Manchmal bekomme ich beim Teekauf noch etwas dazu. Kleine
Proben von Tees, die auch für mich interessant sein könnten. Oft ist es leider
so, dass ich mich mehr um meine Themen kümmere und die Proben erst einmal zur
Seite lege. Manchmal ist die Tüte auch nicht beschriftet, so dass sich
schließlich nicht mehr ergründen lässt, worum es sich dabei handeln könnte.
„Da liegt eine kleine
Tüte mit Tee auf meinem Tisch. Wo kam er her? Was ist darin für ein Schätzchen
verborgen?“
Ich weiß es nicht mehr. Und die Tüte selbst gibt mir auch
keine Anhaltspunkte dafür.
Also lasse ich mich überraschen.
Ich nehme einen „neutralen“ Porzelangaiwan, nicht zu groß,
damit die Probe vielleicht für zweimal reicht. Dazu einen Abgießkrug und eine
kleine Trinkschale.
Mit diesem Set werde ich den Tee erkunden.
Nach dem Aufschneiden der Tüte, leere ich diese auf dem
Babusschiffchen aus. Kleine, feine, dunkle Blätter, nicht gerollt, und
dazwischen goldene Spitzen fallen mir sofort auf. Der Tee duftet wenig aber
angenehm. Geht irgendwie in Richtung Hongcha. Und das gefällt mir schon einmal
sehr gut.
Im angewärmten Gaiwan entwickeln die Blätter erste zarte
Aromen, dunkle Töne, Honig, Karamell, etwas Kräuter aber auch etwas durchaus
„Gelbes“.
Der Aufguss dann zeigt sich mit dunkler, brauner Farbe,
jedoch nicht rotbraun, wie ich es erwartet hätte. Das ist eher in Richtung
Ocker mit einem Stich Grün drin.
Dann schlürf ich den ersten Schluck und lasse ihn in meinem
Mund wirken.
Dieser Moment, wenn der Tee, gut temperiert, nicht zu heiß,
obwohl heiß gegossen, sich in meinem Mundraum ausbreitet, wie ich seine Textur
spüre, erste Geschmackseindrücke entdecke, denen ich noch nicht folgen will,
weil ich nichts erwarten möchte. Ja, das ist Hongcha, ein schöner roter Tee,
den wir hier in EU schwarz nennen würden (durchoxidiert). Aber da ist auch noch
etwas anderes dabei. Ich würde es gelb nennen. Das erinnert mich etwas an die
Heichas, die ich im frühen Frühling probieren durfte. Da ist etwas getreidiges,
malziges für mich zu erkennen.
Der zweite Aufguss dann, wie zu erwarten, kräftiger, mit
mehr Geschmack drin, hin zum klassischen Hongcha. Die Aufgüsse selbst zeigen
leichte Trübung, feine Härchens waschen sich von den Blättern ab. Und das ist
dann auch keine Qualitätseinbuße.
Der dritte Aufguss dann entwickelt sich wirklich zum
klassischen Hongcha, rot und mit leichter Astringenz an meiner Zungenspitze.
Ich hatte 2,4g in meinen 45ml Gaiwan genommen, weil ich so
aus der Probe genau zwei mal Tee gießen konnte. Und die Menge ist ganz angenehm
für mich.
Der Tee wärmt mich von innen, ich spüre ihn jetzt deutlich.
Der fünfte Aufguss wird dann leichter, ist aber noch
aromatisch.
Dann möchte ich mir die feuchten Blätter betrachten. Feine
dünne, nadelartige Blätter und Blattspitzen, sehr ordentlich und gleichmäßige
nadelnd, brauner Färbung, typisch wie Hongchas eben sind, gefallen sie mir sehr
gut und zeugen von guter Verarbeitung.
So wie meine Orchidee unbemerkt von mir, wieder neue Blüten
treibt, überraschen mich auch diese unbekannten Tees oft.
Dieser Tee ist mit seinen interessanten Aromen und seinen
schönen Blättern ergiebig und leicht zu gießen, mit seinem wärmenden Charakter
etwas für kühlere Tage, gefällt mir also sehr gut.
Und zur Sorte selbst möchte ich nur so viel sagen, dass es sich
bestimmt um einen Hongcha handelt (ich erwähnte es jetzt oft genug), vermutlich
um einen Dianhong, also einen Tee aus Yunan, wo sonst auch die Puerhs
herkommen. Genaueres wage ich allerdings nicht zu vermuten, wobei dieser
Geschmack in den ersten Aufgüssen schon etwas „speziell“ war, also angenehm
speziell.
Dieser Beitrag ist keine
Werbung, warum auch, ich kann mich ja selbst nicht einmal an den zu Bewerbenden
erinnern J
.
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