An meinem Teetisch habe ich schon verschiedene Methoden
versucht, Tee aufzugießen.
Es ist nicht an mir zu bewerten, welche besser oder
schlechter ist, mal davon abgesehen, dass es natürlich Möglichkeiten gibt, den
Tee so zu malträtieren, dass er sich verweigert.
An einem Ende sehe ich die Möglichkeit, mit hoher
Konzentration und kurzen Ziehzeiten, den Tee über ein breites Spektrum zu
ziehen und in diesem Verlauf der Aufgüsse unterschiedlich lösbare Aromen
aufzuspalten, so dass diese dann separat erfahren werden können.
Auf der anderen Seite steht dann der „Singelaufguss“, in dem
alle Aromen zusammenfallen, verbunden mit einer niedrigen Konzentration und
längerer Ziehzeit.
Ich habe mir gedacht, beide Extreme zu verbinden und einmal
gleichzeitig zu beobachten.
Da habe ich also links die Tonkanne ( 45ml) mit 2,5 g eines
Puerh aus Lincang von 2015, den ich gerade frisch eingekauft hatte.
Und da ist rechts der Gaiwan aus Porzellan, der mit 150 ml
und gleicher Teemenge am anderen Ende steht.
Dazu kommt noch der Einfluss von offenporigem Ton und
glasiertem Porzellan. Aber das blende ich aus, weil ich unvoreingenommen die
Tees beobachten möchte.
Trinken werde ich dann aus zwei gleichen Porzelanschalen.
Auch wenn ich natürlich weiß welcher Tee in welcher Schale ist, sollte
wenigstens der Eindruck von Gleichheit vorhanden sein.
Der Puerh selbst, locker gepresst und angenehm zurückhaltend
duftend, ist ein Gushu, der jetzt an der Entscheidung steht, ob er gelagert
werden könnte oder als frischer Pu einfach ausgetrunken werden sollte. Bei
meiner kleinen Menge lohnt es sicher nicht darüber nachzudenken. Aber ich
wüsste ja, wo noch mehr von diesem Tee eingekauft werden könnten.
Für den blog ist dies der Moment, auch wenn ich den Tee mit
beiden Möglichkeiten getrennt auch schon vorher gegossen habe, Tee genießen
oder für den Bericht probieren sind immer zwei getrennte Bereiche, die dann
letztendlich in diesen Text zusammenfließen.
Ich nehme heißes, kurz gekühltes Wasser, spüle beide Gefäße
damit aus und lasse den trockenen Tee dann vorbereitend in den Gefäßen kurz
ruhen. Der Duft dann zeigt schon etwas vom Charakter des Tees.
Der Gaiwan hat da einen geringen Vorteil durch seine große
Öffnung und verströmt zarten Duft, lässt mich mehr Aromen entdecken.
Der erste Aufguss oft noch etwas undifferenziert in der
Tonkanne, wegen der geringen Menge aber zu vernachlässigen, ist dagegen im
Gaiwan schon die Summe dessen, was den Pu ausmacht. Nicht mehr ganz frisch,
grün, mit einigen gerundeten Kanten, finde ich ihn angenehm und mit seinen
kräutrigen Aromen wenig bitter.
Die nächsten Aufgüsse aus der Tonkanne, um „aufzuholen“
werden dagegen trotz sofortigem „Auf- und wieder Abgießen“, stark und auch
„dick“. Und da ist auch eine leichte Astringenz an der Zungenseite und dem
Gaumen.
Mir persönlich würden 2g vielleicht auch reichen, bei dieser
Kannengröße. Aber der Versuch geht eben „extrem“ und deshalb „Kannenfüllung“.
Weitere Aufgüsse im Gaiwan zeigen den Tee von seiner
bequemen Art, gleichbleibend und gut zu trinken, ohne besonders aufzufallen.
In der Tonkanne zieht sich der Verlauf etwas hin. Starke
Aufgüsse, verzeihen das geringste Zögern nicht und ich habe viel zu tun, um in
den Bereich zu kommen, wo der Tee etwas nachlässt und sich zurücknimmt. Dann
wird er etwas süßer und bescheidener.
Jede Methode hat ihre Zeit und würde sie öfters ausgeführt,
stellt sich, dank kleiner Anpassungen, ein Optimum ein.
Auch andere Tees habe ich auf diese Art, allerdings an
verschiedenen Tagen, so probiert und mir für beide Varianten bestimmte,
tagestypische Varianten erarbeitet.
Der Gaiwan ist gut für einen Tag geeignet, an dem ich
einfach nur sein möchte, ohne dabei aber zu viel „arbeiten“ zu müssen. Dann ist
der Tee selbst auch im Hintergrund aber nicht egal und ich beobachte mich oder
meine Umgebung.
Die konzentrierte Methode mit der Tonkanne, ist mehr für den
Tee selbst geeignet. Bekomme ich einen Tee zum Probieren, werde ich ihn meist
auch konzentriert aufgießen, um zu sehen, wie er sich so zeigt.
Gute Tees verzeihen viel und zeigen in beiden Varianten ihre
Besonderheiten, sind aber nicht ungeeignet für die eine oder andere Methode.
Ein schöner Versuch und mir bestätigend, was ich schon lange
ahnte. Es gibt nicht „die“ Methode. Jede hat ihre Berechtigung zu ihrer
geeigneten Zeit, verwendet zu werden.
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