichzeitig wird dadurch der Aufguss auch etwas abgekühlt, falls der Tee sehr heiß gegossen wird, damit der Tee beim Trinken dann angenehm temperiert ist und so seine Aromen besser hervorbringt.“

Außerdem kann ich so sehr schön die Farbe des Aufgusses beobachten.

Schließlich führte mich meine Suche zu Nan Yi nach Berlin und ich bekam dort einen Teekrug angeboten, der meine Phantasie, was meine Wünsche betraf, sogar noch überflügelte. Schon das Suchen ohne zu intensiv zu suche, das Warten auf etwas Passendes, das erste Bild und das Warten danach, bis ich ihn endlich persönlich abholen konnte, der erste Blick im Teeladen…


Nun erst, wo er in meinem Regal einen festen Platzt bekommen hat, kann ich diese Suche als beendet erklären.

( Ich wünschte mir schon etwas Durchsichtiges, wollte aber nicht diese glatten einfachen Krüge nehmen, die oft etwas langweilig wirken. Hier dagegen bricht sich das Licht in jeder Falte und die Farbe des Tees zieht meine Blicke an, wirkt oft fast etwas geheimnisvoll. )


Dazu ein Tee, passend ausgesucht, in einer Farbe, die diese Faltung unterstreicht.

Zheng Shan Xiao Zhong – schwarzer Felsentee. Das sind ganz feine, dünne Nadeln die schon aus der Tüte interessant nach Hongcha und Früchte duften, die ganz frische Ernte aus dem Frühling 2020.


Ich probierte ihn im Laden und nun auch hier bei mir am heimischen Teetisch.

3g des Tees in meinem glasierten Tongaiwan, 100 ml, wie empfohlen, schon der Duft der erwärmten Blätter ist stark und typisch Hongcha mit hellen Früchten - Äpfel, ganz sauber.


Der erste Aufguss dann, das Wasser bei 90 Grad C. gleich intensive, deutlich präsent, Hongcha, weich, fruchtig und etwas Lakritz? , auf jeden Fall mineralisch.


Der zweite Aufguss mit 45 s. , der erste war 30s. , im Gaiwan, noch kräftiger, schöne rote Farbe, die wirklich klar im neuen Krug anzusehen ist und fruchtig, cremig im Hals.


Die nächsten Aufgüsse dann, 60 s., 90 s., gleichbleibend stark und mit beginnend wärmender Wirkung für mich, an diesem doch etwas frischem Tag, mit leichtem Nieselregen, weshalb ich es vorzog, drinnen, am Tisch meinen Tee zu gießen.

Wirklich schöne Aromen, verbunden mit einem schönen Anblick im Glas.


Die feuchten Blätter, nicht viel größer als die trockenen zu Beginn, schmal geformte Nadeln, Spitzen, kaum als Blätter zu erkennen.


Zusammenfassend wieder eine Geschichte, die ich mir hätte so nicht ausdenken können und ein Tee, den ich noch später am Tag als Geschmack in meinem Mund verspürte.

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