Manchmal kommen zwei Dinge einfach passend zusammen.
Bei mir war es so, dass ich gerade einen Tee bekam, der mir
sehr interessant erschien. Und kurz darauf konnte ich einen Gaiwan erwerben,
der mir ganz gut dazu zu passen schien.
Ich genieße gern Oolongs und ab und zu auch Puerh. Gern habe
ich auch gelagerte Tees in meiner Schale. Und wenn sich das kombiniert, wie in
diesem Fall hier, bin ich auf jeden Fall interessiert.
Puerh, gelagert, kennt man ja. Aber Oolong gelagert, gibt es
nicht so oft. Aber ich hatte schon verschiedentlich das Vergnügen. Wobei ich
sagen muss, dass sich dieses auch erst mit der Zeit entwickelte. Vor einiger
Zeit hatte ich schon ähnliche Tees und war mir der Güte dann doch nicht so
bewusst, einfach, weil ich sie nicht verstanden habe.
Ein gelagerter Tee schmeckt manchmal auch einfach nur
"Alt". Aber hinter diesem "Alt" steckt oft auch mehr, wenn
er gut verarbeitet und gelagert wurde. Nun hatte ich schon schlechte Exemplare
und war etwas im Zweifel. Aber ich hatte auch schon sehr gute, empfohlene und
konnte vergleichen.
Als ich diesen Tee das erste mal trank, war ich in
Gesellschaft und vielleicht auch etwas abgelenkt. Aber ich erkannte eigentlich
gleich, dass der was hat.
Paochong, gelagert, ich weiß nicht sehr viel über ihn, aber
nun, werde ich ihn in Ruhe probieren.
Letztens sah ich einen Gaiwan stehen, der, aus Ton geformt,
farblich nicht sehr auffällig war. Aber ich dachte schon öfters mal über einen
unglasierten Tongaiwan für bestimmte Tees nach und ob dieser den Geschmack des
Tees auf angenehme Art beeinflussen würde.
Nun stand dieser also da und gefiel mir von seiner Form her
sehr gut. Er lag auch gut in der Hand und ließ sich entsprechend ausgießen.
Also hab ich ihn nun bei mir und werde darin den Paochong gießen.
Wenn ich die Packung öffne, bemerke ich gleich diesen
typischen gelagerten Duft. Die Blätter sind dunkel und unauffällig, auch Stiele
sind zu sehen. Aber es ist nicht so unangenehm, wie man denken könnte. Und wenn
ich ihn dann im vorgewärmten Gaiwan rieche, wirkt er wirklich noch einmal ganz
anders und wieder anders in seinen späteren Aufgüssen.
Ich weiß grad nicht, wie alt der ist, aber er wirkt
bedeutend älter als 10 Jahre.
Deshalb habe ich ihn auch zwei mal gewaschen, bevor ich den
ersten Aufguss, da ich viel Tee nahm, mit kurzer Ziehzeit, probierte.
Der Aufguss hat dunkle Farbe und etwas den Geschmack von
lange gelagertem Puerh, die sheng Variante, aber auch wieder noch anders. Ich
winde mich etwas, weil ich mich selten so genau festlegen möchte. Ich bemerke
etwas kräutriges, medizinisches, Ginseng wird mir gesagt, etwas, ganz wenig
dunkel, fruchtiges und da ist etwas kartoffeliges, mit Sand dran, insgesamt steckt schon was drin. Also da ist
diese Lagerung aber auch irgendwie Klarheit, rund und weich, etwas Leder wie
alte Schuhe...
Bei späteren Aufgüssen dann, verschiebt sich das Aroma
etwas, ich erkenne getreidiges, wie Malzkaffee.
Die Farbe des Aufgusses ist wirklich schön und kräftig. Der
Tee ist anregend aber nicht zu aufregend. Ich spüre seine Wärme nicht nur wegen
des heißen Aufgusses sondern auch von innen her.
Später dann kommt der Moment, wo der Tee "erdet"
und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ich werde ruhig und sitze gesunken,
unglaublich, wie sich das anfühlt.
Für den Gaiwan war das ein schöner Einstand. Der war ja
schon etwas "vorbereitet" so dass ich ihn sofort benutzen konnte.
Mir gefällt diese Farbe und die etwas raue Oberfläche mit
den kleinen kugelförmigen Unebenheiten. Und er hat auch einen schönen Aufbau,
eine klare Form und eine leichte Art des Anhebens. Am Klang kann ich bemerken,
dass er schön heiß gebrannt wurde und durch die Passform des Deckels kann ich
gut und schnell abgießen ohne dass kleine Teile mit hinausgespült werden. Das
liebe ich ganz allgemein an Gaiwans, dass ich durch die Größe des Spaltes am
Deckel selbst reguliere, wie ich abgieße.
Und so gieße ich immer wieder auf und ab und beobachte die sich langsam verändernde Aromen, den Schritt, an dem er etwas leichter wird,
immer noch dunkle Farbe im Aufguss. Bitterkeit ist diesem Tee ja fremd aber
direkte Süße, wie bei Puerhs werde ich am Schluss auch nicht entdecken. Er wird
einfach leichter und das Wasser selbst dringt geschmacklich mehr durch.
Zusammenfassend möchte ich sagen, dass dies mal wieder ein
glückliches Zusammentreffen war und ich schon darüber nachdenke, wie ich
Porzellan- und Tongaiwan parallel den gleichen passenden Tee gießen lassen kann,
um so vielleicht etwas Unterschiedliches zu bemerken. Ich bin mir da nicht so
sicher, gerade bei den angestrebten Teesorten, die ich dafür nehmen würde.
Und dann: da war doch noch was? Die Erinnerung kommt
zögerlich, an einen
Tee aus vergangenen Tagen, den ich einmal probieren durfte,
sicher verwart in meiner "Oolongdose" ein kleiner Rest,
"Nankang, Laocha, Oolong 1969" Ich hatte dazu sogar einen Beitrag im
Teeforum, hier, geschrieben.
Es ist wirklich beachtlich, wie aus einem leicht oxidiertem
Paochong ein solcher gelagerter Tee entstehen kann.
Ja, es ist der gleiche, welch erstaunliche Zufälle es gibt.